Nicht Mut, sondern Perspektiven – für Wachstum und Wandel
Viele Gäste von Handelsblatt , WirtschaftsWoche und absatzwirtschaft hatten vergangene Woche eine Idee auf die Frage von Digital Advisor Oliver Busch , wer die digital wettbewerbsfähigsten Nationen der Welt seien. Das 'World Digital Competitiveness Ranking' des IMD untersuchte jüngst wieder Wissen, Technologie und Zukunftsorientierung von 63 Nationen – die USA sprangen zurück auf Platz 1, Dänemark fiel vom Spitzenplatz leicht auf Rang 4. Niederlande und Singapur hielten Platz 2 und 4, die Schweiz Platz 5. Die Frage, welche Nation wohl erneut zurückfiel, auf nun Platz 23 ahnten alle Teilnehmer des Wintercamps zugleich: Deutschland verlor in allen 3 Bewertungsdimensionen in den vergangenen 12 Monaten weiteren Anschluss an die Digitalisierung. Starke Universitäten, Kreditwürdigkeit und Regulierungskompetenz verhinderten eine noch düsterere Bewertung. Doch die größten Schwachstellen Agilität sowie Datennutzung – beide im unteren Drittel des Ländervergleichs – wurden nur noch von Deutschlands digitaler Infrastruktur(schwäche) unterboten.
Mit England, Frankreich und Spanien kämpfen weitere führende Industrienationen Europas um Anschluss an die digitalisierte Wirtschaft.
Doch dies soll kein politisches Statement werden, sondern ein Aufruf zum Handeln im eigenen Wirkungskreis. Dem Bild der Führungsliteratur “Ente oder Adler” folgend: Gequake gibt genug – es braucht Adler-Perspektiven um nun Situationen zu erkennen und entschlossen(er) handeln. Führungskräfte in Scale-ups, Grown-ups und Mittelständlern sollten sich nun voll und ganz auf ihren “Circle of Control” und “Circle of Influence” besinnen. Denn die wenigsten beeinflussen die Infrastruktur ihrer Nationen – doch alle steuern mit Wissen und Agilität eine der größten Stärken plus eine der größten Schwächen der Unternehmen sowie der Gesamtwirtschaft. So war auch dieser Impuls zum Handelsblatt Wintercamp ein Plädoyer, schnell neue Perspektiven für Unternehmen zu gewinnen, um neues Handeln anzugehen. Damit Mutiges weniger mutig wirken muss. Um Risiken früher zu erkennen. Um Chancen schneller zu ergreifen. Um Potentiale entschlossener zu heben.
Die Dinge radikal anders anzugehen ist nicht mehr optional. Die Komfortzone ist aufgebraucht.
Neue Perspektiven als Grundlage für neues Handeln gewinnen ambitionierte Entscheider am Besten von Kunden, Mitarbeitern sowie erfahrenen Dritten:
1. Challenger Advisory Boards
Traditionelle Advisory Boards mit Governance-Fokus für effektives Risikomanagement sind zumeist ein Muss. Unabhängige Board-Besetzungen spezifisch für die nächste Wachstumsphase waren in Europa jedoch lange eine Seltenheit. Meist sind es die bereits ambitioniertesten Unternehmen ihrer Gattung, die sich die Besten auf dem nächsten Level hinzuholen, um den errungenen Vorsprung zu sichern. Das zeigen auch die jüngsten Zahlen des Global Advisory Board Centers: der Zuwachs an permanenten Board Advisors in den USA von +52 % zum Vorjahr weist auf eine stärker formalisierte Integration externer Perspektiven in High Performance Companies hin. EMEA folgt mit einem Anstieg von +26%. Der Launch des prominent besetzten Global Advisory Boards des erfolgreichen Kosmetik-Disruptor cosnova ist ein jüngstes Paradebeispiel für diesen zu beobachtenden Trend.
2. Mitarbeiter Advisory Boards
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Die formalisierte Generierung von “Insights” aus der eigenen Belegschaft klingt paradox – schließlich ist das Wissen bereits im Unternehmen. Doch auch hier besteht ein Trend zur Formalisierung, mit dem Zeil der strukturierten Gewinnung und Verteilung des intern versteckten Wissenskapitals. Wertvolle Perspektiven schlummern in homogenen Mitarbeitergruppen, wie den Senioren- oder GenZ-Vertretern. Wo radikal neue Perspektiven und Herangehensweisen gesucht werden, lohnt der Dialog mit Gruppen jenseits des normalisierten Mainstreams im Unternehmen.
Jung von Matt als Beispiel, einer der erfolgreichsten Kreativagenturen der Welt, zeigt sich gewohnt selbstbewusst. Das Wissen für die nächste Phase wird nicht extern zu finden sein. Ein Employee Advisory Board aus High Performern der eigenen Reihen berät die versammelten Geschäftsführer auf den wesentlichen anstehenden strategischen Fragen und Herausforderungen. Analog auch beim Social-Media-Giganten Meta: elementare Impulse zur Steigerung der Kundenzufriedenheit steckten in der eigenen Belegschaft – die Kunst lag darin in produktiven Dialog zu kommen. Das Client Centricity Programm “Vow to WOW!” – der Schwur Kunden zu überraschen und zu begeistern – brachte hervor, was Kunden für weiteres Wachstum von ihren Ansprechpartnern brauchen und was Mitarbeitende bremsen kann, dies zu leisten. Das in Deutschland begonnene Programm schuf internationale Brücken zum globalen Kundenzufriedenheit-Tracking und animierte Metas Mitarbeiter, sich für Kundenfeedback zu begeistern.
3. Customer Advisory Boards
Womit wir bei Kunden als wesentlichste und dynamischste Quelle neuer Perspektiven für entschlossenes Handeln angekommen wären. Die Tools für quantitatives und qualitatives Feedback, von UX-Lab über Fokusgruppen bis Mystery Shopping sind wohlbekannt. Was dennoch verbreitet fehlt, ist die formalisierte Generierung, Verteilung und crossfunktionale Verarbeitung dieser Insights in relevanter Regelmäßigkeit. Ein Beispiel bietet L'Oréal in APAC: Auf Impuls des Managements in Hong Kong setzt man dort auf eine quartalsweise Frequenz für umfassend generierte, strukturiert verteilte und interdisziplinäre Integration der Erkenntnisse in strategische und taktische Entscheidungen. L’Ôreals “Quarterly Customer Centricity” Programm verlangt die Anwesenheit der Manager aller Bereiche. Auf Basis des strukturierten Vorgehens lassen sich auch Insights skalierter digitale Ressourcen bis hin zu Customer Data Platforms (CDP) und Privacy Preserving Data Sharing & Analytics leichter bereichsübergreifend generieren und Erkenntnisse implementieren.
“Der wertvollste Rat ist derjenige, der uns das Vertrauen gibt, schneller und weiter zu unserem wahren Potential zu wachsen” (www.tumbleweed.ventures)
Fazit: Wer “Mehr Mut” in diesen Tagen als waghalsige Forderung empfindet – meist von Ratgebern die die Konsequenzen des Scheiterns nicht zu tragen haben – dem ist mit “Neue Perspektiven” sicherlich weit mehr geholfen. Jetzt die relevanten Perspektiven strukturierter denn gewinnen, Optionen ergänzen, Pläne überprüfen und Ambitionen challengen gibt Verantwortlichen die Sicherheit, wesentlichen Wandel zu entscheiden, zu gestalten und zu beschleunigen. Viel Erfolg.