Wer weiß...?
Eine der eine der bekanntesten Parabeln aus dem Huainanzi erzählt das folgende:
Ein alter Mann lebte zusammen mit seinem einzigen Sohn auf einer kleinen Farm. Sie besaßen nur ein Pferd, mit dem sie die Felder bestellen konnten und kamen gerade so über die Runden.
Eines Tages lief das Pferd davon. Die Leute im Dorf kamen zu dem alten Mann und riefen “Oh, was für ein schreckliches Unglück!” Der alte Mann erwiderte aber mit ruhiger Stimme: “Wer weiß…, wer weiß schon, wozu es gut ist?”
Eine Woche später kam das Pferd zurück und führte eine ganze Herde wunderschöner Wildpferde mit auf die Koppel. Wieder kamen die Leute aus dem Dorf: “Was für ein unglaubliches Glück!” Doch der alte Mann sagte wieder: “Wer weiß…, wer weiß schon, wozu es gut ist?”
In der nächsten Woche machte sich der Sohn daran, eines der wilden Pferde einzureiten. Er wurde aber abgeworfen und brach sich ein Bein. Nun musste der alte Mann die Feldarbeit allein bewältigen. Und die Leute aus dem Dorf sagten zu ihm: “Was für ein schlimmes Unglück!” Die Antwort des alten Mannes war wieder: “Wer weiß…, wer weiß schon, wozu es gut ist?”
In den nächsten Tagen brach ein Krieg mit dem Nachbarland aus. Die Soldaten der Armee kamen in das Dorf, um alle kriegsfähigen Männer einzuziehen. Alle jungen Männer des Dorfes mussten an die Front und viele von ihnen starben. Der Sohn des alten Mannes aber konnte mit seinem gebrochenen Bein zu Hause bleiben.
“Wer weiß…, wer weiß, wozu es gut ist?”
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So ist es mit der (vorschnellen) Bewertung von Glück und Unglück, gut und schlecht oder böse, Schwarz und Weiß. In jedem Unglück kann Glück stecken und in jedem Glück auch ein Unglück und nie können wir es im voraus wissen. Vielleicht steckt und gehört ja sogar immer beides zusammen?
Sollte es so sein, dass Glück und Unglück nicht nur ohne das jeweils andere nicht existieren würden, sondern in allem auch gemeinsam vorhanden sind, dann möchte ich mit 1,5 Augen auf das Glück und mit 0,5 auf das Unglück schauen 🙂
Weitere Informationen und Hintergründe zu der Parabel finden sich in Wikipedia.
I'm a rebel and I'm not!
4 JahreDas Paradox der Dualität. Trennung bedeutet nicht gleichzeitig, dass Konzepte von Freude und Leid unabhängig voneinander existieren können. Also lieber Gelassenheit darüber üben.