Rezension: "Anthropozän und Nachhaltigkeit"

Rezension: »Anthropozän und Nachhaltigkeit - Denkanstöße zur Klimakrise und für ein zukunftsfähiges Handeln« von Werner Mittelstaedt.

Gebunden, 242 Seiten,29,95 €, Peter Lang GmbH Internationaler Verlag der Wissenschaften, Berlin 2020, ISBN: 978-3-631-82521-1 (Print)

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Aus dem neu erschienenes Buch des Zukunftsforschers gewinnt der Leser persönliche Einsichten und eine Idee, was zu tun ist gegen bzw. auch schon infolge des Klimawandels, des dringenden Problems der Menschheit. Diese Buch dient dazu um die Welt verstehen zu können, damit der Leser auch zukünftig handlungsfähig zum Überleben bleiben kann. 

Folgendes wird darin nachvollziehbar zusammengebracht: 

1.) Die Fiktion eines erdgeschichtlichen Zeitalters „Anthropozän“,

2.) der oft von der Marketingabteilung oft als Bullshit-Bingo-Term mißbrauchte Begriff der sogenannten „Nachhaltigkeit“,

3.) „das gegenwärtige politische und wirtschaftliche Regime - eine wilde Kombination aus dem militärisch-industriellen Komplex, dem außer Kontrolle geratenen Bankenwesen und der Werbewirtschaft -, ein Regime, das die Neuste Technologie einsetzt, um seine hässlichen (wenn auch lukrativen und zuweilen angenehmen) Ziele zu erreichen“ (Evgeny Morozov, ins Deutsche übersetzt), und

4.) Prof. Dr. Harald Lesch: „Zu jedem komplexen Problem gibt es eine einfache und leicht verständliche, aber falsche Lösung.“

Dazu kann ich also empfehlen, Werner Mittelstaedts neues Buch „Anthropozän und Nachhaltigkeit“ zu durchstöbern. Es ist auf dem derzeitigen Stand der Wissenschaft und des politischen Geschehens zur Zeit einer Corona-Krise bzw. des dadurch ausgelösten Wandels. Und man liest erstaunliche Zusammenhänge. Es deckt insbesondere fatale Lücken und Widersprüchlichkeiten in der Politik auf. Damit wird es zum Handbuch auch die politische Willensbildung zu anstehenden demokratischen Wahlen.

Ein Beispiel aus dem Buch sei herausgegriffen: „Coltan“

Man liest hierzu: „Vor allem für unseren Konsum von Fleisch, Soja (Tierfutter), Palmöl (Bio-Treibstoffe), Holz sowie Bodenschätze wie Eisen, Aluminium, Gold und Coltan werden die Wälder der Erde vernichtet.“ , so Werner Mittelstaedt in „Anthropozän und Nachhaltigkeit“. 

Wenn man die Politik hört und deren Wahlprogramme liest, dann wollen wir immer noch, dass die deutsche Wirtschaft wächst (sic!). Also sind Ressourcen am Anfang der Wertschöpfungskette kritische Faktoren. Wir reden in diesem Zusammenhang auch von einer „Mehrwert“-Steuer zur Besteuerung und Steuerung des Verbrauchers bzw. des Konsumenten am anderen Ende.

Aber was ist „Coltan“??? - ich schlage Wikipedia nach (Ja, ich weiß, das ist keine wissenschaftlich korrekt zitierbare Quelle, aber mehr habe ich auf die Schnelle nicht zur Verfügung.) :

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„Coltan ist ein Tantal-Erz. 2018 wurden im Kongo 710t gefördert. Aus Coltan wird Tantal gewonnen, das zur Herstellung der in nahezu jedem elektronischen Gerät verwendeten Tantal-Elektrolytkondensatoren benötigt wird.“

Das, was ich nun als Individuum gegen die Vernichtung der Wälder am Anfang der Wertschöpfungskette tun kann ist, den Ressourcenbedarf zu steuern, indem ich auf den Konsum verzichte (eine Möglichkeit), das Produkt vollständig recycle (andere Möglichkeit), oder sogar upcycle, d.h. die Produktlebensdauer im Zweifel unendlich lang verlängere (meine persönlich bevorzugte Möglichkeit).

Weil nun sogar von der Fiktion eines erdgeschichtlichen Zeitalters Anthropozän, welche üblicherweise mit Extinktionen bzw. Massenaussterben einhergehen, die Rede ist, zerlegt Werner Mittelstaedt zur Analyse die ursächlichen Kausalzusammenhänge. 

Diese zu nachhaltigem Wandel führenden, gemäß, wie mir mit „panta rhei“, bzw. „alles fließt“sofort in den Sinn kommt, von ihm aufgeführten 43 Tatsachen werden somit in offensichtlich auch noch beschleunigten 8 sogenannten Megatrends zu Merkmalen dieses neuen Erdzeitalters Anthropozän. 

Ob der Wandel zumindest aufzuhalten ist, der die Bewirtschaftung der Erde gemäß des oft mißverständlich ausgelegten Bibelzitats „Macht euch die Erde untertan!“ umfaßt, hängt offenbar nur nachrangig von kollektiven Maßnahmen der Politik der einzelnen Länder auf dieser Erde ab. Vielmehr hängt es grundsätzlich und wesentlich vom Ressourcenkonsumverhalten jedes individuellen Menschen ab, wie der Klimawandel verlaufen wird. 

Ich persönlich bezeichne diese beschränkte Eigenschaft im Verhalten, wie in der Biologie bei Tieren üblich, als den „Freßhorizont“, aber der Begriff des „individual Footprints“ sollte dazu wohl gebräuchlicher sein. Denn genetisch gesehen, hat sich der Mensch seit der Steinzeit nur unwesentlich verändert, wie ich an anderer Stelle gelesen habe. Wohingegen die Überschaubarkeit eines typischen Ende-zu-Ende-Produkt-Lebenszyklus deutlich über diesen Horizont hinausgeht.

Um all diese Erkenntnisse im Sinne von, wie ich finde, „gnothi seauton“, altgriechisch „erkenne dich selbst“, an andere zu vermitteln, und möglicherweise ein Überdenken des eigenen Verhaltens auszulösen, ist die Kompilation, bzw. Zusammenstellung, in „Anthropozän und Nachhaltigkeit“ sehr hilfreich. Sie ruft durchaus Hoffnung auf die Einsicht der Menschen in Demut vor der Natur hervor. 

Man bediene sich also, entsprechend der Ideen aus dem Buch, nachhaltig der Natur.

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