Notwendigkeit als Chance für Veränderungsprozesse!

Notwendigkeit und Veränderung bedingen sich gegenseitig! Während der Notwendigkeit eine Treiberfunktion für Veränderungsprozesse innewohnt, kann ein Veränderungsprozess kreative Energie schaffen und aus einer Not eine Tugend machen.

Wohin dir Reise geht entscheiden wir selbst:

Reiten wir mit der Welle der Veränderungsnotwendigkeit, anstatt gegen diese Kräfte anzukämpfen!

Eine Notsituation, ein schwieriges Problem, die andauernde Krise, all dies sind Enabler! Sie sind Treiber der Veränderung, oftmals will man dagegen ankämpfen, doch die damit aufzuwendende Energie kann effektiver genutzt werden, wenn man auf dieser Veränderungswelle reitet, anstatt dagegen anzuschwimmen. Über diesen Fokus auf Effektivität (wohin treibt es mich, wie kann ich steuernd eingreifen) kommt es oftmals auch zur Erhöhung der Effizienz.

In diesem hochkomplexen systemischen Prozess der Veränderung begegnen dem aktiv steuernden Wellenreiter auch die Wellen Kreativität und Innovation. Denn dieser Wellenreiter hat den Fokus und damit seine Achtsamkeit und Aufmerksamkeit bei der Sache. Einem gegen die Veränderung Ankämpfenden bietet sich diese Möglichkeit nicht, da seine Energie voll auf Abwehr und Verteidigung ausgerichtet ist.

Die Pandemie hat es aufgezeigt, welche Chancen es gibt, wenn die Notwendigkeit nicht in Frage gestellt ist, siehe dazu die Bereitschaft auf die Digitalisierungswelle aufzuspringen, HomeOffice, Distance Learning, Transformation von Präsenzszenarien hin zu eLearning und Blended Learning Formaten, vor 2 Jahren wäre es undenkbar gewesen, diese Entwicklung so vorauszusagen.

Hier möchte ich einen ersten Empfehlungsanker setzen und das affirmative und prospektive Denken als Befähigungspotentiale nennen. Damit ist ein Denken gemeint, das sich nicht auf das Jetzt in der Situation (wie die Situation ist) und im Jetzt des Menschen (was der Akteur momentan kann) ausrichtet, sondern an dem was man sich von der zukünftigen Situation wünscht und was man dem innewohnenden Potential des Menschen zutraut.

New Work, New Learning und Deep Learning sind noch mehr in den Vordergrund gepusht. Das Wissen und der Umgang damit wird in der digitalen Gesellschaft wichtiger. Der Trend hin zu einem Fokus auf Kompetenzen (Fähigkeiten) bei gleichzeitiger Reduktion der Wichtigkeit von Qualifikationen (Fachwissen) ist schon länger sichtbar. Nun taucht ein Begriff auf, dem wir in der Arbeitswelt wohl in den letzten Monaten auf unterschiedlichste Art und Weise teilweise gewollt teilweise ungewollt begegnet sind, die digitale Kompetenz!

Die Basis für die digtale Kompetenz ruht auf den vier bekannten Feldern des Wissensmanagements Kultur, Kompetenz, Inhalte und Zusammenarbeit. Digitale Kompetenz ist selbst zudem die Basis bzw. die Voraussetzung von New Learning. Das Verhältnis von explizitem und impliziten Wissen verändert sich. Welche Rolle spielt das implizite Wissen bei der Entwicklung digitaler Kompetenzen, diese Frage gilt es in den nächsten Jahren zu beantworten? Zudem scheint eine Wechselwirkung zwischen digitaler Kompetenz und New Learning naheliegend, beide bedingen sich gegenseitig. Man kann dies gut im Alltag erkennen, in der Auseinandersetzung im HomeOffice erlernen wir im Tun digitale Kompetenzen und somit lassen wir uns auch auf New Learning ein.

Hier wird der zweite Empfehlungsanker gesetzt: Wir müssen diese Prozesse auch reflektieren und daraus unsere Erkenntnisse ableiten, dies gilt es nicht nur für uns als Individuen, sondern auch auf der Mesoebene von Teams in Schulen und Arbeitsleben sowie auf der Makroebene der Gesellschaft bspw. im Bildungswesen. Gemeint ist damit, während wir vielleicht weniger Fachwissen angesammelt hatten in der Pandemie konnten wir uns dafür Kompetenzen im digitalen Bereich aneignen. Um einen bekannten Satz von Paul Watzlawick umzumünzen stelle ich die These auf: Man kann nicht nicht lernen! Doch wertschöpfend wird es erst, wenn das Lernen mit Reflexionsprozessen verbunden ist und danach das Gelernte in seinem Handeln internalisiert wird.

Womit sollte sich nun Mensch 4.0 (was für ein unmögliches, provozierendes Wort) und Organisation 4.0 sowie Gesellschaft 4.0 beschäftigen?

Das Individuum:

·        Das Bewusstwerden einer gewissen Selbstverantwortung mit den Ausprägungen: Selbstgesteuertes und selbstorganisiertes Lernen.

·        Die Bereitschaft mit Veränderungen umzugehen und sich darauf einzulassen mit den Ausprägungen Zuversicht und Mut sowie unter Berücksichtigung, dass man aus jeder Situation lernen wird können sollte Motivation schaffen

Die Organisation:

·        Bereitschaft und proaktives Treiben für die Schaffung einer dafür notwendigen Organisationskultur (Fehlerkultur, kritisches Denken, Lernkultur, Feedbackkultur, weg von einer Wettbewerbskultur in zu einer Kollaborationskultur)

·        Schaffung der technischen Voraussetzungen, um die Medien- und Technologiekompetenz zu fördern und zu ermöglichen

Gesellschaft:

·        Enge Kollaboration zwischen Politik, Wissenschaft (insbesondere Bildung) und Wirtschaft mit dem Fokus auf den Bedarf der jeweiligen Gewerke

·        Erarbeitung einer Charta für eine affirmative, prospektive Ausrichtung mit dem Fokus auf ein ethisches Rahmenkonstrukt im Umgang mit der Digitalisierung (die Förderung einer moralischen Intelligenz, das Ermöglichen von Medienkompetenz etc. neben IQ und EQ spricht man nun auch von DQ „digitaler Intelligenz) sowie deren Umsetzung als verbindlicher Handlungsrahmen.

Fazit:

So wie es vor einigen Jahrzehnten der Fernseher war, der kritisch beäugt wurde, so war es dann der Umgang mit dem Computer, die Vernetzung über die Welt, die Nutzung des Handys als auch nun der gemeinsame Umgang in den sozialen Medien. Jede Medaille hat zwei Seiten, somit hat auch jedes neue Feld Risiken und Chancen, ein kritisch reflexiver Umgang ermöglicht sowohl dem Individuum, der Organisation als auch der Gesellschaft sich stark auf die Chancen zu fokussieren und die Risiken angemessen zu bewerten.

Auch dem Mensch 4.0 hilft somit der seit Jahrhunderten bekannte bunte Blumenstrauß an Selbstkompetenzen (Selbstreflexion, sich selbst führen können, Selbstbewusstsein und Bewusstsein seiner Selbstwirksamkeit im Handeln, Lernbereitschaft u.v.m), Sozialkompetenzen (Empathie, Teamfähigkeit, Kommunikationskompetenz u.v.m.) sowie Methodenkompetenz (Medienaffinität, Medienkompetenz, Organisation, Problemlösekompetenz, digitale Kompetenz u.v.m.) sowie die Aktivierungs- und Umsetzungskompetenz (etwas treiben, einzutakten, nachhaltig dran bleiben, umsetzen und Wirksamkeit erreichen) um sich für die Zukunft mutig, kritisch-reflexiv und lernend mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen.  

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