Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen steigt weiter in 2019

Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen steigt weiter in 2019

Teaser: Das Jahr 2019 steht vor der Tür, und wenn man sich die verschiedenen Prognosen anhört, könnte man den Eindruck bekommen, dass das nächste Jahr in den Finanzmärkten das langweiligste seit Jahrzehnten wird, was ich jedoch bezweifle...

Im Auftrag unserer Kunden befragen wir zu dieser Jahreszeit regelmäßig eine Reihe von Vermögensverwaltern zu ihren Erwartungen bezüglich des nächsten Jahres. In der Welt, in der ich lebe, stellt seit jeher der Zinssatz für 10-jährige US-Staatsanleihen den einflussreichsten und aussagekräftigsten von allen Zinssätzen auf den Finanzmärkten dar. In meiner Beurteilung zukünftiger Entwicklungen kam diesem Zinssatz schon immer eine besondere Bedeutung zu; wobei sich natürlich der Grad seiner Aussagekraft für die Märkte immer wieder ändert.

Ich denke, dass sich die Finanzmärkte momentan in einer Phase befinden, in der der Zinssatz für 10-jährige US-Staatsanleihen überdurchschnittlich aussagekräftig ist. Mein Eindruck ist jedoch, dass die Mehrzahl der Marktteilnehmer dies nicht so sieht. Ich will Ihnen schon jetzt das Fazit unserer Gespräche mit den Vermögensverwaltern verraten: Wenn man davon überzeugt ist, dass die Entwicklung der 10-jährigen US-Bundesanleihen 2019 einen entscheidenden Einfluss auf die Finanzmärkte ausüben wird, dann sollte das kommende Jahr sehr langweilig werden. Doch es ist immer gefährlich ist, wenn zu viele Menschen der gleichen Ansicht sind...

Trotz des jüngsten Rückgangs bei den Ölpreisen bleibe ich bei meiner Meinung, dass die Finanzmärkte aktuell von einer weiteren Zinserhöhung der Federal Reserve Bank (Fed) im Dezember ausgehen, sodass das neue Jahr mit einer Fed Funds Rate von 2,50% beginnen würde.

Seit dem Sommer glaubt die Mehrheit der Finanzmarktteilnehmer an drei weitere Zinserhöhungen in den USA im Jahr 2019, womit der Zinssatz für kurze Kredite in einem Zeitraum von etwa zwölf Monaten auf 3,25% ansteigen würde. In jüngster Zeit ist mir aufgefallen, dass immer mehr Ökonomen von nur zwei Zinserhöhungen im kommenden Jahr ausgehen. Eine vom Fernsehsender CNBC durchgeführte, topaktuelle Umfrage unter US-Ökonomen bestätigt diese Entwicklung. Allerdings sind die Meinungen immer noch geteilt: 45,9% der Befragten optierten für zwei, 40,5% weiterhin für drei Zinserhöhungen.

Unabhängig davon, ob man 2019 nun von zwei oder drei Zinserhöhungen ausgeht, ist die Erwartungshaltung gegenüber der US-Wirtschaft im kommenden Jahr meiner Ansicht nach konstant geblieben, ganz egal, wen man dazu fragt. Die vorherrschende Meinung ist, dass die Inflation nicht auf ein höheres Niveau steigen und weitgehend unter Kontrolle gehalten werden wird, während sich andererseits das Wirtschaftswachstum verlangsamen wird. Aus dem gleichen Grund erwarten viele, dass sich der 10-jährige Zinssatz während des gesamten nächsten Jahres um die 3,25% bewegen wird. Die Argumente, die mir zu Ohren kommen, beziehen sich größtenteils auf die Entwicklung der klassischen makroökonomischen Daten, wie etwa Inflation und BIP-Wachstum. Aber welche Konsequenzen hat diese vorherrschende Meinung für die Finanzmärkte?

Offensichtlich glaubt eine große Mehrheit der Ökonomen, mit denen ich Kontakt hatte, dass die US-Zinskurve im nächsten Jahr so flach wie ein Brett aussehen wird. Nach zwei oder drei weiteren Zinserhöhungen im Jahr 2019 wird der Leitzins der US-Notenbank entweder bei 3,00% oder bei 3,25% liegen. Zum Vergleich: Die momentane 10-Jahres-Rendite liegt bei 3,05%.

Es sieht also im Moment nach einer flachen Renditekurve im nächsten Jahr aus, und ich habe sogar die Meinung gehört, dass die Rendite für 10-jährige Staatsanleihen unter die Drei-Prozent-Marke fallen könnte, was einer leicht umgekehrten Zinskurve gleichkommen würde. Es ist sehr ungewöhnlich, so wenige Marktakteure anzutreffen, die einfach nicht an eine schlichte Parallelverschiebung der Renditekurve glauben wollen. Bis jetzt ist es schwer gewesen, jemanden zu finden, der auch nur an einen Anstieg des 10-Jahres-Zinssatzes auf 4,00% glaubt..

Man sollte nicht vergessen, dass die US-Notenbank nach den Erwartungen vieler den Zinssatz für kurzfristige Anleihen bis zum Ende nächsten Jahres um insgesamt 0,75 bis 1,00 Prozentpunkte anheben wird. Deshalb scheint der Glaube, dass die 10-Jahres-Rendite 4,00% erreichen sollte, nicht abwegig, gerade wenn man die gegenwärtigen wirtschaftlichen Bedingungen berücksichtigt – und dieses Phänomen finde ich ziemlich faszinierend...

Es droht nämlich die unmittelbar bevorstehende Gefahr, dass die allgemein vorherrschende Meinung über ein angeblich langweiliges Jahr alle in scheinbarer Sicherheit wiegt. Grafik 1 zeigt allerdings, dass es keine Anzeichen dafür gibt, dass am 1. Januar in den USA plötzlich alle dem Pessimismus verfallen. Die Grafik zeigt den gemischten PMI-Index, d.h. die addierten Erwartungen aller Wirtschaftsbereiche in den USA, wobei ein Wert über 50 für Wachstum steht. Je höher der Wert, desto größer sind die Wachstumserwartungen; wobei die aktuellen Werte ziemlich weit im expandierenden Bereich liegen.

Auch die Einzelhandelsumsätze befinden sich auf einem relativ hohen Niveau, und das Gleiche gilt für das Konsumklima. Was die Inflation angeht, stimme ich zu, dass die Energiepreise fallen könnten, was natürlich dazu beitragen würde, die Inflation zu verlangsamen. Die Lebensmittelpreise sinken jedoch nicht notwendigerweise, und die Wahrscheinlichkeit nimmt zu, dass die Lohninflation in den USA steigen wird – allesamt Faktoren, die eine gesunde wirtschaftliche Aktivität anzeigen. Ich behaupte, dass diese Faktoren einfach eine Parallelverschiebung der Renditekurve unterstützen und den 10-jährigen Zinssatz auf 3,75% und vielleicht sogar bis auf 4,00% anheben werden, wenn sich dieses Jahrzehnt dem Ende zuneigt.

Die „langweilige“ Mehrheit an den Finanzmärkten glaubt, dass Präsident Trumps Wirtschaftsplan längerfristig nicht aufgehen wird, und dass die heiße Luft aus dem Wachstumsballon entweichen wird – ich stimme absolut zu, allerdings glaube ich nicht, dass dies so schnell passieren wird, wie es die Finanzmärkte einpreisen. Zu einem späteren Zeitpunkt jedoch wird es sogar noch schlimmer kommen. Denn die Staatsschuld wird, wie auch viele andere meinen, erheblich anwachsen, was natürlich eine Belastung für die Wirtschaft bedeutet.

Das zeigt auch Grafik 2, die die Erwartungen des Internationalen Währungsfonds darstellt – die USA steuern auf ein unhaltbares Niveau an Staatsschulden zu. Der erste Schritt auf diesem Weg wird ein größeres Angebot an Staatsanleihen sein, was für höhere Zinssätze in diesem Bereich spricht. Längerfristig besteht die Gefahr, dass die Unsicherheit bezüglich der Staatsverschuldung und bezüglich der Fähigkeit des Landes, mit dieser Belastung umzugehen, steigt. Wenn dieses Stadium erreicht ist, werden die Renditen für US-Staatsanleihen richtig nach oben gehen; aber das ist ein Kapitel für sich – der nächste Schritt sind die 4 Prozent.

 

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