Offener Brief an die Aktionäre der Deutschen Bank

Aktionär Artur Kruck, Köln


Artur Kruck beantragt, die Mitglieder des Vorstands und Aufsichtsrats (insbesondere Herrn Sewing und Herrn Achleitner) zu beauftragen, alle nötigen Entscheidungen zu treffen, damit die Aktie der Deutschen Bank zum Jahresende 2020 einen Wert von 100 Euro hat.


Begründung:


Ich habe die Reden von Herrn Sewing und Herrn Achleitner sorgfältig gelesen, die Geschäfts- und Lageberichte gründlich studiert, die Geschichte der Deutschen Bank in den letzten 150 Jahre angeschaut, die Anträge und Stellungnahmen zur Hauptversammlung beachtet, Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre persönlich befragt und bin zu folgendem Urteil gelangt:


Es wird auf allen Ebenen hervorragende Arbeit geleistet! Dafür als Aktionär schon einmal herzlichen Dank.


Nachdem ich einige Nächte darüber geschlafen haben, wurde mir klar, wie recht Albert Einstein hatte: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, wie sie entstanden sind.“


Und genau das ist das Problem in der Führung der Deutschen Bank.


Im neuen Jahrtausend ist Gewinn zwar noch eine Notwendigkeit, aber nicht mehr das Ziel eines Unternehmens.


Gewinn ist nötig, damit die Aktionäre zufrieden sind (gerade die institutionellen Anleger sind ja auch wieder ihren Anlegern verpflichtet, Gewinn zu erwirtschaften), das Unternehmen in seine positive Entwicklung investieren kann und seine positiven Dienstleistungen für seine Kunden und die Allgemeinheit ausbauen kann.


Gewinn anzustreben ist also eine Notwendigkeit, darf aber niemals Selbstzweck sein. Wenn wir die „Weltwirtschaft als ein gemeinsames Unternehmen der Weltbevölkerung“ ansehen, darf keine „Abteilung“ (und als solches will ich einzelne Branchen und Unternehmen mal für einen Moment lang sehen) auf Kosten des Gesamtunternehmens agieren.


Insofern hat der Dachverband der Kritischen Aktionäre/innen nicht ganz Unrecht, wenn er auf das Beachten des Pariser Klimaschutzabkommens, der UN-Nachhaltigkeitsagenda und des UN Global Compact hinweist. Hier müssen wir zwischen „Unternehmensphilosophie“ (wenn ein Unternehmen sich zu diesen Zielen schriftlich bekennt) und „Unternehmenskultur“ (inwieweit das Verhalten der Mitarbeiter, insbesondere der führenden dieser Philosophie entspricht) unterscheiden.


Wenn ich mir also den Verlust des letzten Jahres mit 5,7 Milliarden Euro ansehe, ist diese „Selbstverständlichkeit“ nicht realisiert worden. Zwar gibt es dafür eine gute Begründung (vorgezogene Restrukturierungskosten), aber man kann jedes Ergebnis schönreden. Und wenn ich dann noch lese, dass wegen des überholten Denkens der führenden Leute auch noch Tausende Mitarbeiter ihren Job verlieren, bin ich nicht ganz glücklich.


Und dann kommt der „dickste Hammer“: die Marktkapitalisierung schwankt um die 12 Milliarden. Damit könnte jeder größere Hedgefond oder Vermögensverwalter die Deutsche Bank „aus der Portokasse“ (allein Black Rock verfügt über 6 Billionen und ist schon einer der größten Einzelaktionäre der DB) erwerben, und noch mehr Mitarbeitern kündigen.


Insofern kommt dem Aktienwert eine entscheidende Bedeutung zu. Die Aktie der Deutschen Bank lag am Freitag, den 15. Mai 2020 um 19:15 Uhr bei 5,98 €. Sie lag an meinem Geburtstag am 4.5.2007 bei 117 Euro. Wenn die Führung der Deutschen Bank ihre Denk- und damit Handlungsweise änderte, scheinen mir die 100 Euro Aktienwert bis zum Jahresende machbar.


Nun werden viele Aktionäre und auch Journalisten erstmal herzlich lachen, wenn sie das hören. Was ich gut verstehen kann. Aber das hat auch Martin Bangemann getan, als der Krankenstand in deutschen Unternehmen bundesweit im Schnitt bei 5,7 % lag und ich lauthals - als Gründungspräsident einer gerade in Belgien gegründeten privaten Universität - verkündete, ich würde den Krankenstand bis zum Jahresende auf 4,7 % senken und damit der deutschen Wirtschaft 20 Milliarden an Kosten sparen. Als der Krankenstand Ende 1996 sogar bei 4,2 % lag, bat er mich nach Brüssel, um in der EU die Arbeitslosigkeit zu senken und die Erwerbsquote zu steigern. Als uns auch das gelang, empfahl sogar Klaus Schwab mich Konzern- und Regierungschefs. Und als Bundeskanzler Kohl 1997 gebeten wurde, den Plan für die Weltausstellung in Hannover zu unterschreiben, die uns 2 Milliarden kostete, meinte er: "Das tu ich gern. Erst einmal aber will ich hören, was Professor Kruck davon hält." Ich meinte damals: "Nur der Nobelpreis ist höher."


Danach konnte mein Team noch zahlreichen Regierungs- und Konzernchefs sowie Präsidenten von Universitäten und NGOs behilflich sein, ihre Ziele zu realisieren und trotzdem einen wertvollen Beitrag zu einer Welt zu leisten, die auch für kommende Generationen noch lebens- und erlebenswert ist. Allerdings mussten wir dazu fast alle Informationen über die PEM im Internet löschen und Diskretion vertraglich vereinbaren.


Blicken Sie also auf das Motto von Toyota ("Nichts ist unmöglich!") und beauftragen Sie Herrn Sewing, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich bin sicher, dass dann die Aktie der Deutschen Bank zum Jahresende bei 100 € liegt. Auch ohne kriminelle Geschäfte wie die Cum-Ex-Deals.


Herzlichst


Ihr Artur Kruck


Köln, den 17.5.2020

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen