"NEW WORK! WAS JETZT?"​
Image: Ian Schneider @unsplash

"NEW WORK! WAS JETZT?"

Drei Gedanken dazu, Arbeit jetzt neu denken, um morgen noch relevant zu sein.

Gießen, 28. November 2022

Ich lebe in Gießen in Mittelhessen, 60 Kilometer nördlich von Frankfurt am Main. Dort lebe ich zusammen mit meiner Frau Danica und wir beide joggen gerne von Zeit zu Zeit. Gießen hat einen schönen Stadtpark mit vielen Bäumen und gepflasterten Wegen, die sich hervorragend zum Laufen eignen. Trotzdem, wie in vielen anderen Stadtparks auf der ganzen Welt, findet man auch dort das: Trampelpfade!

Als Stadtplaner, der einen solchen Park mit großer Hingabe am Reißbrett entworfen hat, wünscht man sich eher, dass die Leute auf den gepflasterten Wegen bleiben. Beim Joggen habe ich mich oft gefragt, warum die Leute diese Pfade abseits der geplanten, befestigten Wege entstehen lassen.

Und wenn man darüber nachdenkt, ist das genau das, was wir alle gerade mit unserer Arbeit erleben.

Vor etwa 250 Jahren, während der industriellen Revolution, verließen die Menschen ihr Zuhause, um in Fabriken zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort immer gleiche Tätigkeiten zu erledigen. Und als die Denkarbeiter auf den Plan traten, haben wir dasselbe Modell beibehalten: diesmal mit festen Stellenbeschreibungen und einem Meer aus Schreibtischen, besetzt von neun bis fünf. Daran haben auch Globalisierung und Technologie kaum etwas geändert.

Aber allmählich und unaufhaltsam bilden sich die Trampelpfade:feste Zeit-, Orts- und Stellenbe- schreibungen sind die starren, am Reißbrett geplanten Arbeitswege und wie die verschlungenen Trampelpfade beweisen, macht das heute einfach garkeinen Sinn mehr!

Mein Name ist Boris Bender und seit mehr als 30 Jahren hinterfrage und verändere ich die Art und Weise, wie Menschen in Unternehmen und in Teams arbeiten; als Mitarbeiter, als Unternehmer und als internationale und interkulturell tätige Führungskraft in verschiedenen Rollen. Zuletzt bei der Leica Camera AG, wo es meinem Team und mir gelungen ist, Leica's eigenen, erfolgreichen Retail-Vertriebskanal mit über 220 POS in 29 Ländern und auf vier Kontinenten innerhalb von knapp 11 Jahren aufzubauen. Seit 2020 bin ich als Transformationsexperte tätig und befähige mithilfe meiner spezifischen Methoden Menschen und Organisationen, sich weiterzuentwickeln und über sich hinauszuwachsen.

Während des globalen COVID-Lockdowns ist mit der Arbeit etwas wirklich Erstaunliches passiert, vor allem in den ersten Wochen und Monaten: trotz der unvorhersehbaren und sehr plötzlichen Eigendynamik, mit der alle konfrontiert waren, hat Arbeit irgendwie trotzdem funktioniert. Klar: es war nicht effizient und für Jeden war die Belastung enorm. Aber die Menschen haben einfach über Silos und sogar Unternehmen hinweg zusammen gearbeitet, um die Dinge zu erledigen, wo, wann und wie auch immer das notwendig war. Es wurde einfach mal gemacht! Manager und Chefs mussten ihren Mitarbeitenden einfach vertrauen! Sie hatten keine Zeit für endlose Meetings, Arbeitsanweisungen oder den "Tod durch PowerPoint". Wir mussten einfach darauf vertrauen, dass die Leute ihre Aufgaben erfüllen und genau das taten sie!

Ich bin also auf einer Mission! Meine Mission ist, die besten, menschenzentriertesten, innovativsten Arbeitsmethoden und Werkzeuge zu finden und auf keinen Fall zu „Old Work“ zurückzukehren! Und ja, auch ich habe die Nase voll von endlosen Zoom- oder Teams Meetings, die Einsamkeit am Küchentisch und Arbeitstage, die nahtlos in Abende übergehen. Trotzdem können wir die Chance der Krise jetzt nutzen, nicht mehr zu den starren, bürokratischen, trägen Strukturen und Arbeitsweisen zurückzukehren, die uns immer mehr die Freude an der Arbeit nehmen und aktuell immer schlechtere Ergebnisse liefern. Und mir ist auch längst klar: Die Zukunft der Arbeit wird nicht im "Top-down-Approach“ umgesetzt werden, beruhend auf den Vorstellungen von Führungskräften, deren tägliche Realität anders aussieht als die von unter großem Zeit- und Einkommensdruck stehenden Frauen und Männern. Natürlich wünschen sich einige Manager, sie könnten zu "Old Work" zurückkehren; für die hat das wohl so funktioniert! Aber sie müssen erkennen, dass ihre Mitarbeitenden seit fast 2 Jahren eine noch nie dagewesene Handlungsfreiheit, Flexibilität, Vertrauen und Verantwortlichkeit erfahren haben und "trotzdem“ läuft die Arbeit verantwortungsvoll.

Die Menschen möchten nicht auf Kommando ihrer Unternehmen ins Büro zurückkehren müssen!

Diese unterschiedlichen Sichtweisen von Führungskräften und Mitarbeitenden in der Debatte um die Rückkehr ins Büro ist einer der Hauptgründe für die zahlreichen Reaktionen der letzten Monate, die sich in den sozialen Medien entladen, oder sogar zu Kündigungen geführt haben.

An die Mitarbeitenden unter Ihnen: ich kann Sie verstehen, jedoch, bevor Sie sich in den sozialen Medien Luft machen, sprechen Sie mit Ihren Chefs und sagen ihnen, was Ihnen in den letzten 2 Jahren gefallen hat. Sagen Sie ihnen, was Sie beibehalten möchten. Vielleicht sind sie dafür empfänglicher, als Sie denken.

Und speziell mit denjenigen unter Ihnen, die Menschen in Teams, Organisationen und Unternehmen führen, möchte ich meine Sicht der Dinge teilen, und die drei für mich wichtigsten Schritte aufzeigen, wie Sie „New Work" mit Ihren Mitarbeitenden auch in Ihrem Team, auch in Ihrer Organisation erfolgreich ermöglichen, was derzeit überall so heiß diskutiert wird:

#𝟭: 𝗖𝗵𝗲𝗰𝗸𝗲𝗻 𝗦𝗶𝗲 𝗜𝗵𝗿 𝗠𝗶𝗻𝗱𝘀𝗲𝘁: 𝘄𝗶𝗲 𝘀𝗲𝗵𝗿 𝘃𝗲𝗿𝘁𝗿𝗮𝘂𝗲𝗻 𝗦𝗶𝗲 𝗜𝗵𝗿𝗲𝗻 𝗠𝗶𝘁𝗮𝗿𝗯𝗲𝗶𝘁𝗲𝗻𝗱𝗲𝗻 𝘄𝗶𝗿𝗸𝗹𝗶𝗰𝗵? Millionen von Mitarbeitenden weltweit haben ihre Vertrauenswürdigkeit seit März 2020 unter Beweis gestellt. Trotzdem wollen so viele Chefs den Rückwärtsgang einlegen! Im Rahmen meiner Arbeit spreche ich oft mit Führungskräften und während der letzten 2 Jahre habe ich einige wirklich verrückte Fragen erhalten: eine davon ist: "𝘉𝘰𝘳𝘪𝘴, 𝘸𝘪𝘦 𝘬𝘢𝘯𝘯 𝘪𝘤𝘩 𝘧𝘦𝘴𝘵𝘴𝘵𝘦𝘭𝘭𝘦𝘯, 𝘰𝘣 𝘮𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘔𝘪𝘵𝘢𝘳𝘣𝘦𝘪𝘵𝘦𝘯𝘥𝘦𝘯 𝘱𝘳𝘰𝘥𝘶𝘬𝘵𝘪𝘷 𝘴𝘪𝘯𝘥, 𝘸𝘦𝘯𝘯 𝘴𝘪𝘦 𝘷𝘰𝘯 𝘻𝘶 𝘏𝘢𝘶𝘴𝘦 𝘢𝘶𝘴 𝘢𝘳𝘣𝘦𝘪𝘵𝘦𝘯?" Da kann ich gar nicht anders, als zu antworten: "𝘏𝘮, 𝘸𝘰𝘩𝘦𝘳 𝘸𝘪𝘴𝘴𝘦𝘯 𝘚𝘪𝘦, 𝘥𝘢𝘴𝘴 𝘐𝘩𝘳𝘦 𝘔𝘪𝘵𝘢𝘳𝘣𝘦𝘪𝘵𝘦𝘯𝘥𝘦𝘯 𝘱𝘳𝘰𝘥𝘶𝘬𝘵𝘪𝘷 𝘴𝘪𝘯𝘥, 𝘸𝘦𝘯𝘯 𝘴𝘪𝘦 𝘪𝘮 𝘉ü𝘳𝘰 𝘢𝘳𝘣𝘦𝘪𝘵𝘦𝘯?" Nur weil Jemand an seinem Schreibtisch sitzt, heißt das noch lange nicht, dass die Person auch produktiv ist.

Oder, diesen Satz werden Sie lieben: “𝘈𝘭𝘴𝘰, 𝘸𝘦𝘯𝘯 𝘦𝘴 𝘸𝘪𝘦𝘥𝘦𝘳 𝘴𝘪𝘤𝘩𝘦𝘳 𝘪𝘴𝘵, 𝘪𝘮 𝘉ü𝘳𝘰 𝘻𝘶 𝘢𝘳𝘣𝘦𝘪𝘵𝘦𝘯, 𝘥ü𝘳𝘧𝘦𝘯 𝘶𝘯𝘴𝘦𝘳𝘦 𝘓𝘦𝘶𝘵𝘦 𝘢𝘶𝘤𝘩 𝘨𝘦𝘳𝘯𝘦 𝘯𝘰𝘤𝘩 𝘷𝘰𝘯 𝘻𝘶 𝘏𝘢𝘶𝘴𝘦 𝘢𝘶𝘴 𝘢𝘳𝘣𝘦𝘪𝘵𝘦𝘯. 𝘕𝘶𝘳 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘮𝘰𝘯𝘵𝘢𝘨𝘴 𝘰𝘥𝘦𝘳 𝘧𝘳𝘦𝘪𝘵𝘢𝘨𝘴, 𝘥𝘦𝘯𝘯 𝘥𝘢 𝘪𝘴𝘵 𝘶𝘯𝘴 𝘥𝘢𝘴 𝘙𝘪𝘴𝘪𝘬𝘰 𝘻𝘶 𝘨𝘳𝘰ß, 𝘥𝘢𝘴𝘴 𝘴𝘪𝘦 𝘢𝘮 𝘌𝘯𝘥𝘦 𝘯𝘰𝘤𝘩 𝘭𝘢𝘯𝘨𝘦 𝘞𝘰𝘤𝘩𝘦𝘯𝘦𝘯𝘥𝘦𝘯 𝘮𝘢𝘤𝘩𝘦𝘯!"

Was sagt das wirklich über die Vertrauenskultur in Ihrem Unternehmen aus? Was sagt das über Ihre Werte und Ihre Einstellung als Führungsperson gegenüber Ihren Mitarbeitenden? Könnte es solche geben, die das Ausnutzen? Natürlich, aber das sind doch sicher nur Einzelfälle. Wollen Sie also wirklich neue Arbeits- Regeln für eine Mehrheit aufstellen, die sich Ihr Vertrauen über die letzten zwei Jahre Tag für Tag verdient hat? Was denken Sie, werden Sie damit erreichen, wenn Sie so handeln?

Das Unerwartete wird zur Norm in unserer Welt, die immer unberechenbarer geworden ist. Damit wird auch die Frage, wie man mit dem Unerwarteten umgeht, zu einer der wichtigsten Fragen für Sie selbst, Ihre Mitarbeitenden und Ihr Unternehmen.

In den letzten 20, 30 Jahren hat sich vieles in unserer Welt von "kompliziert" zu "komplex" verändert. Das bedeutet, es gibt zwar Muster, diese wiederholen sich aber nicht regelmäßig. Es bedeutet, dass sehr kleine Veränderungen eine unverhältnismäßig große Wirkung haben können. Und es bedeutet, dass Fachwissen alleine heute nicht mehr ausreicht, weil sich das System einfach viel zu schnell ändert.

Die Europäische Zentralbank wird sagen: "𝘑𝘢, 𝘦𝘴 𝘸𝘪𝘳𝘥 𝘦𝘪𝘯𝘦𝘯 𝘸𝘦𝘪𝘵𝘦𝘳𝘦𝘯 𝘊𝘳𝘢𝘴𝘩 𝘨𝘦𝘣𝘦𝘯, 𝘢𝘣𝘦𝘳 𝘸𝘪𝘳 𝘸𝘪𝘴𝘴𝘦𝘯 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵, 𝘸𝘢𝘯𝘯 𝘶𝘯𝘥 𝘸𝘢𝘳𝘶𝘮." Vor unser aller Augen findet der reale Klimawandel statt. Aber wir können nicht vorhersagen, wo die Waldbrände ausbrechen werden, und wir wissen nicht, welche Städte, Häuser und Fabriken überflutet werden. Darum sind Unternehmen so überrascht, wenn Plastikstrohhalme, Plastiktüten und Plastikflaschen quasi über Nacht von “𝘑𝘢 𝘣𝘪𝘵𝘵𝘦, 𝘸𝘪𝘦 𝘱𝘳𝘢𝘬𝘵𝘪𝘴𝘤𝘩!" zu "𝘈𝘶𝘧 𝘬𝘦𝘪𝘯𝘦𝘯 𝘍𝘢𝘭𝘭, 𝘸𝘪𝘦 𝘴𝘤𝘩ä𝘥𝘭𝘪𝘤𝘩!" werden: Permanente Unsicherheit, unsere neue Normalität.

In einem Umfeld, das so unvorhersehbar ist, hilft Ihnen ein “Command & Control"-Mindset nicht nur nicht weiter; Es untergräbt vor allem die Fähigkeit Ihres Unternehmens, sich anzupassen und zu reagieren, um im Spiel bleiben zu können. Wie also sollten wir diese "New Work"-Sache angehen? Welche Art von Talenten braucht es und wie? Ich denke, wo wir in der Vergangenheit viel über "just in time" Management nachgedacht haben, müssen wir jetzt dringend über "just in case" nachdenken! Um vorbereitet zu sein, wenn die die Ereignisse passieren, deren Eintreten grundsätzlich klar ist, die aber im Spezifischen völlig unklar bleiben.

Damit dies in Organisationen gelingt, brauchen die Menschen, die durch das Unberechenbare führen wollen, ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz, die sie erst befähigt, ehrliche Bindung zu ihren Mitarbeitenden aufzubauen und diese Bindung täglich zu erneuern. Sie brauchen die Fähigkeit, Menschen zu inspirieren, indem sie das "Warum" ihres Teams oder ihrer Organisation kennen und klar vermitteln können. Ihr "Warum" gibt Antworten auf die Fragen: "Warum werden wir gebraucht? „Warum sind wir wichtig?" und "Was ändert sich für andere, wenn es uns morgen nicht mehr gibt?" Und sollte das "Warum" noch nicht für alle klar sein, ist es jetzt an der Zeit, es zu verschriftlichen und mit Allen zu teilen. Der Auftrag an Führungspersonen von heute lautet: "𝘎𝘦𝘸𝘪𝘯𝘯𝘦 𝘔𝘪𝘵𝘴𝘵𝘳𝘦𝘪𝘵𝘦𝘳 𝘧ü𝘳 𝘥𝘪𝘦 𝘨𝘳𝘰ß𝘦 𝘚𝘢𝘤𝘩𝘦 𝘶𝘯𝘥 𝘣𝘳𝘪𝘯𝘨𝘦 𝘥𝘢𝘴 "𝘞𝘢𝘳𝘶𝘮" 𝘪𝘯 𝘫𝘦𝘥𝘦𝘳𝘮𝘢𝘯𝘯𝘴 𝘏𝘦𝘳𝘻 𝘶𝘯𝘥 𝘚𝘦𝘦𝘭𝘦!"

Genau hier finden wir den Unterschied zwischen Führern und denen, die uns anführen: Führern folgen wir, weil wir müssen. Solche, die uns anführen, geben uns große Inspiration, weshalb wir ihnen folgen wollen! Nicht, weil wir es müssen oder aus Angst, oder um des Geldes willen, sondern "einfach", weil wir es wollen - von ganzem Herzen. Um unserer selbst willen. Ein vertrauensvolles Umfeld zu schaffen, in dem sich Menschen sicher und erfüllt fühlen, wird Ihre Mitarbeitenden nicht nur anziehen, motivieren und binden; Ihre Mitarbeitenden werden sich mit "Blut, Schweiß und Tränen" für ihr Team und ihr Unternehmen engagieren. Und, ganz nebenbei bemerkt: Vertrauen erspart Ihnen auch eine Menge Zeit und Geld für das Durchsetzen von Regeln ;-)

Hier ist meine #𝟮: 𝗥𝗲𝗹𝗮𝘅, 𝗱𝗶𝗲 𝗯𝗲𝘀𝘁𝗲𝗻 𝗜𝗱𝗲𝗲𝗻 𝘀𝘁𝗲𝗰𝗸𝗲𝗻 𝗯𝗲𝗿𝗲𝗶𝘁𝘀 𝗶𝗻 𝗠𝗶𝘁𝗮𝗿𝗯𝗲𝗶𝘁𝗲𝗻𝗱𝗲𝗻. 𝗛𝗮𝗯𝗲𝗻 𝗦𝗶𝗲 𝗱𝗶𝗲𝘀𝗲 𝘀𝗰𝗵𝗼𝗻 𝗲𝗿𝘀𝗰𝗵𝗹𝗶𝗲ß𝗲𝗻 𝗸ö𝗻𝗻𝗲𝗻?Am Anfang, als meine Frau und ich zusammen zogen, diskutierten wir manchmal miteinander, über Kleinigkeiten. Jeder wollte seinen Standpunkt behalten: "A ist richtig." "Nein B!" Wir alle haben unsere eigene Meinung darüber, wie die Dinge und die Arbeit erledigt werden sollten, wie der Arbeitsplatz aussehen soll, oder wie man sich zu organisieren hat. Und je älter wir werden, desto mehr sind wir davon überzeugt, dass unsere Meinung nicht nur eine Meinung, sondern eine Tatsache ist; die einzige, wirkliche Wahrheit!

In unserer Welt existieren allerdings nur sehr wenige, absolute Wahrheiten. Für fast jedes Problem gibt es nicht nur eine Lösung, sondern viele.

Die Wahrheit ist also eher eine Linie, kein Punkt. Diese Erkenntnis entspannt nicht nur jede Beziehung, sondern auch das Verhältnis am Arbeitsplatz. Wenn Sie eine kritische Diskussion führen, verlieben Sie sich nicht zu sehr in Ihre eigene Sichtweise. Die Gefahr ist, dass Ihr Ego dann emotional für Ihre Sicht kämpft, Sie aber das eigentliche Thema völlig aus den Augen verlieren. Und die wirklich besten Ideen bleiben in denen stecken, die nicht gehört werden. Denken Sie also beim nächsten Mal daran: Die Wahrheit ist eine Linie.

Aber was, wenn Sie in einer dieser Organisationen feststecken, die immer noch vom "Pyramidenmythos" gefangen sind? Wie können Sie anfangen, das zu verändern? Nun, Sie können Experimente wagen. In Berlin gibt es 2 Fußballvereine, die in der Bundesliga spielen. Einer von ihnen ist Union Berlin. Aufgrund seiner hervorragenden Leistungen schaffte die Mannschaft 2001 den Aufstieg in die zweite Bundesliga, aber die Spielstätte entsprach in keiner Weise den Anforderungen des DFB. Der Verein wurde vor die Wahl gestellt: entweder in ein geeignetes Stadion umziehen, oder das eigene Stadion ausbauen!

Sie wollten nicht umziehen, hatten aber auch nicht das Geld für die enormen Renovierungs-arbeiten. Also wagte das Club-Management ein Experiment: Ende der Saison 2008/2009 begannen die Bauarbeiten für den Umbau des Stadions mithilfe von rund 2.300 ehrenamtlichen Union Berlin-Fans, die gut 140.000 Stunden unbezahlter Arbeit für den Verein leisteten. Nach 13 Monaten Umbauzeit wurde das neue Stadion mit einem Freundschaftsspiel gegen Hertha BSC eingeweiht.

Dieser Ansatz war kreativ, so ganz anders, es war ineffizient und sicher auch riskant, einen Haufen von Amateuren zusammenzubringen, um ein Fußballstadion zu bauen. Wie sehen Sie das? Aber was die Menschen dort zusammen gebaut hatten, war weit mehr als nur eine neue Arena zum Fußballspielen: Alle kamen mit einem neuen Gefühl von Loyalität und Solidarität füreinander zurück. Und jetzt, wo die Fans von Union Berlin wieder in ihrem "Wohnzimmer" sind und die Spieler auf dem Platz unter mächtigem Druck stehen, zeigen sie das, was die Vereinsführung "Gelassenheit" nennt. Eine unbeirrbare, unerschütterliche Hingabe füreinander. Viele bewundern das, halten aber noch viel zu sehr am Glauben an die Effizienz fest, um es selbst zu versuchen.

Bereitschaft, Zusammenarbeit, Fantasie, Experimentierfreude, Mut... in einer unvorhersehbaren Welt sind dies enorme Ressourcen für Widerstandsfähigkeit und Stärke. Sie sind kreativ und funktionieren deshalb nicht effizient, aber sie geben uns eine grenzenlose Kapazität zur Anpassung, Variation und Erfindung. Und je weniger wir über die Zukunft wissen, desto mehr brauchen wir diese enormen Quellen der menschlichen, chaotischen, unvorhersehbaren, kreativen Fähigkeiten. Wir Alle, jeder von uns, kann morgen seinen Teil dazu beitragen, indem wir unsere Egos und unseren Status loslassen, unsere Hierarchien ablegen, Ineffizienzen zulassen und jetzt anfangen, auf wahrhaft menschliche, co-kreative und dynamische neue Weise zusammenzuarbeiten. Und die Chefs und Manager können lernen auszuhalten, dass dies vielleicht nicht effizient ist, aber zur Robustheit führt. Das Ergebnis wird eine reaktionsfreudige Anti-Silo- Organisation sein, die viel stabiler dasteht und viel besser vorbereitet ist, wenn die Stürme kommen. Agil eben! Und die Menschen, die den Stürmen trotzen, werden dies sogar mit einem Lächeln im Gesicht und im Herzen tun. Agil eben! Dies ist also meine Nummer zwei: relax! Die besten Ideen stecken bereits in Mitarbeitenden. Lassen Sie uns diese erschließen!

Hier ist meine #𝟯: 𝗗𝗶𝗲𝗻𝘁 𝗱𝗶𝗲 𝗧𝗲𝗰𝗵𝗻𝗶𝗸 𝗻𝗼𝗰𝗵 𝗱𝗲𝗺 𝗠𝗲𝗻𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻, 𝗼𝗱𝗲𝗿 𝗮𝗻𝗱𝗲𝗿𝘀𝗵𝗲𝗿𝘂𝗺? Durch unser wachsendes Abhängig-machen von Technologie riskieren wir, diese außergewöhnlichen, menschlichen Fähigkeiten zu verlieren.Jedes Mal, wenn wir Technologie nutzen, um uns zu einer Entscheidung zu bringen, oder um für uns zu deuten, wie sich ein anderer fühlt, oder um für uns eine Konversation zu führen, outsourcen wir unsere stärksten, menschlichen USP‘s an Maschinen und das ist ein ziemlich teurer Kompromiss!

Je mehr wir Maschinen für uns denken lassen, desto weniger können wir für uns selbst denken. Je mehr Zeit Ärzte damit verbringen, auf digitale Krankenakten zu starren, desto weniger Zeit verbringen sie damit, sich um ihre Patienten zu kümmern. Je mehr Eltern sich auf Apps zur Kindererziehung verlassen, desto weniger lernen sie ihre Kinder kennen. Und je mehr Zeit wir mit Menschen verbringen, die uns ein Algorithmus vorschlägt, desto weniger können wir uns mit Menschen verbinden, die so anders sind als wir. Und je weniger Mitgefühl wir brauchen, desto weniger Mitgefühl haben wir.

Was all diese Technologien beabsichtigen, ist, ein standardisiertes Modell einer vorhersehbaren Realität über eine Welt zu stülpen, die in Wahrheit mit jeden Augenblick so unendlich unvorhersehbar und wundervoll ist. Was bleibt dabei auf der Strecke? Alles, was nicht messbar und effizient erscheint. Und das ist so ziemlich alles, was wirklich zählt. Unser wachsendes Abhängig-machen von Technologie birgt die Gefahr, dass wir gegenüber der tiefgreifenden und wachsenden Komplexität unserer realen Welt immer weniger befähigt und immer verwundbarer sind. Wer bringt eigentlich künstlicher Intelligenz das Denken bei?

Seitdem es ein wenig Licht am Ende des globalen COVID-Krisentunnels gibt, konnte ich mit ganz unterschiedlichen Unternehmern und Unternehmerinnen sprechen, die durch existenzielle Krisen gegangen sind. Einige von ihnen standen am Rande eines Konkurses. Diese Gespräche waren offen, sehr emotional und teils wirklich herzzerreißend.

Ich habe sie gefragt: "𝘞𝘪𝘦 𝘩𝘢𝘣𝘦𝘯 𝘚𝘪𝘦 𝘥𝘢𝘴 𝘢𝘭𝘭𝘦𝘴 𝘥𝘶𝘳𝘤𝘩𝘨𝘦𝘴𝘵𝘢𝘯𝘥𝘦𝘯? 𝘞𝘢𝘴 𝘩𝘢𝘵 𝘚𝘪𝘦 𝘮𝘰𝘵𝘪𝘷𝘪𝘦𝘳𝘵, 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘢𝘶𝘧𝘻𝘶𝘨𝘦𝘣𝘦𝘯?" Alle hatten genau die gleiche Antwort: "𝘌𝘴 𝘸𝘢𝘳𝘦𝘯 𝘮𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘒𝘰𝘭𝘭𝘦𝘨𝘦𝘯, 𝘮𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘍𝘳𝘦𝘶𝘯𝘥𝘦, 𝘥𝘪𝘦 𝘮𝘪𝘤𝘩 𝘥𝘢𝘴 𝘥𝘶𝘳𝘤𝘩𝘩𝘢𝘭𝘵𝘦𝘯 𝘭𝘪𝘦ß𝘦𝘯.“ Einer fügte hinzu: "𝘌𝘴 𝘸𝘢𝘳 𝘴𝘰 𝘻𝘪𝘦𝘮𝘭𝘪𝘤𝘩 𝘥𝘢𝘴 𝘎𝘦𝘨𝘦𝘯𝘵𝘦𝘪𝘭 𝘷𝘰𝘯 𝘎𝘪𝘨 𝘌𝘤𝘰𝘯𝘰𝘮𝘺."

Jeder, der behauptet, die Zukunft zu kennen, versucht nur, diese mit einer Form von offenkundigem Schicksal und Fatalismus zu beherrschen.

Die viel härtere und erstaunlichere Wahrheit ist: Die Zukunft ist ungewiss und wir kennen sie nicht, bis wir dort sind! Aber das ist in Ordnung, denn wir haben so viel Vorstellungskraft – wenn wir sie nutzen! Wir haben unser großes Talent für Entdeckungen und Erfindungen – wenn wir es nutzen! Unsere Vorstellungskraft und unser Mut lassen uns Dinge erfinden, die wir noch nie zuvor gesehen haben! Das ist es, was uns schon bis hierher gebracht hat. Wenn also in der Zukunft nichts sicher ist, ist dann wieder Alles möglich? Auch eine ganz neue und viel bessere Art und Weise, zusammen zu arbeiten?

Büroumgebungen mit höhenverstellbaren Schreibtischen, Work Cafés, Lounges und "Focus Cubes" schick zu machen, ist ein guter und sinnvoller Schritt. Aber für mich ist das der zweite vor dem Ersten. Und dieser Schritt ist der einfache! Nennen wir das bitte nicht “New Work“, ok?

Für all diejenigen, die bereit sind, ihre Budgets in schöne, flexiblere neue Büromöbel zu investieren, aber gleichzeitig nicht bereit scheinen, Vertrauen in ihre Mitarbeitenden zu investieren, wahrhaft beteiligt und co-kreativ selbst zu bestimmen, was sie brauchen, wollen und was „trotzdem“ im Sinne des Unternehmens ist und die sich noch dazu weigern, für sich selbst und ihre Leute Mentoring und Coaching als einen Schlüssel zum Erfolg zu nutzen, um „activity-based working“ im eigenen Arbeitsumfeld so sinnvoll wie möglich zu gestalten, für die halte ich den Begriff "Change Washing" für viel angemessener. In diesem Fall versucht nur Jemand, das System von “Old Work" aufzupolieren.

Menschen wollen nicht verändert werden! Das können Sie gemeinsam viel besser, da bin ich sicher!

Meine Idee von „New Work“, die ich teile, ist viel größer und vielleicht fast radikal aus heutiger Sicht. Alles beginnt in Köpfen und Herzen der Menschen. Alles beginnt damit, sich ins Gelingen dieser Sache zu verlieben! Und dann mit dem ersten mutigen, kleinen Schritt, mit den kleinen Erfolgserlebnissen, die gleich von Allen mit Stolz geteilt werden und dann mit dem nächsten Schritt... mit einem Team, zwei Abteilungen... starten Sie mit kleinen Projekten, die die Menschen mitnehmen und mittragen können.

Dieser Teil der Reise ist der eigentlich schwierige! Denn es gibt kein Rezept, aber es gibt großartige Zutaten. Die gute Nachricht ist; Sie können sofort loslegen und mit dem Kochen, was Sie bereits im Kühlschrank haben. Dieser Weg mag sich ineffizient anhören und es wird vielleicht Umwege geben. Das Ergebnis lässt sich weder vorhersagen noch messen und erscheint nicht wirklich greifbar. Zum Glück besitzen wir all diese großartigen, menschlichen USP‘s, die Maschinen nicht haben, wie Ideen, Vorstellungskraft, Glaube, Mut, Vertrauen, unerschütterlichen Willen und die Bereitschaft, es zusammen hinzukriegen! Vor allem dann, wenn wieder Jemand sagt: "𝘋𝘢𝘴 𝘬𝘭𝘢𝘱𝘱𝘵 𝘦𝘩 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵!"

Damit möchte ich Sie nicht alleine lassen! Ich habe entschieden, Menschen zu ermutigen, ihrer Organisation zu vertrauen, dass Arbeit auch ganz anders gemacht werden kann, nämlich leichter und mit Freude. Und "trotzdem" verantwortungsvoll, effizient, unternehmerisch und auf eine ganz neue Art erfolgreicher wirkt. Für diese Menschen möchte ich Ermöglicher sein. Für eine zeitgemäße Art des miteinander Arbeitens, eine neue Haltung und neue Systeme! Mithilfe meiner Arbeit und meinen Methoden finden die Menschen in Organisationen in erstaunlich kurzer Zeit von innen heraus Antworten auf wichtige Fragen, entwickeln Ideen und gestalten ihre eigene, bessere Organisationen, die viel besser funktionieren in unserer neuen VUCA- Welt, bei der Veränderung das neue Normal ist.

Bitte bleiben Sie ins Gelingen verliebt! Es hat uns doch schon so weit gebracht! Und es ist das, was uns von Maschinen und Technologie unterscheidet.

Vorstellungskraft, Glauben, Willenskraft, Zusammenarbeit, Experimentierfreude, Mut, Vertrauen... verlieren wir diese klar menschlichen USP‘s, sind wir aufgeschmissen! Aber wenn wir sie schärfen und weiterentwickeln, können wir jede Zukunft gestalten, die wir wollen. Auch die unserer Arbeit.


BORIS BENDER

New Work Coach & Facilitator

Michel Lichtenberg

Rechtsanwalt, Notar, Insolvenzverwalter - Völpel Rechtsanwälte PartG

2 Jahre

Dank Dir für diesen schönen Beitrag 👍🏼🙏🏻

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen