Qualitätsmangel Bewerbung
Es ist schon bemerkenswert, wie oft Bewerber über Unzulänglichkeiten in Recruiting-prozessen berichten oder über die mangelnde Qualität der Recruiter klagen. Unbestritten haben zwar auch heute noch viele Unternehmen und deren Personaler großen Optimierungsbedarf bei der Personalauswahl, jedoch geht so manche Bewerber-Kritik daneben.
Zum einen lassen sich einzelne Erfahrungen nicht generalisieren und zum anderen steht vor der Schelte immer noch die Analyse der eigenen Bewerbungsarbeit und Selbstreflexion. Eine Bewerbung ohne vorhergehende Selbstreflexion über tatsächliche Stärken und Schwächen, über Wollen und Können, hat wenig Aussicht auf Erfolg. Es ist zu einfach - auch nach 100 erfolglosen Bewerbungen - die Verantwortung für das eigene Handeln abzugeben und auf fehlerhafte externe Faktoren zu verweisen. Und auch erfahrene Recruiter können nicht Hellsehen. Wer als Bewerber erkennbar Massenware produziert, bleibt unsichtbar und ist schon aus dem Rennen.
Tatsächlich gibt es Bewerber, die nicht in der Lage sind, ihr Leistungsverhalten genau zu beschreiben, ihre besonderen Fähigkeiten und Wertvorstellungen herauszustellen und so gar keine Vorstellungen davon haben, welche Rolle sie im Unternehmen einnehmen wollen. Manchmal könnte man meinen, dass Jeder Urlaub besser geplant wird, als ein Arbeitsplatzwechsel.
Dabei haben es Bewerber sicherlich nicht immer leicht, sich zu orientieren. Manche Stellenausschreibung ist zu allgemein und zu vage formuliert, so dass sich auch diejenigen bewerben, die überhaupt nicht passen oder gar nicht wechselbereit sind. Bei den zahlreichen Bewerbungen kann es dann passieren, dass Absagen spät oder gar nicht erfolgen.
Dass viele Bewerbungen „ konturenlos“ bleiben, ist sicherlich auch ein „Verdienst“ der Bewerbungs-industrie mit ihren vielen Ratgebern, die erheblich dazu beigetragen haben, dass Bewerber einfach abschreiben oder kopieren. Ratgeber können jedoch allenfalls das Gerüst beim „Bau“ einer Bewerbung sein und nicht die Substanz. Bewerber sollten begreifen, dass Ratgeber in erster Linie Rat geben, um Geld zu verdienen.