Nachladen während dem Badespass. Schnelllader sind allerdings suboptimal!
Am POI: laden beim parkieren wäre gefragt; Schnellladestationen sind suboptimal.

Nachladen während dem Badespass. Schnelllader sind allerdings suboptimal!

Für eine Präsentation suchte ich kürzlich ein paar anschauliche Beispiele von öffentlichen Lademöglichkeiten an verschiedenen Standorten. Ladestationen bei Points of Interest (POI) sind wichtig, hört man oft, bei Schwimmbädern und Sportanlagen zum Beispiel. Also habe ich ein paar Beispiele zusammengesucht.

 Das Elektroauto lädt, währenddem sich die Passagiere im Frei- oder Erlebnisbad vergnügen. Grundsätzlich eine sinnvolle Kombination: laden beim parkieren. Nach meiner Auffassung ist diese Betrachtung aber zu wenig differenziert. Dazu zwei Beispiele: In Münchenbuchsee (BE) steht beim Sportzentrum Hirzi seit mehreren Jahren eine Ladestation, ebenso beim Gartenbad in Reinach (BL). Natürlich kann man da laden und ab und zu wird auch jemand froh sein über die Möglichkeit. Aber wird die Ladestation an diesem Standort je auf eine kostendeckende Auslastung kommen? Ich denke eher nein, denn das nächste ebenso schöne Freibad liegt in der Regel nur einige Kilometer entfernt, also wird kaum je eine Anreise unter die Räder genommen, die ein Nachladen erforderlich macht.

 Anders sieht der Bedarf bei Erlebnisbädern aus – eigentlich. Sie haben meist ein Einzugsgebiet, das über der halben Reichweite vieler Elektroautos liegt. Für meine Zusammenstellung habe ich mir drei herausgepickt, Grundlage ist die Übersicht www.ich-tanke-strom.ch.

 Beim Aquapark in le Bouveret (VS) gibt’s offenbar keine Lademöglichkeit. Im Ort selber sind zwei aufgeführt, wird das Elektroauto da abgestellt, liegt das Erlebnisbad über einen Kilometer entfernt. ÖV – Verbindung habe ich keine gefunden, Fussmarsch ist angesagt.

 Vorbildlich ist es zumindest gemäss Karte beim Alpamare in Pfäffikon (SZ), im Parkhaus des SeedammCenters nebenan sind acht Ladepunkte angegeben. So viele sieht man noch selten an einem Ort. Kürzlich war ich in der Gegend und wollte im SeedammCenter etwas essen und derweil das Auto nachzuladen. Tolle Anlage,

Acht Ladepunkte im Parkhaus SeedammCenter Pfäffikon
Acht Ladepunkte stehen bereit. Toll,

doch leider

doch leider sind sie ausser Betrieb

 Der Hinweis auf den Tesla SupeCharger ist gut gemeint, passt aber schlecht zu möglichen Aktivitäten an diesem Ort. Man sollte die (viel langsameren) Ladestationen im Parkhaus deshalb möglichst rasch reaktivieren, auf dass das Elektroauto nach dem Aufenthalt im Alpamare bereit ist für die Heimfahrt. Natürlich kann man auch noch an den SuperCharger, aber bei eigentlich unnötigen 20 Minuten kommt nicht nur bei den Kindern Ladeweile auf …

 Zum Tesla SuperCharger Pfäffikon aber noch ein erfreulicher Hinweis: Dieser Standort gehört zur zunehmenden Gruppe, die für Fremdmarken freigeschaltet ist. Wer also in der Gegend Ladebedarf hat, sollte sich die Adresse merken!

Tesla SuperCharger Pfäffikon fünfzehn Ladepunkte stehen allen Marken zur Verfügung.
Tesla SuperCharger Pfäffikon fünfzehn Ladepunkte stehen allen Marken zur Verfügung

 Suboptimal ists zur Zeit noch beim Aquabasilea in Pratteln (BL). Neben einem schon länger installierten 50 kW – Lader stehen auch die 18 Ladepunkte am Tesla SuperCharger zur Verfügung, erfreulicherweise auch hier für Fremdmarken freigeschaltet.

Tesla SuperCharger Pratteln mit achtzehn Ladepunkten
Tesla SuperCharger Pratteln achtzehn Ladepunkte stehen allen Marken zur Verfügung.

Aber Schnelllader mit 150kW passen eben nicht zu den Bedürfnissen von BesucherInnen eines Erlebnisbades. Mit dieser Leistung ist jede Batterie in einem Bruchteil der Zeit vollgeladen, die man eigentlich in so einer Attraktion verbringen möchte. Zuerst laden und dann umparkieren ist auch umständlich. Das Auto einfach vollgeladen am Schnelllader stehen zu lassen ist einerseits unfair gegenüber jenen, die schnell laden müssen, andererseits hat Tesla richtigerweise eine Preisstruktur, welche die Fairness fördert. Stichwort Blockier-Gebühr.

Screenshot aus www.ich-tanke-strom.ch Ladeangebot beim Aquabasilea
Viele Ladepunkte, leider schlecht passend zum längeren Aufenthall

Viel sinnvoller ist es deshalb, eine Anzahl Parkplätze im Freien und im Parkhaus für Ladeinfrastruktur so vorzubereiten, dass sukzessive dem Bedarf folgend Ladestationen installiert werden können (SIA 2060 C1 Power to Garage ist auch für Parkhäuser der richtige Ansatz). Im Moment dürfte ein gutes halbes Dutzend Ladestationen ausreichen, langfristig gehe ich jedoch davon aus, dass an so einem Ort 20 – 30 Prozent aller mit dem Elektroauto anreisenden Gäste während dem Aufenthalt nachladen möchten. Das zeigt auch ein Augenschein vor Ort: Natürlich sind Kennzeichen aus Nordwestschweizer Kantonen in der Überzahl, aber nicht wenige kommen von weiter her: NE, FR, VD, VS, BE, LU, NW, OW, ZG, ZH, TG, AI und weitere waren bei einem nicht repräsentativen Samstäglichen Besuch zu erkennen. Zur Zeit noch grossmehrheitlich Verbrenner, aber das ändert sich derzeit ziemlich rasch.

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