Störung der Stimme - eine häufige Manager-Krankheit!
Podcast von Agnes Martin-Dulemba veröffentlicht 26.10.2020 auf www.klaratext.ch

Störung der Stimme - eine häufige Manager-Krankheit!

Eine der psychischen Symptome, die ich in meiner Arbeit mit Klienten zunehmend beobachte, ist die Störung der Stimme. Für mich ist es eine DER Manager-Krankheiten schlechthin. Selten jedoch wird die Störung der Stimme als ein psychisches Symptom vor allem von dem Betroffenen selbst erkannt. (zuerst veröffentlicht auf der Blogseite: www.klaratext.ch als Podcast und Text)

Die Betroffenen leiden jedoch zunehmend an Symptomen, wie:

·      Brechender Stimme und zwar gerade dann, wo sie eine gute Performance bei z.B. einem öffentlichen Vortrag oder in einem Video machen wollen.

·      Das Gefühl sich immer wieder räuspern zu müssen und es auch zu tun.

·       Das Gefühl immer wieder ein Schluck Wasser zu brauchen, weil der Hals sich sehr trocken anfühlt und das Schlucken schwerfällt.

·      Kratzen im Hals bis hin zum Gefühl von Halsschmerzen ohne jedoch eine Entzündung im Rachen entdecken zu können.

·      Das Gefühl einen Kloss im Hals zu haben mit einem unangenehm drückenden Gefühl in der Kehl-Gegend.

·      Im schlimmsten Fall: Stimmverlust für eine gewisse Zeit, also ein komplettes Versagen der Stimme.

Die Betroffenen fassen sich immer wieder an den Hals oder tragen sogar irgendwann permanent ein Tuch. Die Herren fassen sich immer wieder an die Krawatte und wollen sie lockern.

Aber eben: zunächst wird von dem Betroffenen eine physische Störung angenommen, so dass diverse Ärzte, meist ohne Erfolg, aufgesucht werden. Oder aber es wird vermutet, dass die Stimme „einfach“ zu schwach ist und deshalb ein Stimm-Training bei Logopäden oder Stimm-Coaches genommen wird. Bitte verstehen Sie es nicht falsch: eine medizinische Abklärung der Symptomatik ist definitiv immer als Erstes wichtig, da es physische Störungen im Hals-Rachen-Bereich gibt. Ebenso ist es für Jemanden, der oft Vorträge in der Öffentlichkeit hält, sehr sinnvoll, seine Stimme ausbilden zu lassen. Jedoch bei den oben beschriebenen Symptomen liegt eine Ursache nahe, die sehr viel über die tieferen seelischen Hintergründe verrät.

Und dazu möchte ich Ihnen heute einen kurzen Einblick geben, damit Sie, falls auch Sie betroffen sein sollten, verstehen, was Ihre Stimme Ihnen damit zu verstehen geben möchte. Entschuldigen Sie bitte, dass ich dazu ein wenig Fachchinesisch verwende. Wie Sie wissen, halte ich es für sehr nützlich, wenn Sie als Klient auch verstehen, was sich die Fachleute, ob Therapeuten oder Coaches, dabei denken bzw. was Sie darüber wissen, wieso Ihre Stimme und damit Sie leiden.

Bei dem vorhin beschriebenen Symptombild einer brechenden Stimme handelt es sich um eine sog. Dissoziative Störung oder Konversionsneurose. Der Begriff Neurose besagt schon direkt, dass es sich hierbei um einen ungelösten Konflikt handelt, der sich immer wieder meldet, weil er Beachtung finden will und nach einer Auflösung trachtet.

Was bei der Störung der Stimme innerhalb des menschlichen Systems passiert, ist, dass sich die Funktionen der Seele und die Funktionen des Körpers voneinander trennen. Eine Funktion ist eben die der Stimme.

Schauen wir auch ganz kurz rein in diese Funktion der Stimme. Die menschliche Stimme dient der Schallerzeugung, so dass wir sprechen und uns ausdrücken können. Dabei sind 3 organische Funktionen beteiligt:

1.    Die Atmung.

2.    Der Kehlkopf, wo der Ton entsteht.

3.    Die Nase, der Rachen und der Mundraum als Klangkörper.

Diese Drei sind ein Dreier-Team auf der organischen Ebene.

Nun wissen wir ja: es gibt keine organische Funktionalität des Körpers, die von seelischen Vorgängen losgelöst wäre. Und genau das ist der Punkt: die Seele ist hier dem Körper übergeordnet. Wenn die Seele ein Konflikt bedrückt, dann stört sie den Körper in seiner Funktion.Aber es kann noch so weit kommen, dass die Seele mit dem Körper gar nicht mehr in Verbindung ist und dann funktioniert der Körper schlicht nicht. Das können kurze Unterbrechungen sein oder auch längere bis hin zu chronischen. 

Meistens ist der Beginn der Störung der Stimme abrupt und steht in einem engen Zusammenhang mit einem belastend empfundenen Ereignis. Es kann auch sein, dass ein altes Trauma immer wieder angetriggert wird. D.h. es muss sich nicht um die unmittelbar gerade stattfinden Themen handeln, die denjenigen, der den Kampf mit seiner Stimme hat, belasten. Es kann eine Verknüpfung des aktuellen Themas mit einem alten Thema sein. Ab da wird es schon etwas komplex und bedarf zur Klarheit, was gerade los ist, einer eingehenden Analyse. Ich sehe es in meiner Arbeit als detektivische Arbeit an, weil wir dabei im wahrsten Sinne nach Indizien suchen und nach Verbindungen zwischen dem Trigger und dem aktuellen Geschehen.

Wahrscheinlich ahnen Sie schon, dass es einfacher ist, direkt zu Beginn der Störungen der Stimme zu analysieren, was denjenigen belastet, als wenn die Stimme schon länger leidet. Denn es kann daraus ein sich wiederholendes Reaktionsmuster entstehen, das zur Bewältigung von Belastungen dient.

Des Weiteren kann es – Achtung! Wieder Fachchinesisch – zu einem primären und sekundären Krankheitsgewinn kommen. Und das heisst, dass die Schwierigkeiten mit der Stimme den Betroffenen entlasten. Ja, richtig: derjenige leidet und dadurch wird er entlastet vor seinem Konflikt, also es wird ihm der Druck genommen, sich mit dem Konflikt zu befassen. Das ist der primäre Krankheitsgewinn. Und der sekundäre Krankheitsgewinn ist noch weiter entlastend, weil derjenige auch noch belohnt wird dafür, dass er „krank“ ist und zwar in Form von Aufmerksamkeit und Hilfestellungen.

Das Fatale daran ist, dass so ein System auf Stimmstörung und Bestätigung dafür entsteht, so dass die Auflösung des Konfliktes in immer weitere Ferne rückt.

Der letzte interessante statistische Punkt ist, dass Frauen tendenziell häufiger betroffen sind und dies meistens zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Danach kann dieses Störungsbild jedoch natürlich auch auftreten.

Damit bin ich am Ende mit meiner Psychoedukation und möchte Ihnen gern zwei frühere Fälle von Klienten skizzieren, um Ihnen das Geschehen deutlich zu machen.

Vor Jahren gaben wir ein Seminar, das von einem Unternehmen für seine Mitarbeiter als Fortbildung dienen sollte. Verschiedene Abteilungen schickten ausgewählte Mitarbeiter. Eine Seminarteilnehmerin erschien und hatte keine Stimme. Die Chefin zwang sie trotzdem an dem Seminar teilzunehmen, obwohl sie weder aktiv an den Übungen teilnehmen noch sich über das Gelernte in Gruppendiskussionen austauschen konnte. Es stellte sich später heraus, dass diese Mitarbeiterin nicht an dem Seminar teilnehmen wollte, weil die Erwartung an sie und der Druck, dem sie ausgesetzt war, für sie nicht mehr auszuhalten waren. Sie sollte nämlich nach dem Seminar richtig durchstarten und für Umsatzzahlen sorgen. Die Mitarbeiterin war jedoch deshalb nicht besonders gut in ihrem Job, weil sie den Job schlicht nicht machen wollte, aber nicht wusste, wie sie an einen anderen Job kommen sollte. Es kamen sehr viele Faktoren für den inneren Konflikt zusammen. Just einen Tag nach Ende des Seminars war ihre Stimme wieder da. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass diese Teilnehmerin a) entlastet war von dem Konflikt, weil durch ihre Inaktivität die Erwartung der Chefin miniert werden konnte und b) wurde die Teilnehmerin bevorzugt nett von den anderen Seminarteilnehmern behandelt.

Am Häufigsten sind es jedoch leichtere Fälle, die „zufällig“ die Stimme zur Sprache bringen und dies meistens, wenn ich nur allein die Stimme zu hören bekomme, ohne die Person zu sehen. So passierte dies unter anderem bei einer Firmeninhaberin, die sich eigentlich für eine Fortbildung in Kommunikation interessierte. Ich lernte sie vor paar Jahren live kennen. Es war eine Galaveranstaltung und sie hielt eine Ansprache vor vielen Menschen. Da sie eine staatliche Figur hat, auf der Bühne, also erhoben über uns allen, stand und entsprechend elegant gekleidet war, fiel es nicht auf, dass sie sich öfter räusperte. Sie tippte mehrfach gegen das Mikrofon und gab so indirekt der Technik die Schuld. Später im 1 zu 1 Gespräch hatte sie eine angenehme, ruhige Stimme. Sie wirkte gelöst und hat auch nicht immer wieder so leicht zwischendurch gelacht, was ich als unsicher empfand. Einige Zeit später rief sie mich eben an wegen einer Fortbildung für ihre Mitarbeiter. Als ich ans Telefon ging, hatte ich das Gefühl, dass es ihr nicht gut ging und fragte sie danach. Denn als ich nur allein ihre Stimme hörte, hatte diese fast alle möglichen Stimmenstörungen preisgegeben, die es gibt. Es stellte sich raus, dass sie nicht von ungefähr an einer Kommunikationsschulung interessiert war. Diesmal von der psychologischen Seite her nach einer jahrelangen Odyssee durch Ärzte und Stimmtrainings.

Sollten also auch Sie irgendwann von Ihrer Stimme „geplagt“ werden und Sie aber weder einen medizinischen Befund dafür haben, warum dies so ist und auch die Stimmtrainings allein nicht helfen, dann wissen Sie jetzt, wohin Sie innerlich schauen sollten, um wieder zur stimmlichen Kraft zu kommen. Vor allem wenn Ihre Stimme punktuell mal gut und mal schlechter funktioniert. Schieben Sie es nicht auf die lange Bank. Ein Hinschauen ist letztlich sehr erleichternd und halb so schlimm, wie Sie vielleicht befürchten. Das sage ich immer neuen Klienten, die noch nie bei sowas wie einem Coaching waren oder gar Therapie. 

Ich möchte mit einem Zitat von Konfuzius abschliessen und auf die Stimme übertragen:

Wenn die Worte nicht stimmen, dann ist das Gesagte nicht das Gemeinte. Wenn das, was gesagt wird, nicht stimmt, dann stimmen die Werke nicht.“

Mit anderen Worten, wenn die Stimme die Worte nicht so herausbringen will, dann ist das, was Sie sagen, nicht das, was Sie sagen wollen. Und das ist der Konflikt. Meinen Sie vielleicht, dass Sie es aber «MÜSSEN»? Müssen Sie sich wirklich so in der Öffentlichkeit präsentieren? Und wenn ja, muss es wirklich in dieser Art und Weise sein? Müssen Sie dieser Meinung sein?

Ich wünsche Ihnen ein erkenntnisreiches Nachdenken 😊

Ulrich Münchbach - Mensch • KI • Digitale Transformation

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4 Jahre

Glückwunsch zu diesem interessanten Artikel. 👍😃🌈 (übrigens ein tolles Bild von Dir)

Claudia Simon

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4 Jahre

Agnes Martin-Dulemba very very interessant, dein Artikel! 👌

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