Renaturierung: Konkrete Ideen für #Austria
Aus aktuellem Anlass: Vor einem Jahr, am 23. Juni 23, präsentierte ich in der Tageszeitung Die Presse konkrete Anregungen zur Versachlichung und Pluralisierung des Gesprächs zur #Renaturierung in #Austria.
Die Ideen von Josef Plank Franz Fischler Gabriel Felbermayr haben m.E. nicht an Relevanz verloren. Jetzt braucht es nur noch eins: Visionäre Ermöglicher:innen & unkonventionelle Allianzen für die Umsetzung!
HEISSE EISEN NATUR UND LANDWIRTSCHAFT
23. Juni 23
Der Disput um das Renaturierungsgesetz zeigt: Wir müssen mehr reden.
Der EU-Umweltministerrat hat nun grünes Licht für das geplante EU-Renaturierungsgesetz gegeben; Ministerin Leonore Gewessler hat sich des Votums enthalten. Auf 49 Seiten haben die Bundesländer ihre Bedenken zum geplanten Vorschlag der Kommission dargelegt. Der sieht Maßnahmen zur Wiederherstellung der Natur auf mindestens einem Fünftel der Land- und Meeresgebiete in der EU bis 2030 vor. Das Gesetz betrifft Bauern und Gemeinden. Es sollen etwa landwirtschaftlich genutzte Moorflächen wiederhergestellt werden. Zu diesem Vorschlag sind die Gemüter im Europaparlament jüngst heiß gelaufen; es ist unklar, ob ihn die Europäische Volkspartei nicht noch auf die lange Bank schiebt.
Der Disput zeigt das Problem des Themenkomplexes Landwirtschaft und Natur auf: Er ist eine Querschnittsmaterie, betrifft alle Aspekte von Gesellschaft und Wirtschaft. Doch in Österreich wird diese Materie weder interdisziplinär noch gesamtgesellschaftlich bearbeitet.
Sondern in drei relativ geschlossenen Kreisen, die da sind:
1. Bauernbund und Landwirtschaftskammern
2. Naturwissenschaftler und Experten rund um die Universität für Bodenkultur Wien , das Bodenforum, die Bundesanstalt Raumberg-Gumpenstein, die Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen, die Arbeitsgremien der Alpine Convention
3. Nichtregierungsorganisationen wie der WWF
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Das Ergebnis: Außenstehende nehmen die ideologischen Fronten als verhärtet, die fachliche Expertise als versteckt wahr. Jedoch muss sich jede Bürgerin, jeder Bürger für Agrar- und Naturthemen interessieren dürfen und sich über die Medien im eigenen Bundesland oder national so kundig machen können, dass eine adäquate Meinungsbildung möglich ist.
Wie also gelingt der Wissenstransfer aus den drei genannten Zirkeln in die Breite? Wie kann man die Debatte um die Zukunft unserer Landwirtschaft und die Pflege bzw. Wiederherstellung von Naturräumen versachlichen und pluralisieren? Und was bedeutet es für die Transformationsbereitschaft Österreichs, wenn Themen wie der sorgsame Umgang mit Boden als absolut heiße Eisen gelten? So heiß, dass sich gefühlt nur der letztgereihte Akteur der bodenkundlichen Pflegekette dazu in die Medien zu trauen scheint, nämlich Kurt Weinberger von der Österreichische Hagelversicherung VVaG ?
Die Antwort lautet: reden. Verständnis und Vertrauen kann man nicht emailen.
2021 präsentierte ich an dieser Stelle in der „Presse“ unsere Feldstudie zum European Green Deal. Mit 50 Gestaltern aus Tirol, Vorarlberg, Niederösterreich und einer Kontrollgruppe aus Wiens Politikbetrieb hatten wir Einzel- und Gruppengespräche geführt. Das Fazit: „Die größten Risken auf dem Weg zur Klimaneutralität sind nicht technischer, sondern politischer, kultureller und kommunikativer Natur.“
Die regionalen Gestalter plädierten dafür, Formaten für Dialog und Bewusstseinsbildung zu den Konfliktfeldern im European Green Deal große Bedeutung einzuräumen. Tatsächlich aber fehlen Fürsprecher und finanzielle Mittel.
Brückenschläge an der Schnittstelle von Natur- und Agrarfragen sind jetzt überfällig. Ideen?
► Ein interdisziplinärer Forschungsschwerpunkt zum Nexus Natur und Landwirtschaft. IHS-Präsident Franz Fischler und WIFO Chef Gabriel Felbermayr würden das begrüßen. Denn: „Wir brauchen zu diesem Thema die Sozialwissenschaften.“
► Ein Landwirtschaftsrat analog zum Klimarat. Josef Plank , ehemaliger Landesrat (NÖ) und Leiter für Wirtschafts-, Agrar- und Europafragen bei Raiffeisen, unterstützt die Idee. Die Überlegung: sämtliche Stimmen entlang der Interessens- und Wertschöpfungskette von Natur (inkl. Forst) und Agrar einzubeziehen, Bürger inklusive.
► Eine „Plattform Land“ in den Bundesländern. Das Vorbild: Südtirol. Dort machen Bauernbund, Gemeindeverband und etliche weitere Verbände mit.
► Die Initiative RURASMUS . Sie arbeitet in ganz Österreich. Gemeinden im ländlichen Raum beherbergen ein Semester lang Studierende aller Fachrichtungen, um sich fachlich auszutauschen und von den jeweiligen Perspektiven zu lernen. Rurasmus könnte unkompliziert ausgebaut werden.
Ein weiteres Feld für mehr Austausch und Ausgleich zwischen den Interessen von Landwirtschaft und Natur ist freilich die ÖVP selbst. Zwei Ansätze verdienen Aufmerksamkeit:
► Vorarlbergs Landeshauptmann hat das Klimaforum Volkspartei initiiert. Obfrau ist die junge Landesrätin Christina Metzler. Im Vorstand: Landesbäuerin Andrea Schwarzmann. Das Forum greift Fragen rund um die Klimawende proaktiv auf, sodass sie erst gar nicht eskalieren. Bei seinen Aktionen macht das Forum nicht stur an der Parteigrenze halt.
► Just das ÖVP-geführte Landwirtschaftsministerium rollt dieser Tage eine ambitionierte 14-Millionen-Euro-Maßnahme zu „ländlichen Innovationssystemen“ aus.
Secretary General BILLA Foundation for Biodiversity and Climate - Blühendes Österreich
6 MonateZum Glück ist die Zeit der Debatten dank Gewessler vorbei.