Philipp Vorndran: "Eine gute Anlagestrategie zeichnet sich dadurch aus, dass nicht permanent darüber geredet werden muss"
Europa, die USA oder besser doch Asien – wo finden Anlegerinnen und Anleger derzeit die attraktivsten Investmentgelegenheiten? Unsere Antwort darauf ist letztlich immer dieselbe. Von Philipp Vorndran
Ich halte den Fokus auf Länder, Regionen oder Branchen für brandgefährlich! Das hat mit der Idee, sinnvoll und langfristig zu investieren, rein gar nichts zu tun. Auch wenn das andernorts sicherlich anders gesehen wird, weil nicht zuletzt aus Marketinggründen sehr viel dafürspricht, es genauso so tun. Wunderbare Geschichten lassen sich erzählen, über verschiedene Länder, deren Eigenheiten und ökonomischen Vorzüge.
Es gibt vor allem auch immer was zu erzählen. Weil schließlich immer irgendwo was los ist: Heldengeschichten und Katastrophen. Unsere Perspektive wäre eine andere: Gute Geldanlagen, eine gute Anlagestrategie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass eben nicht permanent darüber geredet werden muss. Dass es vor allem um die Qualität der einzelnen Unternehmen geht, ganz unabhängig davon, wo sie beheimatet sind und welcher Branche sie angehören, und um die Frage, ob sie attraktiv bewertet sind an der Börse – oder eben nicht.
Hin und her – das produziert Kosten!
Die Regionen- oder Branchen-Narrative erzeugen vor allem Handlungsdruck bei den Anlegern – das Portfolio immer wieder anpassen zu müssen. Raus aus Europa, rüber nach Asien, dann zurück in deutsche Aktien, wenig später in die USA, wegen des US-Dollar, und statt Tech-Werten lieber doch Banken oder, vielleicht noch besser, Versorger, wegen der Dividenden …
Das Gleiche mit den Branchen. Regelmäßig wird empfohlen, aus der einen in die andere zu wechseln, Trends zu folgen.
Vielleicht helfen ein oder zwei Beispiele zur Veranschaulichung: Es gibt in der Schweiz einen großen Nahrungsmittelhersteller, dessen Namen wir hier aus regulatorischen Gründen nicht nennen wollen, den Sie aber sehr gut kennen dürften. Dieses Unternehmen macht 1,5 Prozent seiner Umsätze in der Schweiz – oder andersherum: 98,5 Prozent außerhalb der Schweiz. Was hat das Unternehmen mit der Schweiz oder der Schweizer Volkswirtschaft zu tun? Fast nichts! Oder ein in Hongkong gelistetes Modeunternehmen. Das Unternehmen erwirtschaftet 90 Prozent seiner Umsätze in Europa!
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Anlegerinnen und Anleger sollte es vor allem um die Qualität der Unternehmen gehen – und nicht um Herkunft oder Branchenzugehörigkeit. In einer globalisierten, sehr stark vernetzten Welt sind Unternehmen nun mal überall zu Hause – nicht in Zürich, Frankfurt, Detroit, Shanghai oder Moskau. Überall.
Fragen Sie doch nur die Vorstände der DAX-Konzerne – Autobauer, Chemie- oder Pharmakonzerne. Alle sind sie massiv abhängig vom Export und damit der Weltkonjunktur. Alle Weltaktien!
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1 JahrWie immer sehr zutreffend, Herr Vorndran!
Experte für Betriebliche Altersvorsorge (DMA) • Ungebundener Finanz- und Anlageberater • Senior Sales Manager
1 JahrDas gilt auch für Big-Tech. Sehr schön auf den Punkt gebracht!
Vermögensberaterin. Ihr Vermögen in guten Händen
1 Jahrdem stimme ich voll zu. Eine Strategie wird bei mir immer auf langfristiger Basis von mind. 5 Jahren aufgebaut. Besser sogar noch länger. Es nützt nichts, wenn man den gewählten Weg ständig verlässt oder in Frage stellt. Die Sau, die da teilweise durch`s Dorf getrieben wird, macht nur die Taschen der Händler voll. Nichts desto trotz sollte man aber auch Gelegenheiten nicht verstreichen lassen. Deshalb ist es wichtig, genügend Cash zum Reagieren zurück zu halten.