Thesen zur Verkehrswende im ländlichen Raum (8/9): Raumordnungspolitik ist eine relevante Stellschraube – allerdings nur sehr langfristig
In dieser Reihe stellen wir zur Diskussion, wie die Verkehrswende in ländlichen Gebieten sozial gerecht gestaltet werden kann – in Form von 9 Thesen.
These 8) Die Raumordnungs- und Siedlungspolitik ist eine relevante Stellschraube für die Verkehrswende auf dem Land – allerdings nur sehr langfristig.
Die autozentrierte Politik der Nachkriegsjahrzehnte war und ist gleichermaßen Folge und Treiber von Suburbanisierung und Zersiedlung Deutschlands. Das Zusammenspiel der (arbeitsmarkt-)politisch gewollten Erhöhung der individuellen Mobilität mit Ausbau eines leistungsfähigen Straßennetzes hat zu längeren Wegen und höheren Emissionen geführt. Zusammen mit einer lokalen Flächenpolitik, welche Ansiedlungen auf der „grünen Wiese“ vor den Toren der Siedlungen bevorzugt, hat dies der Funktionstrennung von kleinstädtischen und dörflichen Strukturen Vorschub geleistet – die „Schlafstadt“ vor den Toren der großstädtischen Zentren mit entsprechend hohem Verkehrsaufkommen war geboren.
In der Reaktivierung und Zusammenführung von urbanen Funktionen in kleinstädtischen und dörflichen Räumen wird ein Potenzial gesehen, die Verkehrswende im Ländlichen zu fördern, in dem Dienstleistungen des täglichen Bedarfs räumlich eng mit verkehrsträgerübergreifenden Stationen verschnitten werden. Allerdings ist das Zusammenspiel aus politischer Rahmensetzung in der Raumordnung und im Baurecht sowie konkreter Siedlungsentwicklung vor Ort ein mehr oder weniger schleichender Prozess, der zu langsam abläuft, um kurz- bis mittelfristig wirksame Klimaschutzstrategien darauf aufzubauen.
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