"Ruhe jetzt" oder "Es ist immer Zeit"
Meine monatlichen "Weihnachtsgefühle" und warum sich die verordnete Ruhe für mich nicht schlimm anfühlt.
Der "Disclaimer" :-)
Vorab sei gesagt, dass das hier Geschriebene meine ausschließlich subjektive Empfindung und Bewertung darstellt und daher in keinster Weise als "Beratung" oder "Haltungs- und Handlungsempfehlung" verstanden werden sollte. Vielleicht gibt es einen Einblick in einen (meinen) alternativen Standpunkt und eine andere Sichtweise und kann ein Denkanstoß oder eine Inspiration zur individuellen Lösungsfindung im Umgang mit der aktuell schwierigen Situation sein.
Worüber möchte ich schreiben?
Aktuell empfinden viele die Situation mit der sich nicht in den Griff bekommen lassen wollenden Pandemie als überaus belastend. Zweifelsohne gibt es Unterschiede in den "objektiven" Auswirkungen, z.B. der Relevanz für die Sicherung des eigenen Lebensunterhalts, vielleicht sogar der Existenz. Für Gastronomen bricht aktuell beispielsweise ein großer Teil ihres Umsatzes weg, der, so denke ich, auch mit kreativen Neuausrichtungen nicht kurzfristig kompensiert werden kann. Für "Brainworker" wie mich hat sich eigentlich außer dem Schreibtisch, der jetzt bei mir im heimischen Hobbykeller steht und der Tatsache, dass man liebe Kollegen kaum noch persönlich sieht, nicht wirklich viel geändert. Jedoch gab es auch in diesem Berufsbild durch Kurzarbeit, Arbeitszeitreduzierung und Personalabbau Bereiche mit stärkeren Auswirkungen.
Ich möchte mich hier auf meine emotionalen Aspekte fokussieren, wenngleich ich weiß, dass die oben genannten "messbaren" Herausforderungen auch einen starken Einfluss darauf haben.
Wie ist es jetzt mit der "staden (Weihnachts-)Zeit"?
Ja, es sieht so aus als könnten (und sollten) wir dieses Jahr nicht wie gewohnt reisen, Freunde und Familie treffen und die "üblichen" Gruppenveranstaltungen machen und viele sind deshalb traurig, und einige entwickeln daraus auch Ärger und Hass, überwiegend auf andere...
Ich habe mir daher nicht die Frage gestellt, wer an der Situation schuld ist bzw. wer sie durch sein "falsches" Entscheiden und Verhalten für mich noch schlimmer macht, sondern mich gefragt, warum einige emotionale Veranstaltungen auf so wenige Tage im Jahr fokussiert, ja vielleicht sogar komprimiert sind.
Was ist mit den 362 (bzw. 363) Tagen an denen NICHT Weihnachten ist?
Wenn ich beispielsweise an einem "stinknormalen" Wochenende bei meinen Eltern, die nicht gerade um die Ecke, sondern gut zwei Fahrstunden entfernt wohnen, zu Besuch bin und meine Mama uns ein leckeres Essen kocht, wir anschließend gemütlich im Wohnzimmer sitzen und die neuesten Familienfotos anschauen, um danach zusammen Kaffee zu trinken, ist mein persönliches Gefühl absolut identisch zu dem an Weihnachten. Es ist für mich sogar noch im positiven Sinne entspannter, da beispielsweise das Risiko, die schöne festliche Tischdecke zu verkleckern oder im Vorbeigehen eine der gläsernen Kugeln oder Vögelchen vom Tisch oder Baum zu streifen, nicht besteht ;-)
Ich denke, dass Menschen, die (wie ich) regelmäßig mit der Familie (und Freunden) in Kontakt sind, was für mich durchaus auch mal eine Zeit lang online geht, nicht DEN einen Tag brauchen, an dem man endlich alle trifft, die man das ganze Jahr nicht oder kaum getroffen hat. Persönlich empfinde ich übrigens derart "organisierte Zusammenkünfte" für mich eher belastend, da sie oft mit fast erdrückenden Erwartungshaltungen aller Beteiligten belegt sind. Und wehe, die werden nicht erfüllt und einer erdreistet sich, nicht festlich zu sein!
Genauso verspüre ich als grundsätzlich fröhlicher (und zuversichtlicher) Mensch übrigens auch nicht den Wunsch nach einer einmal im Jahr stattfindenden Gruppen-Heiterkeit. Ja, ich habe mich hiermit als Faschings-Muffel geoutet - oder als Clown, bei dem eh jeden Tag Fasching ist ;-)
Darum glaube ich, dass es IMMER Zeit für Gemeinsamkeit, Besinnlichkeit und Fröhlichkeit sein sollte, sodass wir über das ganze Jahr so viel positive Energie aus der Gemeinschaft tanken, dass wir uns nicht mehr so stark auf den EINEN Tag, an dem dann aber auch alles perfekt sein muss, fixieren müssen.
Das Aufschieben von positiven Situationen birgt außerdem auch immer das Risiko, dass etwas dazwischenkommt. Beispielsweise war ich eine Zeit lang fast jedes Jahr pünktlich zu Weihnachten fiebrig krank und traurig, dass ich an DEN Tagen des Jahres nicht voll dabei sein konnte.
Ich versuche daher, meine Bedürfniserfüllung nicht mehr am Kalender auszurichten, sondern mir beständig darüber bewusst zu sein und bei jeder Gelegenheit danach zu handeln. Somit strebe ich mindestens einmal pro Woche ein "Weihnachtsgefühl" im klein(st)en und einmal pro Monat im größeren Kreis an. Darum empfinde ich es zwar schon noch traurig, aber nicht wirklich schlimm, dass die "Monatsfreude Dezember" in diesem Jahr nicht vollumfänglich stattfinden wird, sondern auf ein kleines, reiseloses und ruhigeres Weihnachten freue.
Wie seht Ihr das? Habt Ihr Eure Haltung bezüglich der "Weihnachtssituation" und DER Zeit des Jahres schon reflektiert, vielleicht sogar verändert? Und seid Ihr eher traurig, ärgerlich, zuversichtlich, vielleicht sogar fröhlich wegen der (freiheits!)staatlich verordneten Ruhe?
Schreibt's mir doch einfach in die Kommentare oder als persönliche Nachricht, würde mich freuen.
In diesem Sinne: Kommt weiterhin gut durch die infektiöse und die als besinnlich definierte nächste Zeit und bleibt gesund und fröhlich! _/\_
#machjedentagzumfeiertag
P.S.: Und zum Abschluss hätte ich noch einen kleinen Impuls zum Thema, wann man fröhlich sein sollte und was die "Bewertungskriterien" dafür sind. Ihr werdet danach für immer anders auf die Uhr schauen :-)