Netzwerken und Verabreden
Zu jedem Trend gibt es ja auch eine Gegenbewegung. Zurzeit zeigt sich, dass die Deutschen immer mehr Zeit im Netz verbringen, inzwischen auch mehrere soziale Netzwerke gleichzeitig bedienen, und das machen alle Generationen. Gleichzeitig trendet aber auch die Idee, sich persönlich zu treffen. Nicht zu chatten, zu mailen oder zu skypen, sondern sich ganz klassisch zu verabreden.
Tijen Onaran gilt als Expertin für das Vernetzen, sowohl online als auch offline. Sie betreibt die PR-Agentur Startup Affairs und hat das Netzwerk „Women in Digital“ gegründet. Am Mittwochabend war sie Gast bei der Gesprächsreihe Pub’n’Pub. Auch so eine Idee, die Menschen an einem Ort zusammenbringen soll. Leander Wattig, der vor allem die Buchbranche berät, lädt von Zeit zu Zeit Gäste in den kuscheligen Berliner „Club der Polnischen Versager“ ein, die über Arbeit und Leben berichten. Diesmal setzte sich Tijen Onaran in einen der bequemen Sessel und erzählte, wie sie das macht mit dem Vernetzen. Sie ist dabei, das Frauen-Netzwerk weltweit auszuweiten, für das kommende Jahr plant sie eine große Konferenz in Berlin.
Bevor sie aber anfing zu erzählen, machte Leander Wattig das, was er immer am Anfang macht. Er bat jeden Gast, sich persönlich vorzustellen. Jeder kommt dran, egal, ob 30 oder 100 Besucher da sind. Das Mikrofon wird an die Nebenperson weitergereicht, nachdem man ein paar Sachen über sich gesagt hat. Das Konzept hat eine überraschende Wirkung: Plötzlich sitzt da nicht eine große, stille und anonyme Gruppe, sondern Menschen, die ein wenig mehr voneinander wissen. Was sie beruflich machen, warum sie zu der Veranstaltung gekommen sind – solche Sachen eben. Es entsteht ein Gefühl von Gemeinschaft, von Vertrauen. Tijen Onaran war jedenfalls beeindruckt von der Atmosphäre am Abend.
Onaran erzählte dann, dass sie die meisten Menschen zunächst im Netz kennenlerne (LinkedIn nannte sie als spannende Plattform für die Kontaktaufnahme), dann aber versuche, sich zu verabreden. Und wie geht modernes Netzwerken weiter? Sie sprach davon, nicht nur mit Menschen Kontakt zu pflegen, die durch ihre Position beeindrucken, sondern auch nach Sympathie zu entscheiden. Und dann riet sie, sich auch dann zu verabreden, wenn es eigentlich keinen konkreten Grund gibt. In diesem Sinne: Wir sehen uns. Bald.