Vorteile nutzen statt Nachteile zu kompensieren versuchen.

Ein Elektroauto hat im Winter eine geringere Reichweite. Das ist eine Tatsache. Der Hauptgrund liegt darin, dass es eine Heizung braucht, um im Fahrgastraum eine angenehme Temperatur zu realisieren. Denn der Elektroantrieb ist im Gegensatz zum Verbrenner sehr effizient  und produziert nur wenig Abwärme (die mit einer Wärmepumpe jedoch ebenfalls genutzt werden kann). Pro Stunde kann eine angenehme Temperatur im Fahrgastraum jedoch gut und gerne 20 – 30 km Reichweite kosten, wenn das Auto zwischen zwei kürzeren Fahrten auskühlt, natürlich entsprechend mehr.

 Doch ist dieser „Verlust“ wirklich ein Problem? In aller Regel ist die tägliche Fahrstrecke einiges kürzer als die Reichweite moderner Elektroautos. Auch die vor einiger Zeit beschriebene Reise von Basel ins Oberwallis hat gezeigt, dass Reichweite kein wirkliches Problem mehr ist. Es spielt keine Rolle, ob das Auto mit vierzig, hundert oder zweihundert Kilometern „Restreichweite“ an die Ladestation oder Wallbox kommt. Hauptsache es lädt bis zur Abfahrt genügend Strom für die nächste Strecke.

 Mit der Diskussion um Reichweiten und Ladedauer stellen wir die unbestrittene Stärke von fossilen Treibstoffen ins Zentrum: Hohe Energiedichte und rasche Betankung. Elektrisch kann Energie ja eigentlich noch viel schneller transportiert werden, nur sozusagen die letzten paar Millimeter sind langsam. Wir sollten nicht vermeintliche Nachteile bekämpfen, sondern die Vorzüge der neuen Technologie nutzen. Zum Beispiel die Vorkonditionierung:

Von Kaiser Franz Josef von Österreich ist überliefert, dass er das Automobil als vorübergehende Erscheinung betrachtete. „Dem Pferd gehört die Zukunft!“ war seine Überzeugung. Bekanntlich lag er nicht ganz richtig, obschon Pferde durchaus ihre Vorzüge haben. So können sie sich zum Beispiel ihre Energie in der Freizeit selber holen: auf der Weide. Niemand hat damals versucht, diesen Vorzug vom Automobil zu verlangen, sondern man hat die neuen Merkmale genutzt: tanken alle paar Tage und Ölwechsel alle paar Monate statt täglich füttern und misten.

 Ein Vorteil der Pferde stand vor über hundert Jahren allerdings noch wenig im Fokus: sie werden mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben. Mit der Elektromobilität können wir also verschiedene Pferde-Vorteile zurückgewinnen: Energieversorgung ohne Zeitverlust und nachhaltiger Betrieb. Eine echte Win-Win – Situation!