Start-up-Hybris
“While many startups die in silence or shuffle on as zombies, some flame out in spectacular fashion.”
Das sind die Eröffnungszeilen im heutigen Newsletter von CB Insights und dabei musste ich sofort an den aktuellen Zustand bei „Von Floerke“ denken – „flame out in spectacular fashion“ scheint wohl gerade das Motto des Gründers und Geschäftsführers dieses Fashion-Start-ups zu sein.
Die – mehr oder minder prominenten – Investoren werden das – mehr oder minder herbeigeredete – Ende dieses Start-ups wohl verschmerzen können und müssen. Aber es ist wie bei einem Unfall: Man kann den Blick kaum abwenden und fragt sich: „Wie konnte das passieren?“.
Viel mehr interessiert mich: Was können Familienunternehmer tun, um bei der Kooperation mit Start-ups solche oder ähnliche Szenen zu vermeiden?
Bei der Investition in Start-ups gilt es als Binsenweisenheit, nicht in Ideen, sondern in Köpfe, in Macher, in Charaktere zu investieren. Stimmt - nur legen professionelle Investoren Wert darauf, dass in mehrköpfigen Gründerteams die richtigen Charaktere zusammenkommen, sich ergänzen und sich gegenseitig verstärken.
Familienunternehmen wissen: Das Unternehmen – egal ob Grown-up oder Start-up – ist dazu da, Kundenprobleme zu lösen und Mehrwert zu bieten – nicht als Leinwand für die eigene Selbstinszenierung oder die Jagd nach dem „Deal des Lebens“!
Liest man die Über uns-Seite von „Von Floerke“ – betitelt mit „Die Geschichte der Marke“ – dann wird dort vor allem eines erzählt - die Geschichte des Gründers. Eingerahmt von vielen Fotos, die natürlich den Gründer zeigen, wird das Ich-Narrativ betont und es wird klar: Da baut jemand an der Marke – und zwar an seiner eigenen Personenmarke. Das passiert derzeit auch in ungewöhnlichem Tonfall über Social Media und unter häufiger Nennung des Namens des einen prominenten Investors: „There is no such thing as bad publicity.“ Glücklicherweise widersprechen viele Familienunternehmer dieser – wenig nachhaltigen – Marketing-Weisheit.
Und wer jetzt sagt: „Aber der Typ ist ein Macher, der sorgt für Aufmerksamkeit, der fällt auf, der hat Ecken und Kanten!“, dem stimme ich zu. Folgendes möchte ich aber zu bedenken geben: Achtung, vor dem Halo-Effekt! Nur, weil jemand sich selbst vermarkten kann, heißt es noch lange nicht, dass er eine Marke führen kann, dass er ein Unternehmen führen kann oder dass er in der Lage ist, ein Geschäftsmodell auf langfristig profitables Wachstum mit vertretbarem Risiko auszurichten. Das aber ist die Erfolgsformel der exzellent geführten Familienunternehmen.
Product Manager for Sensor Technology | PhD in Material Sciences
5 JahreIn der Startup-Welt gibt es leider sehr viel Hybris und unseriöse Gründungsvorhaben. Der Mehrwert für den Kunden muss ganz zentraler Bestandteil jeglicher Firma sein - dann lässt sich auch ein aufgeblasenes Ego verkraften. Aber eine tolle Gründerstory und viel Brimborium ohne dabei Probleme von Kunden zu lösen ist natürlich nichts wert.
Zuhören | Entscheiden | Machen
5 JahreSchöne Analyse Julian, Danke! Die größte Herausforderung von Familienunternehmen: Tradition leben und die Türen für Start up Kultur öffnen. Unternehmen wie Viessmann sind Leuchttürme , gut. Aber die Symbiose zwischen Tradition und Disruption muss angegangen werden. In der täglichen Arbeiten von Familienunternehmen. Das kostet Kraft, ist aber die Zukunft. Was meinst du Julian van der Linden?