Rethinking: Haus- und Fachärzte übernehmen zu wenig unternehmerische Eigenverantwortung

Rethinking: Haus- und Fachärzte übernehmen zu wenig unternehmerische Eigenverantwortung

Die Ausgangslage: Ein System am Limit

Niedergelassene Haus- und Fachärzte stehen zunehmend unter Druck. Sie klagen über Arbeitsüberlastung, Motivationsverlust und Burnout. Häufig werden äußere Faktoren wie Bürokratisierung, Digitalisierung, gesundheitspolitische Regelungen und steigende Patientenanforderungen als Ursache benannt. Doch eine genaue Analyse zeigt, dass die Gründe für diese Missstände tiefer und oft innerhalb der Praxisführung selbst verankert sind.


Im Mittelpunkt: Das Best Practice-Defizit

Ein alarmierendes Bild ergibt sich bei einem Vergleich mit dem Best Practice-Standard der Praxisführung. Hierbei handelt es sich um eine validierte Leitlinie, die alle notwendigen Regelungen, Instrumente und Verhaltensweisen für einen reibungslos funktionierenden Praxisalltag beschreibt. Doch wie sich zeigt, setzen viele Praxisinhaber nur knapp die Hälfte dieses Standards um.

Auch in anderen Schlüsselbereichen mangelt es

Hierbei sind zu nennen:

  • Defizite bei Soft Skills: Praxisinhaber und ihre Teams verfügen nach den Resultaten aus Benchmarking-Analysen durchschnittlich nur über ein Drittel der erforderlichen Soft Skills, die für die Herausforderungen des Praxisalltags unabdingbar sind.
  • Unzureichende betriebswirtschaftliche und digitale Kompetenzen: Das Wissen über moderne betriebswirtschaftliche Methoden und digitale Lösungen ist nach wie vor stark begrenzt.
  • Unbearbeitete Probleme bei der Praxissoftware: Etwa die Hälfte der Ärzte klagt über permanent den Arbeitsfluss unterbrechende Probleme mit ihrer Software, handelt jedoch nicht, um Verbesserungen herbeizuführen.
  • Geringe Analyse-Tätigkeit: Bislang haben lediglich 20% der Praxisinhaber, die über organisatorische Probleme in ihren Betrieben klagen, eine professionelle Organisationsanalyse durchgeführt.

Alle diese Aspekte weisen auf ein grundlegendes Defizit hin: Praxisinhaber nehmen ihre unternehmerische Eigenverantwortung nicht ausreichend wahr.

Was ist unternehmerische Eigenverantwortung?

Unternehmerische Eigenverantwortung beschreibt die Fähigkeit und Bereitschaft, die eigene Praxis aktiv und strategisch zu führen, statt passiv auf äußere Einflüsse zu reagieren. Sie umfasst insbesondere:

  • Entscheidungsfreude: Das Treffen klarer, fundierter und mutiger Entscheidungen, die auf langfristigen Zielen basieren.
  • Analytisches Denken: Regelmäßige und strukturierte Analysen der Praxisprozesse, um Schwachstellen zu identifizieren und Optimierungspotenziale auszuschöpfen.
  • Proaktives Handeln: Das Einleiten von Veränderungen, bevor äußere Zwänge entstehen, und die aktive Gestaltung der Zukunft der Praxis.

Unternehmerische Eigenverantwortung bedeutet, die Rolle eines Gestalters und nicht eines Getriebenen einzunehmen. Sie schafft die Grundlage für eine nachhaltig funktionierende Praxis, die auch unter steigenden Anforderungen erfolgreich bleibt.

Die R2A-Formel als Weg zur Transformation

Ein bewährtes Konzept, um unternehmerische Eigenverantwortung in den Praxisalltag zu integrieren, ist die R2A-Formel des Rehinkings: Reflect. Analyze. Advance. Sie bietet eine strukturierte Methode, um Probleme zu erkennen, Lösungen zu entwickeln und diese konsequent umzusetzen.

  • Reflect – Nachdenken und Reflektieren. In dieser Phase geht es darum, die aktuelle Situation ehrlich zu hinterfragen. Welche Herausforderungen bestehen? Was funktioniert gut, und was nicht? Reflexion hilft dabei, das Bewusstsein für eigene Defizite zu schärfen und neue Perspektiven zu gewinnen.
  • Analyze – Analysieren und Verstehen. Die Analyse-Phase ist entscheidend, um die Ursachen von Problemen und Schwachstellen zu identifizieren. Ein effektives Instrument hierfür ist das Praxismanagement-Benchmarking. Es ermöglicht einen Vergleich der eigenen Praxisführung mit dem Best Practice-Standard, die Identifikation konkreter Verbesserungsmöglichkeiten in Bereichen wie Organisation, Mitarbeiterführung, Patientenbetreuung und Controlling sowie die Entdeckung bislang ungenutzter Potenziale. Mit den Ergebnissen des Benchmarkings erhalten Praxisinhaber eine detaillierte und objektive Grundlage für ihre Entscheidungen.
  • Advance – Vorankommen und Umsetzen. Die letzte Phase der R2A-Formel konzentriert sich auf die Umsetzung. Hierbei geht es nicht nur um schnelle Maßnahmen, sondern um eine nachhaltige Transformation. Mit klaren Prioritäten, definierten Zielen und regelmäßigen Erfolgskontrollen wird die Praxis auf einen langfristig erfolgreichen Kurs gebracht.

Die Vorteile unternehmerischer Eigenverantwortung

Die konsequente Wahrnehmung unternehmerischer Eigenverantwortung bringt nicht nur die eingangs genannten Probleme unter Kontrolle, sondern eröffnet zahlreiche positive Effekte:

  • Effizienzsteigerung: Eine strukturierte Praxisführung reduziert Reibungsverluste und erhöht die Produktivität.
  • Stressabbau: Klare Prozesse und strategische Planung minimieren Überlastung und schaffen Freiräume.
  • Motivationsgewinn: Ein bewusster Umgang mit Herausforderungen stärkt das Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit.
  • Zufriedene Patienten und Mitarbeiter: Eine gut geführte Praxis wirkt sich positiv auf das Arbeitsklima und die Patientenzufriedenheit aus.

Fazit: Verantwortung übernehmen – Zukunft gestalten

Die Ursachen für den steigenden Arbeitsdruck und die wachsenden Probleme in vielen Arztpraxen liegen nicht allein in äußeren Einflüssen, sondern häufig in der Praxisführung selbst. Unternehmerische Eigenverantwortung ist der Schlüssel, um diesen Herausforderungen zu begegnen und die Praxis nachhaltig zu stärken.

Mit der R2A-Formel und dem Praxismanagement-Benchmarking stehen praktische und bewährte Instrumente zur Verfügung, um diesen Wandel zu gestalten. Der erste Schritt beginnt mit der Reflexion: Die Frage, die sich jeder Praxisinhaber stellen sollte, lautet nicht „Was hindert mich?“, sondern „Wie kann ich Verantwortung übernehmen, um meine Praxis voranzubringen?“


Reflect. Analyze. Advance.

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