Staffingbranchentrend in Deutschland noch positiv
Im Update des letzten Monats hatte ich geschrieben, dass die Geschäftserwartungen über den Werten des Geschäftsklimas liegen - es also eine positive Entwicklung geben wird. Im Moment erleben wir nochmal eine Jahresend-Rally.
Ich bin froh über diese Entwicklung. Wie im selbsterstellten Staffing-Index ersichtlich wird, hat sich das positive Momentum am Markt auf die Umsatzerwartungen durchgeschlagen. Der Oktober zeigte sich demzufolge stark positiv.
Die Chart-Analyse deutet darauf hin, dass die positiven Geschäftserwartungen einen noch deutlicheren Aufwärtstrend im November und voraussichtlich auch Dezember verursachen werden. Das deckt sich auch mit den Gesprächen mit unseren Mitgliedsunternehmen und uns erwarten zwei bis drei gute Monate.
Dieser Trend wird von mehreren Faktoren getragen. Die interessantesten habe ich für dich zusammengetragen:
1. Anzahl der Erwerbstätigen in Deutschland
Wir haben in Deutschland aktuell 46 Mio. Erwerbstätige und das ist laut Statistischen Bundesamt ein Rekord. Wie du in der folgenden Grafik sehen kannst, steigt die Zahl der Erwerbstätigen seit ca. Mitte 2021 kontinuierlich an. Und damit steigt auch die Anzahl der sozialversicherungstätigen Erwerbstätigen auf über 34 Mio.
Das ist gut für unsere Branche. Es bedeutet nämlich, dass dadurch auch die Zahl der durch Staffingfirmen vermittelten Positionen steigt. Im Herbst kam es sogar zu einem deutlichen Anstieg im Vergleich zum Sommer, was ich ebenfalls als einen weiteren positiven Impuls für unsere Branche interpretiere.
2. Die Anzahl offener Stellen
Ein weiterer Garant für eine gute Stimmungslage in unserer Branche sind hohe Einstellungsabsichten der Unternehmen, also viele offene Stellen. Wie die IAB Langzeitstudie belegt, haben sich die Werte im Herbst zwar konsolidiert, befinden sich aber insgesamt über der „natürlichen“ Wachstumskurve, die ich dir mit dem roten Pfeil skizziert habe.
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Die obige Statistik gefällt mir sehr gut, weil die Übersicht über einen Zeitraum von 13 Jahren die verrückte Corona-Zeit sehr gut darstellt. Genauso wie die goldene „Aufholjagd“ danach. Aktuell deuten die Zahlen auf ein gutes Niveau hin. Ich denke, es wird zu einer weiteren „Normalisierung“, d.h. einer Annäherung an den Langzeittrend, im Laufe des HY2024 kommen. Und damit zu einer Abschwächung.
Diese Normalisierung zeigt sich auch in einer Auswertung von Indeed, die ich sehr aufschlussreich finde. Es wird deutlich, wie überproportional die Zeit nach Corona durch Nachfrage nach Jobs im Personalwesen geprägt war. Wie oben auch zeigt sich hier, dass sich die Nachfrage auf dem Gesamtniveau eingependelt hat.
In allen relevanten Statistiken zum Arbeitsmarkt sehen wir also ein Plateau, allerdings auf erhöhtem Niveau. Ich könnte den aktuellen Stand nicht besser zusammenfassen als unser Trusted Partner Indeed, weshalb ich an dieser Stelle zitiere:
„Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten und einem leichten Anstieg der Arbeitslosenquote bleibt der Fachkräftemangel ein prägendes Merkmal des Arbeitsmarktes. Die Beschäftigung hat einen neuen Höchststand erreicht. Bisher scheint die Abkühlung des Arbeitsmarktes vor allem an der Einstellungsfront zu geschehen. … Vor dem Hintergrund des anhaltenden Fachkräftemangels ist die Abschwächung am Arbeitsmarkt vorerst eher eine Normalisierung als ein Absturz". (Quelle: Indeed – Dr. Annina Hering)
Wir Staffingfirmen müssen mit dieser Abkühlung umgehen. Das bedeutet, wir dürfen nicht den Kopf verlieren, sondern sollten vielmehr unsere "Stärken" stärken und unsere "Schwächen" schwächen. Vorausblickend ist von einer weiteren Abkühlung im Moment nicht auszugehen. Bereite dich aber dennoch gut auf 2023/2024 vor: Die Langfristdaten geben ein paar Hinweise, dass es im März/April 2024 zu einem Einbruch kommen könnte. Die meisten europäischen Staffingmärkte haben diesen Einbruch schon aktuell am laufen. Bsp. in der Schweiz, wo wir im Oktober den schwächsten Staffingmonat nach Corona hatten.
Ich bleibe für dich an dem Thema dran und werde dich über die Entwicklungen auf dem Laufenden halten. Im Moment bin ich nach wie vor bei meiner Aussage vom letzten Monat – „Ich bleibe optimistisch für den White-Collar-Staffingmarkt“, sowohl in der Festanstellung, als auch in den Bereichen Freelance und ANÜ.
Happy Jahresendspurt!
Top 100 Europe Staffing Leader (SIA) | Verbandsvorsitzender APSCo Deutschland (Verband der White-Collar-Staffing Firmen in Deutschland) | Gründer & CEO HUCAI, M&A / Transaktionsberatung für Staffingfirmen |
1 Jahrkommentiert gerne Eure Meinung und Erwartungen. Eindrücke aus Euren Businness würden mich sehr interessieren