One Gateway Or Another
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One Gateway Or Another

Moin liebe:r Leser:in, 

irgendwie kriegen sie dich, die großen Tech-Konzerne. Ob Microsoft oder Meta , Alphabet Inc. oder ByteDance , sie alle haben Milliarden von aktiven Nutzer:innen vorzuweisen – und doch werden sie im rasanten Wettbewerbsgeschehen nicht müde, neue Wege zu ersinnen (oder zu kopieren), zu testen und einzuführen, um mehr User:innen und Creator:innen für die eigenen Plattformen zu gewinnen. Im Bestfall kommen auch mehr zahlende User:innen dazu. Während die Bezahlmodelle X Premium (ehemals Twitter Blue) und Meta Verified mit aufsehenerregenden neuen Features versehen werden, experimentieren Big Player wie YouTube und TikTok mit neuen Link-Strukturen und einer überraschenden Podcast-Integration. 

TikTok liefert derzeit als Entertainment-Plattform nicht nur Unterhaltung zu brandaktuellen Themen, sondern beliefert die Online-Marketing-Branche derzeit auch mit einem bunten Strauß an Updates, die für Marken und Creator:innen langfristig große Relevanz haben könnten. Möglicherweise nimmt es TikTok jetzt nicht nur mit Instagram, YouTube und Co. auf, sondern auch mit Spotify und Apple Music. Das Unternehmen hat kürzlich schon einen eigenen Musik-Streaming-Dienst in ausgewählten Märkten gelauncht, jetzt lässt die Entertainment App die Integration von Podcast-Folgen in ganzer Länge zu. Derzeit wird in den USA eine Funktion getestet, die den Upload von Podcast-Folgen in ganzer Länge ermöglicht. Die Podcast-Episoden können über den RSS-Feed importiert werden.

Zachary Kizer , globaler Produktkommunikationsmanager von TikTok, bestätigte den Test und gab an, dass Podcasts auf der Plattform künftig nicht mehr nur als Teaser präsentiert werden sollen, sondern dass Clips quasi als Gateway zu einem Podcast fungieren könnten. 

„Pod clips on TikTok aren’t just teasers anymore; they’re gateways.“

Noch ist das Feature in Europa nicht verfügbar; doch wenn es den Creator:innen und User:innen in den USA gefällt, könnte es schon bald das Podcast Marketing bereichern. So könnten auch auf Audio-Content spezialisierte Creator:innen, aber auch Marketer:innen neue Zielgruppen adressieren und neue intermediale Wege für die kreative Content-Verbreitung ausloten. Unterdessen können Podcaster:innen ihre exklusiven Patreon-Inhalte, mit denen sie Geld verdienen möchten, für Spotify-User:innen bereitstellen. Vielleicht stoßen wir auf Spotify also auf mehr Exklusivinhalte, im TikTok For You Feed bald auf mehr Podcast Content. 

In diesem längst etablierten Feed, der für über eine Milliarden Menschen als News-Quelle, Unterhaltungs-Hub, Lernplattform oder Marketing Pool daherkommt,  gibt es indes noch weitere Änderungen. Neben dem neuen Fokus auf Content-Formate abseits von Videos und Stories – dazu gehört auch die neue Text-Post-Funktion, die als Antwort auf X und Threads eingeordnet werden könnte – setzt TikTok auf Künstliche Intelligenz. Die Plattform liefert jetzt KI-Kennzeichnungsoptionen für Creator:innen – und warnt davor, AI Content unmarkiert zu lassen. AI-Inhalte, die nicht markiert werden, könnten entfernt werden. Darüber hinaus kommt die Funktion zum Posten von zehn Minuten langen Videos für einige Creator:innen zurück. Im Frühjahr war die Option für viele User:innen gestrichen worden

Doch damit nicht genug: TikTok hat unter der Woche ein neues Creator Center – nicht zu verwechseln mit TikToks Creative Center – in der Betaphase gelauncht, das Analytics und Upload-Optionen für Creator:innen bereithält. Und wer nicht genau weiß, welcher Sound für den nächsten Clip eingesetzt werden sollte, kann sich jetzt auf Vorschläge TikToks konzentrieren, die auf den bisher verwendeten Effekten basieren. Dabei bietet TikTok Vorschläge für neue populäre Sounds an. Einer könnte die nüchterne Aufzählung der zur Auswahl stehenden Optionen für das Jugendwort des Jahres 2023 von Susanne Daubner sein. Die Tagesschau-Sprecherin hat spätestens durch dieses alljährliche Nachrichtenformat Kultstatus erreicht. Das Video der Tagesschau, in dem Daubner Termini wie auf „auf Lock“, „Rizz“ und „Side eye“ vorliest, hat auf TikTok bereits über sieben Millionen Views. Und auch der Sound ihrer Worte wurde bereits für kreative Clips eingesetzt („Du bist morgens im Bus mit den Schülern und hast deine Kopfhörer vergessen“, gibt etwa Creator Fabian als Rahmen vor). 

Wie wichtig – und groß – die Creator:innen-Economy auf TikTok inzwischen ist, lässt sich anhand einiger beeindruckender Zahlen ablesen: Auf TikTok haben laut Social Blade LLC inzwischen über 39.000 Accounts mindestens eine Million Follower:innen – viele haben weit mehr. Auf Instagram haben immerhin rund 16.000 Accounts weniger mindestens eine Million Follower:innen. Die drei erfolgreichsten Creator:innen auf TikTok hinsichtlich der Follower-Zahlen sind Khabane (Khaby) Lame, Charli D’Amelio und Bella Poarch. Während Bella Poarch auf über 92 Millionen Follower:innen kommt, sind Lame und D’Amelio bereits über die Einhundertmillionenmarke hinaus. Lame hat über 160 Millionen, D’Amelio über 150 Millionen Follower:innen. Auf ganz so viele Follower:innen kommen die Teilnehmer:innen der ersten deutschen TikTok Reality Show „Das Ahoj Brausehaus der Stars“ zwar nicht. Doch dieses innovative Format, von Frigeo Ahoj Brause zusammen mit der Agentur Joli konzipiert, soll 

„[...] nicht nur Unterhaltung bieten, sondern auch die Norm brechen und eine neue Ära des TikTok Contents einläuten,“

so Felix Berthold , Creator und Teilnehmer der Show. 

Neue Ära auch bei Instagram: Meta Verified Feed und AI Content im Fokus 

Auch bezüglich der diversen Wege, auf denen Content im Meta-Kosmos distribuiert wird, gibt es immer wieder Anpassungen. Der Messenger-Dienst WhatsApp wird beispielsweise mit einer Screensharing-Option für Video-Calls versehen. Unternehmen sollten allerdings prüfen, ob sie über WhatsApp kommunizieren, immerhin wurden kürzlich einige Wall Street-Banken mit Geldbußen in Höhe von insgesamt 549 Millionen US-Dollar belegt, weil sie WhatsApp und andere Messenger für die Diskussion von Business-Internat nutzen, was gegen die Auflagen zur Unternehmensbuchführung im US-Finanzbereich verstieß. Davon berichtet Joseph Wilkins für Business Insider.

Die Textplattform Threads und die Fotoplattform Instagram (beide können natürlich nicht auf ein Content-Format reduziert werden) erhalten ebenfalls neue Funktionen. Threads ist ein neuer Distributionskanal für die Inhalte vieler Creator:innen und Publisher:innen sowie Marken (für jene in der EU allerdings noch nicht). Die Plattform soll nach dem Erhalt des Following Feed mit diversen Funktionen optimiert werden, um die zuletzt gesunkenen Engagement-Raten wieder zu erhöhen. Dazu gehören ein Bereich, in dem User:innen ihre Lieblings-Threads entdecken und so einfacher die Inhalte finden können, ein About this profile-Bereich, neue Optionen zur Benachrichtigungssteuerung sowie die Möglichkeit, den Alt-Text von Bildern und Videos zu personalisieren – was für die SEO nicht unwichtig ist. Zudem können User:innen bald per Mention Button in Threads Accounts erwähnen und Posts direkt in Instagram DMs teilen. Besonders spannend dürfte für viele Social-Media-Manager:innen sein, dass es bald auch eine Web-Version von Threads geben soll. Diese wird intern sogar schon getestet, wie Instagram-Chef Adam Mosseri angibt. Allerdings meint Mosseri, dass die Webversion „noch etwas Arbeit“ braucht, ehe sie ausgerollt werden kann.

Eine Web-Version für Threads könnte potentiell über 100 Millionen User:innen erfreuen. Doch weit mehr Menschen mögen sich für die Updates interessieren, die Meta für Instagram bereithält. Allen voran den Instagram Meta Verified Feed – den es geben könnte. Der Feed, den App Researcher Alessandro Paluzzi im Code entdeckt hat, könnte dediziert Content von verifizierten Creator:innen anzeigen. Gegenüber TechCrunch hat Meta angegeben, das Feature aktuell nicht zu testen. Ob trotz Dementi künftig ein Verified Feed bereitgestellt wird, wird sich also erst später zeigen. Mit einem Roll-out für zwei neue Stories Features können die User:innen hingegen rechnen: ein Templates Sticker, der als Vorlage genutzt werden kann, und das Tagging ganzer Personengruppen mit nur einer Mention sind im Test. Darüber hinaus arbeitet Instagram – ähnlich wie TikTok – an einer KI-Kennzeichnungsfunktion und stellt passenderweise mit dem neuen Gen AI Creator testweise ein Tool bereit, mit dem Creator:innen KI-generierte Posts erstellen können. 

Wie wichtig diverse und neue Kanäle sind, um aufsehenerregende Inhalte zu verbreiten, verdeutlicht auch der Einsatz von Instagram Channels. Diese nutzen Meta CEO Mark Zuckerberg und Instagram-Chef Adam Mosseri regelmäßig, um Updates zu teilen. Wie du selbst einen Broadcast Channel erstellst, erfährst du im How-to-Beitrag von OnlineMarketing.de . Während über Kanäle wie den Meta Developers Blog zum Beispiel News wie jene zum großen Reels API Update auf Facebook (das auch Custom Thumbnails. längere Reels und mehr Insights ermöglicht) geteilt werden, liefern Mosseri und Zuckerberg oft Feature Updates oder Hinweise auf brandaktuelle Diskurse. Zuckerberg hat unter anderem auf den etwaigen MMA Cage Fight mit Elon Musk Bezug genommen. Ob wir noch im August oder jemals einen Kampf zwischen Musk und Zuckerberg erleben werden, der tatsächlich im Ring und nicht allein auf den Social-Media-Plattformen der Tech-Persönlichkeiten stattfindet, ist weiterhin fraglich. 

X lässt mehr Creator:innen an Ads mitverdienen

Wenn Elon Musk seine Fans durch das Hinhalten bezüglich des Cage Fights mit Zuck auch enttäuschen mag, so liefert er Creator:innen auf der sich rasant wandelnden Plattform X immerhin verbesserte Einnahmeoptionen. Kürzlich hat Plattformeigner Elon Musk bereits angekündigt, weniger Provision für die über Creator Subscriptions generierten Einnahmen der User:innen zu veranschlagen. Schon im Juli dieses Jahres hatte die Plattform endlich die Beteiligung von verifizierten Creator:innen an Werbeeinnahmen ermöglicht, ehe diese noch weiter überarbeitet wurde. Wer auf X Content teilt, kann für Ads, die in den Post Replies (ehemals Tweet Replies) integriert werden, Umsatzbeteiligungen von X erwarten. Jetzt werden die Voraussetzungen dafür angepasst. Wer in den vergangenen drei Monaten fünf Millionen Impressions vorweisen kann, kann auch an den Anzeigen im Kontext der eigenen Inhalte mitverdienen. Zudem minimiert X die Auszahlungsgrenze und zahlt schon ab zehn US-Dollar Beteiligung eine Summe aus. 

Viele Creator:innen, die auf X aktiv sind, dürften diesen Schritt begrüßen. Damit möchte das Unternehmen die Creator:innen-Bindung stärken, die aufgrund einer zusehends hostilen Umgebung auf der Plattform und Konkurrenzoptionen wie Metas Threads leiden könnte. Da X seit Monaten mit einen Advertiser:innen-Rückgang zu kämpfen hat, könnten die Werbebeteiligungen geringer ausfallen als auf anderen Plattformen. Wer nicht verifiziert ist, also für X Premium zahlt, kann keine Beteiligung erhalten. In diesem Fall behält X die gesamten Werbeeinkünfte, wie Elon Musk bestätigt.

Einen Anteil der Werbeeinnahmen, die die Plattform über Ads im Kontext von Creator:innen-Content generiert, können seit Anfang des Jahres auch Shorts-Creator:innen erhalten. Grundsätzlich können YouTuber:innen jetzt sogar externe Links auf ihren Channel-Seiten integrieren und Content Links zu diversen YouTube-Inhalten in der Beschreibung hinzufügen. Jedoch werden externe clickable Links in der Shorts-Beschreibung entfernt. Damit möchte man sich vor Scam und Spam schützen. Laut YouTube können derlei Links demnach nur noch im Prominent Links-Bereich auf der Kanalseite platziert werden – nach dem Motto „Link on Channel Page“ oder „Link in Bio“. Auch in diesem Kontext eröffnen sich Marken und Creator:innen neue Wege, um Inhalte zu verbreiten und zu vernetzen. 

Während die einen für die Verbreitung von Informationen oder Werbebotschaften und die Darstellung von Content vor allem auf Web-Versionen bauen (weshalb auch die Threads-Web-Version so spannend für viele sein dürfte), sind Apps für Publisher:innen und Marken wichtiger denn je. Im Rahmen der fortschreitenden KI-Entwicklungen möchte Google mit dem Projekt IDX Entwickler:innen die Möglichkeit geben, über Googles eigene cloudbasierte Struktur im Web ganz einfach Apps zu erstellen – in Sekunden statt Tagen. 

„[...] Go from opening your browser to developing an application in a matter of seconds, not days, from anywhere and on any machine.“

Das Projekt, auf das ich über Jens Polomski s KI-Newsletter gestoßen bin, soll generative KI integrieren, um das Coding und andere Aspekte bei der Application-Erstellung zu erleichtern. 

Wer an Gen AI denkt, dürfte auch OpenAI im Hinterkopf haben. Das Unternehmen hinter ChatGPT und den GPT-Sprachmodellen, die für so viele KI-Lösungen als Basis dienen, hat diese Woche mit dem GPTBot einen Crawler vorgestellt, der Inhalte von Websites generiert. Webmaster können diese aber für OpenAI auch blockieren, denn der Content wird zur Optimierung der KI-Modelle genutzt; und vielleicht sollen dafür nicht alle Inhalte zur Verfügung gestellt werden. Zumal OpenAI wegen potentiellen Datendiebstahls in der Kritik steht. Vorgeworfen wird dem Unternehmen unter anderem, dass für das Training von Sprachmodellen mitunter Inhalte genutzt werden, für deren Verwendung das Unternehmen keine Befugnis hat, weil ihm eine Einwilligung der Rechteinhaber:innen oder ein Copyright fehlt. So klagte zum Beispiel die Komikerin und Schauspielerin Sarah Silverman gegen OpenAI und Meta, weil eine Copyright-Verletzung ihres Werks vorgelegen haben soll. Sam Altman, CEO von OpenAI, erklärte daraufhin kurzerhand:

„We’re trying to work on new models where if an AI system is using your content, or if it’s using your style, you get paid for that.“

Wer mithilfe von robots.txt das Crawling ganz oder teilweise einschränkt, hat mehr Kontrolle. Vielleicht gibt es bald sogar eine Alternative. Denn: Grundsätzlich ist das fast 30 Jahre alte Quasistandardprotokoll robots.txt im Kontext von KI-Content-Generierung nicht mehr uneingeschränkt zeitgemäß. Dieser Meinung ist zumindest Google. Das Unternehmen möchte neue Kontrollmechanismen für Websites schaffen und stößt die Entwicklung von Alternativen an. Eine Alternative zu Googles Suche bietet wiederum Bing; und mit Bing Chat hat Microsofts Suchmaschine eine von OpenAI gestützte Erfahrung geschaffen, die vielen User:innen gute Dienste erweist. Umso erfreulicher ist da die Nachricht, dass der Bing Chat künftig über diverse Browser erreichbar gemacht wird.

Warum ist das wichtig?

Neue Wege für die Content-Verteilung, für etwaige Werbeplatzierungen, für die Verbindung von Systemen bieten ganzen Teams (zum Beispiel im Marketing) und Gemeinschaften (Creator:innen) immer wieder Spielraum, um selbst oder mit den eigenen Inhalten auf kreative Weise oder ganz bodenständig, aber dafür qualitativ hochwertig und womöglich mit hoher Frequenz in Erscheinung zu treten (man denke an groß angelegte Werbeoffensiven, etwa jene von Google zum Pixel, die seit Monaten auf verschiedenen digitalen Kanälen wahrzunehmen ist). Ob es nun Podcasts bei TikTok oder Exklusivinhalte auf X, Instagram oder Snapchat sind, ob man sich an Click-to-Messenger Ads versucht oder eine Instagram Channel-Strategie aufsetzt, die digitale (Marken-)Kommunikation wird facettenreicher, mitunter aber auch komplexer. 

Auch deshalb plädiert Social-Media-Expertin Sarah Sunderbrink von zooplus in unserem Digital Bash Podcast dafür, dass sich Marken öfter auf für sie wirklich relevante Kanäle konzentrieren (stay tuned, die Folge geht zeitnah online). Kurz Feuer und Flamme für einen Kanal zu sein (ob Threads oder Channels), nur damit dieser nach einem Monat nicht mehr ausreichend bedient wird, dient niemandem so richtig, meint sie.

Trotzdem reizen neue Features, neue Werbeformate und auch Plattformen unweigerlich, vor allem wenn sie auf den ersten Blick einen guten Fit für die Marke, das Medium oder die Creator:innen-Persona darstellen. Je nach Ziel und Ressourcen ist ein Testing grundsätzlich eine vielversprechende Option. Dann lässt sich auf dem einen oder anderen Weg auch ermitteln, welche Ansprache, welches Content-Format, welches Videodesign etc. wirklich zieht. So ähnlich machen es zum Beispiel viele Content-Creator:innen auf TikTok, die sehr viele Acting-Formate testen, ehe eines davon so viel Aufmerksamkeit erhält, dass sie es optimieren und weiterführen (ein Beispiel stellt der Creator dominic_m_d dar, der inzwischen vielen auf der Plattform auch durch seine Rolle als Helmbert bekannt sein dürfte).  Wie wichtig Formattests sind, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass im Facebook API Update für Reels eine A/B-Testoption angekündigt wurde. 

Wenn du dich im Dschungel der Kanäle und neuen Wege (teils auch Gateways) etwas verloren fühlst (oder lost, wie Susanne Dauber sagen würde), versuche es doch mit einem Dreischritt für deinen Content: Zuerst stellst du sicher, dass du alle Basics für beispielsweise drei Kernkanäle beständig liefern kannst. Das können tägliche Stories auf Instagram, tägliche Videos auf TikTok und immer aktuelle Updates auf LinkedIn sein. Im zweiten Schritt könntest du, wenn Kapazitäten da sind, zunächst einen neuen Kanal aufnehmen (der in Bezug auf die Zielgruppe und die Unternehmensziele unweigerlich Relevanz hat und ihn mit den Basics bespielen, die How-tos oder bereits erfolgreiche Accounts sowie die Plattform selbst vorgeben. Ein dritter Schritt könnte sein, etwas außergewöhnlichere oder neuere Plattform-Features zu integrieren – zum Beispiel von Stories zu Reels als Zusatz, von TikToks zu TikTok-Text-Posts als Zusatz, von LinkedIn Posts zu einem regelmäßigen LinkedIn Newsletter. Das ist rein hypothetisch und ein bisschen vage, aber ohne Struktur kann es doch schnell sehr verlockend sein, einfach mal eine neue Option zu testen und dann heißt es schnell: Kannst du dort noch eben was posten?

In einem weiteren Bereich sind die Basics zentral, gemeint ist die SEO. Wer die beherrscht, steht laut Experte Malte Landwehr schon besser da als ein Großteil der Konkurrenz. Trotzdem ist gerade in diesem Bereich stets auf aktuelle Updates zu achten. 

Und was ist mit SEO?

Webmaster können ihre Inhalte nicht nur über robots.txt so weit kontrollieren, dass sie ganz oder teilweise für den Zugriff durch den neuen GPTBot von OpenAI blockiert werden, auch eine Kontrolle des Crawlings durch Google ist möglich. Mithilfe von strukturierten Daten wiederum können sie Content für Rich Results zur Verfügung stellen. Ob eine Seite Rich Results überhaupt unterstützt, lässt sich über den Rich Results-Test ermitteln. Im Kontext genau dieser Suchergebnisse droht jetzt vielen Seiten ein Traffic-Verlust. Denn Google hat Änderungen angekündigt, die Seitenbetreiber:innen vor Veränderungen stellen. Betroffen sind das FAQ und How-To Markup. 

Das Suchmaschinenunternehmen verringert die Sichtbarkeit von FAQ Rich Results. Nur noch für renommierte Regierungs- und Gesundheits-Websites sollen entsprechende Inhalte in den Suchergebnissen ausgespielt werden. Für alle anderen Seiten wird Google Inhalte, für die eigens das FAQ Markup genutzt wurde, nicht mehr regelmäßig anzeigen. Und so werden User:innen ab jetzt keine FAQ-Unterergebnisse von den meisten Seiten angezeigt bekommen. Seitenbetreiber:innen müssen ihre strukturierten Daten für FAQ Content jedoch nicht entfernen. Google schreibt auf dem Search Central Blog: 

„While you can drop this structured data from your site, there’s no need to proactively remove it. Structured data that’s not being used does not cause problems for Search, but also has no visible effects in Google Search.“

Hinsichtlich der How-To Rich Results erklärt Google, dass diese künftig nur noch auf dem Desktop angezeigt werden. Dabei müssen Seitenbetreiber:innen beachten, dass die mobile Seite bei Google als Indexierungsgrundlage gilt. Wer mit Inhalten in den Desktop Rich Results erscheinen möchte, muss also das Markup auch auf der mobilen Seiten integriert lassen. Im Leistungsbericht in der Search Console werden sich diese Veränderungen auch bemerkbar machen. Vor allem im Bericht zu den Rich-Suchergebnissen müssen die Website-Betreiber:innen mit anderen Zahlen rechnen – in anderen Worten, sie haben einen Traffic Drop zu erwarten. Tatsächlich haben die SEO-Experten Brodie Clark und Glenn Gabe bereits krasse Traffic Drops von  How-To und FAQ Rich Results in der Google Search Control erkannt. Das Google Update sollten Seitenbetreiber:innen zumindest wahrnehmen, um etwaige Traffic-Verluste einordnen zu können. 

Google erklärt, dass die Anpassungen im Rich Results-Kontext nicht als Ranking-Veränderung wahrgenommen werden sollten. Daher wird das Update nicht im Search Status Dashboard vermerkt. Für einige wenige Nutzer:innen wird indes die Veränderung nicht direkt sichtbar sein; denn Google hat nach eigenen Angaben noch ein kleines „Holdback-Experiment“ aufgesetzt. Womöglich soll damit überprüft werden, ob die FAQ und How-To Rich Results nicht doch einen Mehrwert für Suchende liefern – und Google würde eine Hintertür offen lassen. Immerhin hatte das Suchmaschinenunternehmen erst 2019 strukturierte Daten für FAQ und How-To Content eingeführt.

Während Brodie Clark meint, die FAQ Rich Results hätten nie die User:innen in den Mittelpunkt gestellt, dürften einige Website-Betreiber:innen das Update eher zähneknirschend hinnehmen. Der SEO-Experte Kevin Indig mutmaßt auf X, was hinter der Maßnahme stecken könnte: 

„Why now? - Some say Google removed FAQ as preparation for AI answers. It's possible they don't want to launch a lot of changes at once. - Others say FAQ = no user value. What changed compared to 4 years ago? More PAAs! - Some say Google wants more ad clicks . Also possible.“

Hast du die Auswirkungen des Updates auch schon bemerkt? Während FAQ Rich Results in Googles SERPs also bald kaum noch zu sehen sein werden, bietet die Suchmaschine ersten Nutzer:innen ein neues Feature, das ihre Suche betrifft. Wie Abner Li für 9to5Google berichtet, gibt es einen neuen Grammar Check für Suchanfragen. Die Funktion ist bisher nur auf Englisch verfügbar. Dabei korrigiert Google die Suchanfragen und Sätze grammatikalisch, wenn Fehler auftauchen. Wer die Funktion aktiviert, sieht ein grünes Häkchen, wenn es keine Fehler gibt, ansonsten unterstreicht Google die Änderungen, die die Maschine vornimmt. Da Google für das Feature aber auch auf AI zurückgreift, kann eine absolute Ergebnissicherheit nicht gewährleistet werden. Vielleicht sollten Suchende sich dann auf Google bei Fragen zur Grammatik doch nach anderen Quellen umsehen. 

Eine Beobachtung zum Schluss

Beim Thema Generierung und Aktivierung von aktiven – und zahlenden – Nutzer:innen hat sich Disney mit dem Streaming-Dienst Disney+ in den vergangenen Jahren als Big Player hervorgetan. Erst im Herbst 2019 startete der Dienst, in anderen Regionen noch später. Inzwischen stehen – nach manchem Subscriber:innen-Verlust in diesem Jahr – etwas weniger als 150 Millionen zahlende User:innen für Disney+ Hotstar weltweit zu Buche. Doch Disney sucht Wege, um mehr Menschen zu einem Abonnement zu bewegen – und um die Einkünfte zu pushen. Deshalb kommt Disneys werbegestütztes Abonnement nach der Einführung in den USA ab November auch nach Deutschland (es kommt zudem in vielen anderen Märkten). Hierzulande soll ein Abo mit Werbung (etwa vier Minuten pro View-Stunde) 5,99 Euro kosten. Damit ist es drei Euro günstiger als das Standardabonnement, welches keine Werbung enthält. Ab November soll es jedoch drei Varianten geben. Neben dem Standard- und dem Abomodell mit Werbung kommt ein Premiummodell für 11,99 Euro monatlich dazu. Dieses bietet vier Streams gleichzeitig und 4K-UHD- und HDR-Qualität. Die höherpreisigen Abonnements können im Jahresabo mit Rabatt abgeschlossen werden. Wer langfristig weiterhin zum gleichen Preis wie bisher streamen möchte, muss bald auf die Standardvariante umsteigen.

Alle aktuellen und etwaige neue Abonnent:innen lockt Disney mit einem breiten Angebot. Dazu gehört zum Beispiel die Hit-Serie Only Murders in the Building mit Selena Gomez, Steve Martin und Martin Short, deren dritte Staffel diese Woche startete. Die erste Staffel avancierte  2021 zur meistgesehenen Comedy-Serienpremiere auf Hulu . Werbung für die Serie gab es zuletzt – etwa auf TikTok – nicht wenig. Dabei stand auch Steve Martins Figur Charles-Haden Savage im Fokus. 

Steve Martin tauchte kürzlich auf TikTok aber auch in einem völlig anderen Kontext auf – in einem erfolgreichen und unterhaltsamen (das ist meine persönliche Meinung) Clip des englischen Fußballclubs Burnley FC . Darin wird ein Ausschnitt aus dem Film Der rosarote Panther (2006) gezeigt, in dem Steve Martin den vorgegebenen Satz „I would like to buy a Hamburger“ nicht richtig wiedergeben kann. Er sagt eher „I would like to buy Berge“ (so interpretiert es jedenfalls der Burnley FC, der mit diesem Clip den Transfer des norwegischen Spielers Sander Berge ankündigt). Mit über 1,8 Millionen Views (Stand 12. August 2023) ist es eines der erfolgreicheren Videos des Kanals mit über 730.000 Follower:innen. 

Der FC Burnley eröffnete schon am Freitag die neue Premier League-Saison der Herren, in der sich auch Teams wie der Liverpool Football Club und Arsenal F.C London mit der Konkurrenz messen. Dabei können Fans dieser Teams künftig neue exklusive Einblicke und Perspektiven von Spieler:innen erwarten, da die Vereine eine Kooperation mit Google Pixel gestartet haben. Seit einigen Monaten setzt Google für den Marketing Push für die Pixel-Produkte verstärkt auf die Fußballwelt, um stärker in Erscheinung zu treten  – das zeigte sich im Rahmen der aktuellen WM der Damen bereits auf verschiedenen Kanälen. Die Fußballwelt hat in Sachen Marketing-Potential einiges zu bieten, klar bei einer global so großen Fanbase. So trägt der Zugang von Weltstar Lionel Messi beim US Franchise Inter Miami CF schon jetzt Früchte. Sportlich hat Messi (zusammen mit anderen starken Verpflichtungen) das Team bereits transformiert, hat im MLS Leagues Cup in fünf Spielen acht Tore erzielt. Die Nachfrage nach dem Inter Miami-Trikot mit Messis Namen ist enorm hoch und dürfte adidas viel Geld einbringen. Gegenüber Reuters erklärte ein:e Sprecher:in bereits: 

„The demand for Messi's jersey in Miami has been truly unprecedented. We are working as quickly as possible to make sure that every fan who wants a jersey can get one online or in one of our stores.“

Ab 100 Euro ist das Trikot mit Messi-Beflockung zu haben – aber auch bei einer Vorbestellung wohl erst ab Oktober. In meiner Newsletter-Ausgabe vor rund zwei Monaten habe ich bereits über diesen Messi-Effekt geschrieben und die Vorteile, die sich auch Apple von seinem Auftreten in der MLS versprochen hat. Schon jetzt sollen sich die MLS Season Pass Subscriptions, die AppleTV+ bietet, ungefähr verdoppelt haben. Apple CEO Tim Cook sagte

„For MLS, we could not be happier with how the partnership is going. It’s clearly in the early days, but we are beating our expectation in terms of subscribers, and the fact that Messi went to Inter Miami helped us out there a bit – and so we're very excited about it.“

Messi selbst soll an den Umsätzen von Apple und Adidas, die im Kontext seines Wechsels zum Beispiel über den Season Pass und Trikotverkäufe generiert werden, beteiligt sein. Am Mittwoch ist Inter Miami wieder in Aktion. Dann schalten vielleicht noch mehr Fans ein, die sich ein Apple-Paket gesichert haben. Apple, Disney, Meta und Co., das sind ein paar der ganz prominenten Beispiele dafür, wie auf neuen Wegen zahlende User:innen generiert werden können. Dass dabei die Abonnementstruktur als finanzielle Erfolgsfaktor wirkt, versteht sich. 

Ich wünsche dir einen tollen Sonntag, ob mit Only Murders in the Building, der Premier League oder deinem Lieblings-Podcast. 

Stay safe, be kind, keep reading. 

Dein Nik

Sarah Sunderbrink

Social Media, Influencer & storytelling enthusiast 🚀 I Head of Social & Influencer @zooplus 😺 | Freelance Consultant 😎 I Keynote Speaker, Trainer, Advisory Board & Author 🔥I Always collecting & telling stories! 🦄

1 Jahr

Und wieder so ein schmissiger Newsletter, der unbedingt gelesen werden sollte! 🤓🚀 P.S.: Hab mich über den Shoutout gefreut - und freue mich noch mehr, wenn unsere Podcast-Folge demnächst live geht. Mit dir zu quatschten ist nämlich ähnlich super wie deinen Newsletter zu lesen! 😉

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