Totengedenken 2023
Die Bibel beginnt mit der Erzählung von der Erschaffung der Welt in sieben Tagen. Ganz am Anfang, so können wir dort lesen, ist Durcheinander und Finsternis. Ein unheimlicher, lebensfeindlicher Ort. Über all diesem Durcheinander und all der Finsternis jedoch schwebt Gottes Geist, Gottes Lebensatem. Gott ist also da, selbst wo alles durcheinander, selbst da, wo Finsternis ist.
Und das Erste, was Gott angesichts dieses Durcheinanders und dieser Finsternis tut, ist: für Licht zu sorgen. „Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.“ Und weil Gott sah, dass das Licht gut war, schied er es von der Finsternis. Licht und Finsternis sind also nicht eins. Das Licht ist nicht Finsternis und die Finsternis ist nicht Licht. Das Licht ist Licht und nur das Licht ist das Licht. Zuallererst sorgt Gott also für Klarheit. Und aus dieser Klarheit heraus erwächst Leben. Gott bringt also zuerst das Licht hervor und durch diesen Geburtsakt alles, was wir zum Leben brauchen, schließlich alle Lebewesen und den Menschen selbst. Wir erblicken das Licht der Welt, wir werden geboren, haben das Leben, unseren Lebensatem durch Gott selbst, ja, unser Atem, unser Leben ist Gott in uns selbst.
Es gibt diesen schönen Gedanken, dass, wenn man den biblischen Gottesnamen, das Tetragram JHWH, ohne Vokale spricht, dies der Bewegung und dem Laut des Atmens entspricht. JH klingt wie unser Einatmen, WH wie unser Ausatmen. JH-WH. So sind wir – und letztlich alle atmenden Lebewesen – mit dem Ursprung unseres Lebens bleibend verbunden, mit jedem Atemzug, den wir machen.
Diese Verwiesenheit auf Gott als die Quelle unseres Lebens, des Lebens offenbart uns auch Jesus Christus, wird uns in Christus offenbart. Jesus sagt, dass er gekommen sei, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben. Das offenbart sich in seinem ganzen Leben, in seinem Wirken, in seinem Sterben und Auferstehen. Denn in Jesus – dem Licht der Welt, der mit Gott zusammen ist und wirkt – offenbart sich uns und bekräftigt sich der lebenspendende Heilswille Gottes, zeigt sich, dass Gottes lebenspendender Heilswille in allem Durcheinander und tiefster Finsternis gilt: selbst im Tod.
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Und so ist Christus unsere Hoffnung, unser Licht für uns selbst und für unsere Toten. Unsere Hoffnung, dass selbst dort, wo kein Lebensatem mehr wahrnehmbar ist, wo kein Licht mehr erblickt wird, Gott da ist und neues Leben hervorzubringen vermag und hervorbringt. Daran können wir uns erinnern, wenn wir die Lichter, die wir für unsere Verstorbenen entzündet haben, betrachten. Amen.
© Alexandra Lason
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