Notizen: In Herrenhausen wird die Bildungsrevolution ausgerufen
Menschen reißen die Arme nach oben, es herrscht ausgelassene Stimmung. So sah es heute am Anfang der Keynote des Lehrers, Bloggers und Autors Bob Blume im Schloss Herrenhausen in Hannover aus. Er war Gastredner auf dem Bildungskongress der Stiftung NiedersachsenMetall . Blume hatte allerdings auch ein bisschen getrickst – er animierte alle Zuschauerinnen und Zuschauer dazu, sich einmal kräftig zu strecken. Erst danach gab er zu, dass es ihm um das Foto gegangen sei. Sieht halt sehr nach Jubelstürmen und Standing Ovations aus. Die Lacher hatte er auf seiner Seite.
Das Bild passte leider nicht ganz zum Thema des Tages, der Zukunft der Bildung. Denn hier reißt niemand die Arme hoch, im Gegenteil: Die Daumen zeigen nach unten. „Die Bestandsaufnahme ist alles andere als erfreulich“, sagte Niedersachsenmetall-Hauptgeschäftsführer Volker Schmidt auf einer Pressekonferenz vor dem Event. Ihm bereitet vor allem das Durchhängen der Schulen im MINT-Bereich Sorgen, denn es führt dazu, dass landauf, landab hunderttausende Fachkräfte fehlen.
Es liege nicht einmal daran, dass junge Menschen nicht technologiebegeistert seien, sagt Schmidt und verweist auf eine Allensbach-Umfrage. Allerdings: Dieselben jungen Menschen sehen sich deshalb noch lange nicht in einem MINT-Beruf.
Marode Gebäude, Bürokratiewahnsinn, veraltete Konzepte. „Es braucht Veränderungen: Mit Methodik, Organisation und Rechtsrahmen aus dem 19. und 20. Jahrhundert werden wird im 21. Jahrhundert nicht bestehen“, warnte Schmidt, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der IdeenExpo GmbH ist.
Die Bestandsaufnahme ist alles andere als erfreulich.
Auch Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar blickt auf ein Bildungssystem, das „vorne und hinten nicht funktioniert“. Dabei gebe es nicht nur eine „atemberaubende Zahl von Stundenausfällen“ in den Klassenzimmern, man sei darüber hinaus im preußischen 19. Jahrhundert stehengeblieben.
Empfohlen von LinkedIn
Yogeshwar plädierte für eine Lern- statt einer Leistungsorientiertheit. Er meint damit, dass Schülerinnen und Schüler Inhalte durchdringen und nicht nur pauken müssen.
Die Bildungsdebatte wird über unsere Zukunft entscheiden. Das ist kein nice to have.
Der Journalist sieht jetzt zwei Optionen. Entweder machten wir weiter wie bisher, bleibe mittelmäßig, beklage fehlende Lehrkräfte. Oder es gebe eine Revolution, die er als notwendig ansieht. „Es braucht eine Freude am Lernen. Oder wollen Sie Ihren Physikunterricht von damals noch einmal erleben? Hören Sie in sich rein!“, forderte er die Journalisten auf.
Zustimmung kam von Bob Blume, oben im Text schon genannt. Er zitierte den britischen Philosophen Alfred Noth Whitehead: „Bildung ist der Erwerb der Kunstfähigkeit, sich Wissen nutzbar zu machen.“
In seiner Keynote machte er Bildung zu einer Haltungsfrage. Das bedeutet: Es geht nicht darum, dass man etwas über ChatGPT recherchieren kann, sondern dass man lernt, das Lernen selbst als einen relevanten und sinnvollen Prozess für sich zu erkennen. Denn wir alle werden immer weiter lernen müssen – ein Leben lang. Das wird uns ChatGPT nicht abnehmen.
Konkrete Vorschläge der Stiftung
Die Stiftung Niedersachsenmetall bringt sich mit Vorschlägen in die Bildungsdebatte ein, präsentierte heute ein Zehn-Punkte-Papier. Darin plädiert sie unter anderem für die Möglichkeit, den Schulen mehr Eigenverantwortung zuzugestehen und die Ausstattung der Schulen an die Gegenwart anzupassen.
„Unsere Schulen sind der wertvollste Ort, den wir in Deutschland haben“, sagte Volker Schmidt. Jetzt müssen die Schulen nur noch danach aussehen.
Beruf: Marketing - Privat: Bildung, Elternvertretung und Feuerwehr in Lüneburg
1 JahrDie Saat der Revolution ist gesät. Am 23.09.2023 finden unter dem Motto #BildungswendeJetzt deutschlandweit Aktionen statt. Ein breites Bündnis aus Lehrkräften, Eltern, Schüler*innen, Gewerkschaften und vielen anderen geht auf die Straßen des Landes. Alle heutigen Aussagen sind Wasser auf die Mühlen dieser Kampagne...
Burnout-Prävention. Coaching, Training, Keynote. Ich habe mein Burnout besiegt. Mit mir lernst du, wie du deins verhinderst.
1 JahrIch kann den Sorgen nur beipflichten Martin. Leider…