Sprachgewalt

Jemand ist sprachgewaltig, redegewandt, eloquent in seiner Ausdrucksweise. Durchweg positiv belegte Begriffe. Jemand besitzt einen gewaltigen, sprich großen Wortschatz und kann gewaltig gut mit Worten umgehen, damit spielen, sie nutzen, damit werben, jemanden umwerben, einen anderen Menschen mit Worten fesseln, betören, gar verführen. Alles positiv, oder?

Die Kehrseite

Wie bei jeder Medaille gibt es auch hier eine Kehrseite bzw. das berühmte Haar in der Suppe. All diese guten Eigenschaften können sich bei falscher Nutzung ins Gegenteil umkehren. Sprache kann auch langweilen, demotivieren, entgleisen und verletzen, zerstören. Dann zeigt Sprachgewalt plötzlich ihre böse Fratze: Gewalt durch Sprache.

Worte haben Macht

Die meisten werden es schon einmal erfahren haben: Worte haben Macht. Leider nicht nur im Guten, sondern allzu oft auch im Schlechten. Worte können manchmal schwerere bzw. tiefere Verletzungen auslösen als ein Schlag, sie können wie ein Gift oder wie Salz in eine offenen Wunde gelegt werden und sich von dort immer weiter verbreiten. Ich möchte jetzt aber gar nicht darauf hinaus, dass man dann irgendwann selbst an all das Schlechte glaubt, was man über sich hört und an sich selbst verzweifelt.

Respekt

Mich beschäftigt viel mehr und immer mehr, wie Gewalt in der Sprache Menschen, deren Meinung man nicht teilt, herabwürdigt, in dem was sie sind. Kritik wird weniger auf der Sachebene geäußert, es kommt oft noch ein persönlicher, herabsetzender Ton hinzu, gerade, wenn es Themen sind, die scheinbar nur ein Schwarz oder Weiß zulassen, wie z.B. das Thema Klimawandel oder Politik. Bevor der Gesprächspartner ausgeredet hat, wird er schon in eine bestimmte Ecke gestellt bzw. es wird nicht mehr zugehört, sondern an einer Antwort im Kopf gearbeitet oder gleich mit markigen Worten dazwischen gegrätscht. Dies erlebe ich im direkten Gespräch und beobachte es im Fernsehen, aber auch in den verschiedenen Social Media Kanälen und ich wünsche mir, dass Sprache wieder mehr dazu genutzt wird, eine andere Meinung zu haben, diese auch mit klaren Worten zu vertreten, aber trotzdem den anderen in seiner Würde nicht zu verletzen.