SALN #52 – Wie ich einen guten Coach finde.
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Oft sind wir arrogant der Geschichte gegenüber.
Irgendwie scheinen wir anzunehmen, dass die Menschen früherer Zeiten nicht so intelligent waren, wie wir heute. Tatsächlich müssen viele ihrer Probleme und Bedürfnisse denen von uns heute ähnlich oder sogar identisch sein. Trotzdem wird Altes von uns oft nicht geschätzt.
Deswegen sieht man kaum Marketing für klassische Dinge. Wer schenkt zu Weihnachten schon Bücher, Musik oder Mode aus den Siebzigern oder Achtzigern? Dabei sind viele dieser Sachen längst Retro-Klassiker, geprägt von zeitloser Eleganz und Modernität. Dennoch greifen wir beim Schenken oft zu den neuesten Produkten des Modelljahres 2024 – sie scheinen die sicherere Wahl zu sein. Tief in unserem Unterbewusstsein glauben wir, dass nur das Neue mit großem Marketingaufwand wirklich besser ist.
Doch manchmal, wenn die Werbekulisse leiser wird und das Marketing verblasst, erkennen wir, dass klassische Dinge oft viel besser zu unseren echten Bedürfnissen passen.
Old school is cool. Nicht nur zu Weihnachten.
Coaching ist genau so eine Sache: modern und gleichzeitig tausende Jahre alt.
Coaching ist gleichzeitig einfach und komplex. Im Kern braucht es nicht viel: einen aufmerksamen, selbstreflektierten und lebenserfahrenen Coach, der die richtigen Fragen stellt und aktiv zuhört. So entsteht ein strukturiertes, persönliches Gespräch, das am Ende zu einer unschätzbar wertvollen, möglicherweise lebensverändernden Erkenntnis führen kann. Durch diesen Dialog eröffnen sich neue Perspektiven, die helfen, tiefsitzende und komplexe Probleme anders – und vielleicht besser – zu verstehen. Dabei verändert sich die Denkweise, wodurch Lösungen sichtbar werden und neue Gewohnheiten sowie Verhaltensweisen entstehen können.
Dieser Mechanismus wurde bereits von Sokrates (470–399 v. Chr.) systematisiert und gezielt zur Persönlichkeitsentwicklung seiner Schüler genutzt. Coaching ist also keineswegs eine neue Erfindung, sondern ein uraltes Konzept mit zeitloser Relevanz.
Die Industriegesellschaft hat Dienstleistungen professionalisiert und in den 1990er Jahren den Beruf des „Coaches“ etabliert. Coaches schließen heute eine immer größer werdende Lücke zwischen Selbsthilfegruppen und Therapieangeboten. Laut ChatGPT gibt es allein in Deutschland schätzungsweise 24.500 bis 31.800 Coaches – genaue Zahlen lassen sich aufgrund fehlender Registrierungspflichten kaum bestimmen.
Interessanterweise entspricht dies etwa der Zahl der psychologischen Psychotherapeuten mit Kassenzulassung in Deutschland. Das zeigt, wie groß die Nachfrage nach Unterstützung bereits ist.
Doch in diesem Überangebot stellt sich die entscheidende Frage: Wie findet man den Coach, der wirklich zu einem passt?
Das funktioniert ähnlich wie bei Weihnachtsgeschenken: Wer sich vom Marketing verführen lässt, kann viel Geld ausgeben – und mit etwas Glück auch Erfolg haben. Doch wer seinen eigenen Bedarf genau kennt und gezielt nach Coaches mit klassischen, bewährten Merkmalen sucht, übernimmt selbst die Verantwortung für seinen Erfolg.
Genau darum geht es in diesem Newsletter.
Coaching in Zeiten der Umorientierung: Die Macht von Coaching.
Die Art unseres Zusammenlebens und die Dynamik der heutigen Arbeitswelt lassen den Bedarf an Coaching kontinuierlich wachsen.
In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, wie sie aktuell herrscht, ist dies besonders spürbar. Viele hochqualifizierte Fachkräfte in der Automobilindustrie müssen sich neu orientieren, sei es durch Restrukturierungen bei Herstellern und Zulieferern oder durch den Wandel hin zu neuen Technologien. In solchen Phasen wird Coaching im beruflichen Kontext immer wichtiger. Fachkräfte suchen Unterstützung, um sich neu zu positionieren, ihre Führungskompetenzen auszubauen oder den nächsten Karriereschritt zu wagen.
Ich weiß das aus eigener Erfahrung – ich habe diesen Prozess selbst durchlaufen.
2017 wurde mir klar, dass die Automobilindustrie ab 2020 vor massiven Herausforderungen stehen würde. Mein Job, den ich bis dahin erfolgreich und mit Stolz ausgefüllt hatte, würde in absehbarer Zeit vermutlich nicht mehr gebraucht. Diese Erkenntnis löste enormen Stress aus. Meine größten Ängste waren:
Bis dahin war ich stolz auf eine Karriere, die – auch wenn nicht immer systematisch geplant – stetig aufwärts ging. Ich war der Leistungssportler, der erfolgreiche Unternehmensberater, der Manager auf Topniveau. Was würde mein Netzwerk denken, wenn ich diesen Weg verlasse? War ein Richtungswechsel nicht gleichbedeutend mit Versagen?
Es dauerte ganze 18 Monate voll intensiver Reflexion und systematischen Coachings, bis ich den Mut hatte, eine Entscheidung zu treffen, die mein Leben komplett veränderte – eine Entscheidung, die ich nie bereut habe: Ich kündigte meinen Job, veränderte mein Leben von Grund auf und machte mich selbstständig.
Meine Annahmen haben sich als richtig erwiesen. Laut einer Studie des VDA gehört meine damalige Tätigkeit tatsächlich zu den Berufen, für die die Nachfrage am stärksten zurückgegangen ist.
Das ist die Kraft des Coachings. Es hilft, Ängste zu überwinden, neue Perspektiven zu entwickeln und mutige Entscheidungen zu treffen.
Doch Coaching ist nicht gleich Coaching. Es gibt verschiedene Ansätze und Typen von Coaches. Erfolgreiche Coaches zeichnen sich durch spezifische Merkmale und Methoden aus, die sie besonders wirkungsvoll machen. Wer sich in diesem Dschungel orientieren möchte, sollte genau hinsehen – denn die Wahl des richtigen Coaches kann den entscheidenden Unterschied machen.
Typen von Coaches.
Zunächst ist es hilfreich, verschiedene Coaches zu unterscheiden.
Themen im Coaching.
Im Coaching lernt man, existenzielle Fragen aus neuen Perspektiven zu betrachten und Antworten zu finden, die Orientierung und Klarheit schaffen.
Für hochqualifizierte Fachkräfte, deren Stellen sich verändern oder wegfallen, stellt sich eine Vielzahl drängender Fragen:
Beispiel: Die Angst, keinen neuen Job zu finden, und in der Zukunft „Supermarktkörbe zusammenzuschieben“, ist weit verbreitet, aber oft irrational.
Betroffene neigen oft dazu, lange zu grübeln und kommen dabei nicht zu einer Entscheidung – mit spürbar negativen Auswirkungen auf ihre Stimmung, ihren Schlaf, ihr Wohlbefinden und ihre Leistungsfähigkeit. In solchen Situationen kann es unglaublich hilfreich sein, das Gespräch mit einer anderen Person zu suchen. Der Austausch und das Aufnehmen neuer Denkweisen eröffnen oft Perspektiven, die man allein nicht sieht.
Dieser Prozess ist häufig der einfachste und schnellste Weg, um Klarheit zu gewinnen und wieder handlungsfähig zu werden.
Wie finde ich einen qualifizierten Coach?
Trotz reichhaltigem Angebot ist ein guter Coach nicht immer einfach zu finden, besonders wenn man unter einem gewissen Zeitdruck steht. Hier sind einige Hinweise, wo man einen guten Coach finden kann:
Oft sind Coaches zertifiziert.
Zertifizierungen dienen dazu, die fachgerechte Ausführung von Tätigkeiten zu gewährleisten – sei es in der Rechtsberatung, bei Immobilien- und Versicherungsmaklern, Architekten oder Lehrern. Doch bei Coaches sieht es anders aus: Zertifizierungen sind hier kaum vergleichbar, da der Gesetzgeber keine Möglichkeit hat, das Wesen eines tiefen, strukturierten Gesprächs zwischen zwei Menschen zu reglementieren oder die Qualität der Gesprächsführung verbindlich zu zertifizieren.
Eine „TÜV-Prüfung“ für Coaches ist schlicht nicht umsetzbar. Auch die Wissenschaft liefert bisher keine klaren, einheitlichen Kriterien, die eine solche Regulierung ermöglichen würden. Coaching bleibt daher ein Feld, in dem die Qualität stark von der individuellen Kompetenz, Erfahrung und Persönlichkeit des Coaches abhängt – Aspekte, die sich nicht einfach in standardisierte Zertifikate fassen lassen.
Deswegen sind Coach-Zertifizierungen nicht geschützt und werden von privaten Institutionen vergeben. Diese bieten Schulungen an, an denen jeder teilnehmen kann. Diese teilweise hervorragenden Schulungen verbessern das Marketing und steigern die Erfolgsaussichten des Coachings. Eine Garantie für den Erfolg des Coachings sind die Zertifizierungen jedoch nicht.
Wer einen guten Coach sucht, sollte darüber nachdenken, wie man es vor 200 Jahren getan hat. Dabei muss man nicht auf das Internet verzichten, sondern das moderne Marketing durchschauen.
Klassische Coaches, deren Handwerk ihr bestes Marketing ist.
Beim Filtern von Coaches helfen „klassische“ Kriterien.
Ein guter Executive Coach …
Ein guter Coach ist ein Profi.
Sie oder er soll neue Denkweisen fördern und muss deswegen breite, relevante Erfahrungen gemacht haben. Der Coach ist zwar intensiv an Menschen interessiert, macht aber Coaching, um die Familie zu ernähren. Ein einmaliger Stundensatz liegt bei ca. 200€, wobei die Preise B2B höher und B2C niedriger liegen.
Nur Amateure coachen für wenig Geld oder umsonst.
Erfüllt ein Coach die genannten Kriterien, sollte man unbedingt ein Erstgespräch vereinbaren. Diese sind häufig kostenlos und bieten die Gelegenheit, die Person, ihre Herangehensweise und ihren Prozess besser kennenzulernen.
Viele Arbeitgeber haben erkannt, wie wertvoll Coaching sein kann, und arbeiten mit ausgewählten Coaches zusammen. Dies bietet Unternehmen eine enorme Chance: Durch die Bereitstellung qualifizierter Coaches können sie den Prozess der Veränderung erheblich beschleunigen und für alle Beteiligten positive Ergebnisse erzielen. Besonders für Mitarbeiter, deren Rollen sich verändern oder die ein Abfindungsangebot erhalten, sollte ein Coach zur Verfügung gestellt werden – sofort.
Die lebensverändernde Erkenntnis, die ein Coaching bieten kann, ist von unschätzbarem Wert.
Ein erfolgreiches Coaching führt immer zu mehr Klarheit und Leistungsfähigkeit, zu besseren Entscheidungen – beruflich wie privat – und zahlt sich damit auch finanziell vielfach aus. Gleichzeitig verbessert es die Gesundheit und das Wohlbefinden, während es unnötigen Stress reduziert, wie zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen.
Natürlich hat ein guter Coach seinen Preis. Doch hier gilt die bewährte Regel: Wer billig kauft, kauft zweimal. Um das Risiko der Geldverschwendung zu vermeiden, sollte man auf die „Klassiker“ im Markt setzen – erfahrene Coaches, die wissen, was sie tun. Mit ihnen sind die positiven Effekte des Coachings nicht nur wahrscheinlich, sondern nahezu garantiert.
Elevating Leadership for New Mobility | Partner "Mobility&Advisory Services" | Ex CEO ERTICO and VP Continental | Former Speaker World Economic Forum and House of Lords
1 MonatSehr wichtiges Thema und guter Artikel! Der Nutzen von Coaching für Menschen und Unternehmen wird nach meiner Einschätzung dramatisch unterschätzt. Dies scheint mir auch der Grund, dass es keine klareren Qualifikationskriterien gibt, die dem Kunden die Auswahl erleichtern und dem Coach helfen, sich gezielt weiter zu entwickeln. Ich empfehle Coaching Maßnahmen, die ein starkes Augenmerk auf die emotionale und unterbewusste Dimension des Coachees legen. Nur so können nach meiner Auffassung tiefgreifende und bleibende Veränderungen erreicht werden. Allerdings muss dies mit bedacht und in Grenzen erfolgen, da ich als Coach kein Therapeut bin. Wichtiger Beitrag und Danke, Herr Dr. Steffen Szameitat .