Tanzen: gesünder als Sport?
Noch bevor die Menschen schreiben konnten, tanzten sie. Tanzen macht Spass, verbindet und trainiert nicht nur unseren Körper, sondern auch unser Gedächtnis. Wobei das so nicht ganz stimmt: Tanzen lässt uns Schmerzen vergessen.
Wer ein bis zwei Mal pro Woche tanzen geht, stärkt seine Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit. Ähnlich wie beim Turnen oder bei Ballsportarten sind die Bewegungsformen beim Tanzen variationsreich: sie können sehr klein oder gross, langsam, schnell, federnd-impulshaft oder geführt sein. Abgesehen von Spezialformen wie dem klassischen Ballett ist das Verletzungsrisiko beim Tanzen viel kleiner als bei anderen Sportarten, ebenso wie die Gefahr von Über- oder Fehlbelastung.
Tanzen hält körperlich und geistig gesund
Dass Sport und Bewegung gesund für Körper und Geist sind, ist nichts Neues. Neben einer höheren Beweglichkeit und besserer Kondition stimulieren körperliche Aktivitäten auch den Stoffwechsel in unserem Gehirn. Tanzen vertreibt zudem häufig Müdigkeit oder Zustände von mentaler Erschöpfung. Wissenschaftler der Albert-Einstein-Hochschule in New York fanden heraus, dass Tanzen eine hervorragende Prophylaxe gegen das Absterben von Nervenzellen in der Grosshirnrinde ist. Das ist der Bereich im Gehirn, der für das Gedächtnis, das Denkvermögen und unsere Sprache verantwortlich ist.
In einer Studie mit 468 Personen, die über 75 Jahre alt waren, analysierten sie deren Freizeitverhalten über Jahre hinweg. So gesund und wohltuend andere Sportarten wie Laufen, Schwimmen oder Radfahren sind – keine kam auf vergleichsweise ähnlich positive Werte wie das Tanzen. Die Erklärung der Forscher ist: Wer Schrittkombinationen bei Musik erlernt, trainiert nicht nur intensiv das Gedächtnis, sondern auch den Gleichgewichts- und Orientierungssinn. Das in Kombination wirkt sich positiv auf unsere grauen Zellen aus.
Gegen die Demenz tanzen
Beim Tanzen werden Körper und Geist gleichzeitig aktiviert. Insbesondere unser Gehirn läuft auf Hochtouren, da es die vielen Sinneseindrücke aufnehmen, verarbeiten und miteinander kombinieren muss. Wir lauschen der Musik, achten auf Rhythmus und Takt, erinnern uns an Schrittfolgen und Figuren, sind in körperlicher Kommunikation mit dem Tanzpartner und achten darauf, nicht mit anderen zusammenzustossen. Das schärft unsere Aufmerksamkeit, erhöht unsere Konzentrationsfähigkeit, stärkt unsere Koordination und verbessert unsere körperliche Kommunikations- und Ausdrucksfähigkeit. Es wundert daher wenig, dass die Studie eines Forscherteams um Professor Notger Müller (Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen) Hinweise darauf liefern konnte, dass diese hohen geistigen Anforderungen Demenz vorbeugen können.
In ihrer Studie untersuchten sie, welche Auswirkungen Tanzen auf die Gehirnleistung und das Gleichgewicht von älteren Menschen hat. Hierfür wurden ca. 60 Probanden im Alter zwischen 65 und 80 Jahren in zwei Gruppen aufgeteilt: eine Tanz- und eine Aerobic-Gruppe. Sechs Monate lang trainierten beide Gruppen zwei Mal pro Woche für eineinhalb Stunden. Während die Tanzgruppe regelmässig neue Schrittfolgen und Figuren lernte, führte die Aerobic-Gruppe stets die gleichen Bewegungen aus. Die Forscher kamen zum Ergebnis, dass Tanzen wie ein Dünger auf unser Gehirn wirkt. Sie beobachteten, dass Tanzen die Bildung von neuen Nervenzellen und Nervenbindungen mehr unterstützt als monotone Fitnesstrainings.
Mehr Lebensqualität für Patienten mit Parkinson oder Multipler Sklerose
In einer Studie der Washington University School of Medicine in St. Louis (USA) wurden die Effekte des Tangotanzens auf die motorischen Fähigkeiten von Patienten mit Parkinson-Syndrom untersucht. Die Teilnehmer der Studie nahmen zwei Mal wöchentlich in einem Zeitraum von zehn Wochen an einem einstündigen Tangokurs teil. Die Forscher stellten nach dem Tanzkurs positive Entwicklungen bei den motorischen Fähigkeiten der Probanden fest. Durch die Bewegung mit dem Partner konnten sie zum einen Bewegungsabläufe durchführen und üben, die unter anderen Umständen nicht möglich sind, wie zum Beispiel rückwärts gehen. Zum anderen verbesserten die unterschiedlich schnellen Bewegungswechsel und die Gewichtsverlagerungen von einem Bein auf das andere ihren Gleichgewichtssinn. Das Training reduzierte zudem das Sturzrisiko und erhöhte insgesamt ihre Lebensqualität.
Tanzen trotz Schmerzen: Helden oder Hypochonder?
Im Tanz befindet sich ein Zauber, denn viele Menschen können trotz schmerzender Gelenke, die jeden Schritt zur Qual machen, dennoch tanzen – ja, sie müssen nahezu. Wie ist das zu erklären? Zum einen hält Tanzen unseren Körper flexibel und geschmeidig. Zum anderen lockt es Endorphine – also Glückhormone – in unserem Körper hervor, die uns vergessen lassen, dass es zwickt und pikst.
Diese Art von Glückshormonen kennen wir auch aus dem Sport. Hier muss man sich jedoch viel mehr ins Zeug legen, bis sie freigesetzt werden. Interessanterweise geschieht dies beim Tanzen sofort! Tanztherapeuten gehen davon aus, dass der Mix aus Bewegung und Musik zu diesem schnellen Erfolg führt.
Ideal für Anfänger: Slowfox oder Rumba
Die gute Nachricht gleich vorweg: mit dem Tanzen kann jeder anfangen. Egal welchen Alters, Gewichts oder ob geistige oder körperliche Einschränkungen vorliegen. Selbst mit Rollatoren oder Rollstühlen kann man das Parkett betreten. Viele Tanzschulen bieten verschiedenste Kurse an, ob für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren oder Menschen mit Behinderung. Paartänze wie Slowfox oder Rumba, die ein langsames Grundtempo besitzen, sind für den Anfang ideal. Alles, was man braucht, sind bequeme Kleider und Schuhe sowie etwas zu trinken.
Quantenenergetiker, selbständig Unterhaltungspianist und Komponist bei Frank Good Mood Entertainment
5 JahreTanzen ist das nicht auch eine Sportart?