bei der CES in Las Vegas versuchen gerade einige Automobilhersteller mal wieder zu zeigen, dass auch sie echte Digitalos sein können. Doch die Technikmesse offenbart: Zählten die Car-Companys vor einigen Jahren noch zu den Stars, sind sie inzwischen Nebendarsteller. Neue Cockpits, wie sie etwa BMW für seine Neue Klasse vorstellt, sind sicher interessant, sorgen aber kaum für große Augen. Etwas mehr Buzz erzeugte BYD mit einem Werbevideo zu seinem Supercar Yangwang 09, das dank spezieller Federung sechs Meter weit springen können soll. Wie sinnvoll und sicher das ist, sei hier mal dahingestellt.
Die ganz großen Bühnen gehören in der Zockermetropole mittlerweile aber anderen Playern, Techkonzernen wie Nvidia und Co. Die „klassische“ Autoindustrie muss um ihre Bedeutung kämpfen – 2025 wohl härter denn je. Das sind unsere Themen der Woche:
Warum 2025 ein „alles andere als lustiges Autojahr“ wird.
Welche Mobilitätsthemen uns 2025 bewegen werden.
Wie frühere Autotopmanager Elektro-Start-ups hochziehen.
Thema der Woche, Part I: Was 2025 auf die Autobranche zurollt
2024 war für Deutschlands Autoindustrie ein Jahr zum Vergessen. Je weiter das Jahr fortschritt, desto mehr Hersteller und Zulieferer kündigten Abbaupläne und Sparmaßnahmen an. 2025 kann eigentlich nur besser werden, sollte man meinen. Wenig spricht allerdings dafür. Im Interview blickt Jürgen Stackmann (63), ehemaliger Seat-Chef und VW-Vertriebsvorstand, voraus auf verschärfte Abgasregeln in der EU, die Rückkehr von Donald Trump (78) in den USA (erste Automilliardäre dürften schon zittern) oder den immer härteren Wettbewerb in und aus China. Stackmann schwant Übles: „2025 wird für alle Beteiligten ein alles andere als lustiges Autojahr.“
Thema der Woche, Part II: Was wir 2025 im Blick haben
Schwere Kost also für die Autobranche. Mobilität ist aber ja weit mehr als Auto allein. In unserer Redaktion betrachten einige Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Blickwinkeln alles, was uns bewegt. Zum Start ins Jahr 2025 haben wir einmal gesammelt, welche Themen wir in diesem Jahr unter anderem im Auge haben werden: Bekommt die deutsche Luftfahrtbranche die Kurve? Rollt die Fahrradszene aus der Krise? Und gibt es nicht doch auch den ein oder anderen Autohoffnungsschimmer? Unsere Erwartungen lesen Sie hier.
Köpfe: Jana Striezel ++ Gunnar Kilian ++ Imelda Labbé
Kostenarbeit ist in der Autobranche gerade erste Bürgerpflicht. Besonders im Fokus steht dabei oft der Einkauf. Bei Renault ist mit Jana Striezel (47) eine deutsche Managerin hauptverantwortlich, aus der Lieferkette das Maximum herauszuholen. Meine Kollegin Margret Hucko hat die Juristin gesprochen: Striezel will ihr Team mit einem zweistelligen Milliardenbudget auf „China-Speed“ trimmen.
Hatte Renault vor wenigen Jahren noch bedenklich gewackelt, blickt Europa inzwischen auf Volkswagen als größtes Autosorgenkind. Einer der Hauptakteure, wenn es darum geht, das Sparprogramm bei Europas Nummer eins umzusetzen, ist Gunnar Kilian (50). Der „Braunschweiger Zeitung“ bezifferte der Personalvorstand nun, welchen Beitrag das Management zu leisten bereit ist. Bis 2030 werde VWs Führungsriege vermutlich auf über 300 Millionen Euro Gehalt verzichten. Wie viele Manager betroffen sind, sagte Kilian nicht, auch zum finanziellen Verzicht des Vorstands äußerte er sich nicht im Detail.
Um die Belange von VW muss sich Imelda Labbé (57) nicht mehr kümmern, stattdessen lobbyiert die frühere Vertriebschefin der Wolfsburger seit Kurzem für internationale Autobauer in Deutschland. Nach einem Jahr zum Vergessen bei den Neuzulassungen von Elektroautos hierzulande (-27,4 Prozent!) fordert sie von der Politik neue Anreize. Auch an die EU richtet sich Labbé: „Strafzahlungen würden zu einer weiteren Einschränkung der Investitionen für die automobile Transformation führen“, sagte sie mit Blick auf die frisch verschärften Flottenziele. „Dies gilt es mit aller Kraft zu verhindern.“
Unternehmen: Tesla ++ Mercedes ++ Volkswagen ++ Lufthansa
Teslas Jahresstart war durchwachsen. Für 2024 musste der Autobauer erstmals in seiner Geschichte rückläufige Verkaufszahlen vermelden. Und in Schweden hat man mal wieder Stress mit der Metallergewerkschaft. Es gibt aber auch gute Nachrichten für Elon Musk (53) und Co.: Stellantis, Ford, Toyota, Mazda und Subaru haben bei der EU hinterlegt, einen „CO2-Pool“ mit Tesla schließen zu wollen. Sollten die verschärften Abgasregeln in Europa in diesem Jahr bestehen bleiben, könnten die Marken Zertifikate bei Tesla kaufen, um Strafzahlungen an Brüssel zu vermeiden. Tesla winken in dem Fall hohe Zusatzeinnahmen, UBS-Analysten rechnen beispielsweise mit einer Milliarde Euro extra.
Vielleicht lobbyieren Labbé und Co. ja doch noch erfolgreich gegen die drohenden Strafen. Neben dem genannten Herstellerquintett rüstet sich nun auch Mercedes schon mal für den Ernstfall. Die Schwaben werden potenzielle Abgasschecks aber nicht Tesla ausstellen. Sie haben stattdessen einen CO2-Pool mit Geely beziehungsweise den Marken Volvo, Polestar und Smart angemeldet.
Eine neue Partnerschaft hat auch das Formel-1-Team von Mercedes geschlossen. Anstelle von Puma und Tommy Hilfiger wird ab dem kommenden Jahr Adidasdie Rennoveralls der Sternpiloten stellen.
Wir bleiben beim Thema Kooperation, springen aber von Baden-Württemberg über einen Zwischenstopp in Niedersachsen direkt nach China. Volkswagen will dort mithilfe von Partnern den Niedergang stoppen. Einer der auserkorenen Heilsbringer soll XPeng sein. Mit dem Start-up arbeitet VW nicht nur an neuen Elektromodellen, auch ein gemeinsames Schnellladenetz soll entstehen.
Am kommenden Montag will die Lufthansa die geplante Übernahme der italienischen Staatsairline Ita unter Dach und Fach bringen. Aufblähen will CEO Carsten Spohr (58) den Konzern aber nicht. Für 2025 plane man weltweit mit rund 10.000 Neueinstellungen – das sind 3000 Planstellen weniger als im vergangenen Jahr.
Mehr Mobilität: Akku statt Auto, Räderresteverwerter und Problembahnhöfe
Nach ihren Karrieren in der Autoindustrie steigt so mancher Ex-Vorstand bei Elektro-Start-ups ein. Ob der frühere Mercedes-Boss Dieter Zetsche (71), der ehemalige Conti-CEO Karl-Thomas Neumann (63) oder Ex-Audi-Chefentwickler Peter Mertens (63) – die Liste ist lang. Besonders beliebt scheint die Entwicklung und Weiterverarbeitung von Batterien. Meine Kollegin Anna Driftschröer hat sich einige der Unternehmungen angesehen. Schon jetzt ist klar: Nicht alle Investments glücken.
Mehreren Fahrradfirmen ist nur kurz nach dem Coronaboom die Kette gerissen. Des einen Leid ist manchmal des anderen Freud: Es ergeben sich Übernahmechancen. Besonders aktiv als „Resteverwerter“ zeigt sich in der deutschen Zweiradszene die Dutech-Gruppe. Sie kaufte Pleitefirmen wie Prophete oder Onomotion auf. Mein Kollege Lutz Reiche ist der Frage nachgegangen, was die Asiaten antreibt.
Nur 62,5 Prozent aller Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn waren 2024 pünktlich. Die Kollegen vom SPIEGEL haben sich in einer Datenanalyse angesehen, in welchen Regionen ICE und IC besonders häufig zu spät kommen. Mein „Stammbahnhof“ Würzburg liegt mit einer Pünktlichkeitsquote von lediglich 55 Prozent im roten Bereich. Ihrer auch?
Zahl der Woche: 100.183
Die Deutschen und der Golf: Zwischen diese beiden passt (fast) kein Blatt. Volkswagens Kompaktwagen war auch 2024 wieder das meistverkaufte Auto hierzulande. Mit 100.183 wurde er sogar deutlich häufiger zugelassen als in den drei Jahren zuvor. Von seinem einstigen Niveau ist der VW Golf inzwischen aber weit entfernt: 2015 verkaufte er sich in Deutschland noch 270.952-mal. Und sonst so? Sieben der zehn Autobestseller kamen 2024 aus dem Volkswagen-Konzern, flankiert von zwei Opel-Modellen und einem BMW. Die Elektroflaute zeigte sich auch in diesem Ranking; Tesla, 2023 mit dem Model Y noch auf Platz 8, verpasste die Top Ten im zurückliegenden Jahr deutlich.
Deep Drive: Wann rollt der Rubel mit Robotaxis?
Kollege Jonas Rest hatte sich in seinem Part zu unserem Ausblick aufs Jahr 2025 den Robotaxis gewidmet. Vieles spricht dafür, dass die Entwicklung jenes Sektors rasant voranschreiten wird. Auch auf der Kostenseite. Einer McKinsey-Analyse zufolge kostet die Anbieter eine gefahrene Meile pro Robotaxi aktuell noch 8,18 Dollar. Die Zukunft scheint aber rosig: Steigt die Auslastung, verbessern Waymo und Co. ihre Abläufe und sinken die Aufwände für Forschung und Entwicklung wie erwartet, könnten die Kosten pro Meile bis 2035 auf 1,32 Dollar purzeln.
Geisterfahrer der Woche
„Geisterfahrer“ ist in dieser Woche nicht ganz treffend: Denn wer als Autopendler in großen Städten unterwegs ist, dürfte oft schon froh sein, wenn er oder sie überhaupt fahren kann. Die meiste Zeit im Stau verloren Pendlerinnen und Pendler 2024 laut Datenanalysten von Inrix in Istanbul mit sagenhaften 105 Stunden. Die 100-Stunden-Marke knackten daneben New York, Chicago (je 102) und London (101). Autofahrer in Deutschland kommen im Vergleich dazu noch glimpflich weg: Hier setzte Düsseldorf mit 60 Stunden im Stau den nationalen Negativrekord. Der Durchschnittswert in 73 untersuchten Städten hierzulande lag 2024 bei 43 Stunden – drei mehr noch als ein Jahr zuvor. Die Volkswirtschaft kostete das den Analysten zufolge 3,6 Milliarden Euro. Die „autogerechte“ Stadt ist längst an ihre Grenzen gestoßen.
Kommen Sie gut durch die Woche.
Ihr Christoph Seyerlein
Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Sie erreichen meine Kolleginnen und Kollegen im Team Mobility und mich unter manage.mobility@manager-magazin.de.
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4 Tage🫱🫲☺️💟🤝⭐️🌙☀️
Dettolino Software Entwicklungen
6 TageSpannend