Motorradmessen boomen. Doch die Intermot in Köln droht abzurutschen.
Im Gegensatz zu den Automessen boomen die Motorradmessen. Die ehemals größte Motorradmesse Intermot in Köln musste ihre Spitzenposition jedoch an (nein, diesmal nicht China) die Eicma in Mailand abgeben und droht weiter abzurutschen. Trotz der in Deutschland fast zweistellig steigenden Zulassungszahlen. Die Frankfurter Allgemeine berichtet zum Wettbewerb zwischen Köln und Mailand.
Von Ulf Böhringer:
Noch wenige Tage, dann wird es auf dem Messegelände im Mailänder Vorort Rho wieder turbulent: Die Eicma ist ein buntes, herrlich italienisches Spektakel. Vom 7. bis zum 10. November findet die Motorrad- und Rollermesse zum 77. Mal statt. Zuvor sind zwei Tage für Journalisten und Fachbesucher reserviert. Mailand präsentiert die Neuheiten des Modelljahrs 2020 geballt, die seit 2006 wieder in Köln ansässige Intermot, die im Unterschied zur Eicma nur alle zwei Jahre stattfindet, pausiert dieses Jahr. Das freut geplagte Aussteller, die sich in "geraden" Jahren der Belastung von zwei Messen ähnlicher Art im Abstand von kaum vier Wochen ausgesetzt sehen. Köln gerät zusehends ins Hintertreffen. Während die Intermot zwar ihre Besucherzahlen (angeblich 220.000) halten kann, aber bei Ausstellern zuletzt deutlich an Resonanz einbüßte, brummt die Eicma. 2018 registrierte man dort die Rekordzahl von (ebenso angeblich) 744.000 Besuchern, die Ausstellerzahlen liegen höher als in Köln, sind zudem stabil bis wachsend. Mailand sei gesetzt, hört man in der Zweiradbranche allenthalben. Und Köln? Augenrollen, Schulterzucken. Seit der 1990 gegründete Industrie-Verband Motorrad Deutschland (IVM) die Durchführung der einst weltweit bedeutendsten Zweiradmesse zur eigenen Sache gemacht, die Intermot 2006 von München nach Köln zurückgeholt hat und die Eicma dadurch auf Konfrontationskurs ging, dass sie auch in den geraden Jahren um Weltpremieren buhlte und die seit 2006 neuen Messehallen damit aufpeppte, ist die Welt in Unordnung geraten: nicht mehr abwechselnd Mailand und München, sondern Doppelbelastung alle zwei Jahre. Wie lange noch? Die Spekulationen blühen: Bleibt Köln? Wenn ja: In welcher Form? Die Eicma schert sich um die Kölner Nöte nicht. Warum auch? Für Mailand legen sich die Aussteller ins Zeug. Eben erst verkündete BMW, in Mailand werde ein neuer, großzügigerer Messepalast aufgebaut. Von irgendwelchen Absagen hört man nichts.