Be playful - Spielerisch arbeiten und lernen - Teil 1
"Spiel ist notwendig zur Führung eines menschlichen Lebens." — Thomas von Aquin
In meiner bisherigen Laufbahn in der Arbeit mit Menschen und Gruppen habe ich das Wort „Spiel“ sehr oft vermieden. Wenn ich die Aufgabe hatte etwas Anzuleiten, verwendete ich immer das Wort „Übung“, da ich das Spiel mit etwas kindischen verband und mir Übung sehr viel passender erschien. Erst mit der Zeit konnte ich mich vom Gedanken lösen, diese Übung als „Arbeit“ zu betrachten, sondern mich lockerer und spielerischer mit mir selbst, einlassen.
Diese Begebenheiten führen uns genau dahin, was für Capacitas in Hinblick auf Tätigkeiten und Angebote wesentlich sein soll. Wie verstehen wir unser Unternehmen und wie möchten wir unsere Arbeit gestalten und ausüben? Das Verständnis von Spiel und Arbeit ist entscheidend wie unseren beruflichen Alltag gestalten und leben möchten.
Margrit Irgang beschreibt in ihrem Buch: „Geh, wo kein Pfad ist und hinterlasse eine Spur“, unsere geläufige Auffassung von Arbeit und Spiel wie folgt: „All zu gerne stellen wir Leitsätze auf: Erst die Arbeit dann das Spiel! Arbeit wird als eine ernsthafte Angelegenheit gesehen, etwas für Erwachsene, während uns zu Thema spielen automatisch Kinder einfallen oder allenfalls so etwas wie Fußball, Tennis oder Poker. Da geht es um Wettbewerb und Gewinnen, das ist eine ernsthafte Sache für Erwachsene und rückt das Ganze wieder in die Nähe der Arbeit. Zwei Schaukeln, eine Rutschbahn, eine Sandkiste, ein Klettergerüst. Welch trauriger Anblick ist der gewöhnliche Spielplatz eines gewöhnlichen Stadtteils einer Großstadt. Anscheinend hat es noch nicht herumgesprochen, dass Spielen Nahrung ist für unsere Spiritualität, ja, dass es geradezu eine spirituelle Tugend ist, Spielen zu können.
Solange unser Geist Spiel und Arbeit trennt, kommt er nicht zur Ruhe. Er wird dann das Ende der langweiligen Arbeit herbeisehnen, um endlich spielen zu können. Wie also können wir unsere Arbeit zum Spiel machen?“
Bruder David Steindl-Rast meint, wir neigen dazu, dass Arbeit eine Art von Tätigkeit ist, die auf einen bestimmten Zweck abzielt und wenn dieser bestimmte Zweck erfüllt ist, hört die Arbeit als solche auf. Spielen dagegen ist etwas ganz anderes. Das Spielen zielt nicht auf einen bestimmten Zweck. Aber das Spielen hat Sinn; das Spielen lässt Sinn aufblühen bzw. hat seinen Sinn ganz in sich selbst. Das heißt, man bringt in seine Arbeit, das hinein, was das Wichtigste beim Spielen ist, nämlich, dass man sie um ihrer selbst willen tut und nicht dazu, um mit ihr einen bestimmten Zweck zu erfüllen. Zu sehr glauben wir, dass Gott diese Welt aus einem bestimmten Zweck erschuf. Wir sind dermaßen im Zweckdenken befangen, dass wir uns sogar Gott als zweckgebunden vorstellen. Gott aber spielt.
Karl Mittermaier in Brixen lebend und Philosophie lehrend, schreibt in seinem Buch „Gedankenspuren“: „Der Mensch ist ein Spieler. Erst wen er spielt, ist er ganz Mensch. Des Menschen Spiel ist frei, wie er frei sein will. Er kennt keine Ziele und keine diktierte Notwendigkeit. In Spiel denkt der Mensch nur an die Gegenwart. Die in der Zukunft liegende Schritte vergegenwärtigt er und überwindet Alltagsängste und lebt ganz im Diesseits.“ Dem kann ich Margrit Irgangs Ausspruch anfügen: „Spielend, ja spielend, durchquere ich diese fließende Welt. Hier, wo ich mich befinde, ist es da nicht gut, die bösen Träume anderer Menschen zu durchqueren?“
„Wenn Spielen im Kern Ausdruck menschlicher Freiheit ist, weil in sich interessenlos und keine praktische Nützlichkeit hat und nur um seiner selbst willen stattfindet, kann es hochgradig faszinieren. Spielen ist die Emergenz ein puren Spielfreude. Dieser Spaß am Spiel entsteht immer situativ, intersubjektiv, und dynamisch in Relation der Akteure zu ihren Umwelten. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf das gemeinschaftliche Meistern spielerischer Herausforderungen. Erst durch dieses kommunikative Geschehen entsteht die Freiheit zum Selbst-Sein. Echte, nachhaltige Transformation braucht Abstand zur alltäglichen Routine und startet mit der Frage nach dem „Warum“, nach der Sinnhaftigkeit. Es geht darum, etwas Einzigartiges, Unerwartetes sichtbar zu machen, dass die Spieler „erleuchtet“- analog zu den kulthaften Urformen des Spiels, die als Offenbarung des Heiligen galten. Laut griechischer Mytologie wurde das Spiel von den Göttern erfunden.“ So beschreibt es Christian Schuldt im Buch: „Playful Business“ vom Zukunftsinstitut.
Iwan Hofer
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