Umgang mit schwierigen Führungskräften: Bürgerpflichten
Gabi (53): Eine Regierung ist ja nichts anderes als eine Führung. Nur, dass sie eben kein Unternehmen führt, sondern einen Staat. Also ist der Bürger so eine Art Mitarbeiter. Nur scheint mir die Mitbeteiligung im Staat viel weniger möglich, als in den Unternehmen. Irre ich da?
Im Prinzip, liebe Gabi, darfst du dich an allem beteiligen und mitarbeiten. Hauptsache, du bist der gleichen Meinung wie dein Staat. Dazu hat er ein paar wichtige Regeln für dich bestimmt. So sollst du an ihn und seine Verlautbarungen glauben, die er dir mittels seiner öffentlich-rechtlichen Medien verkündet. Auch wenn diese widersprüchlich sind. Beispielsweise, da er an einem Tag die Überbelegung der Krankenhäuser beklagt und am anderen denen finanzielle Unterstützung zum Ausgleich der unbelegten Betten verspricht. Oder die Notwendigkeit seiner Restriktionen wahlweise mit der Reproduktionszahl, dem Inzidenzwert oder der Impfquote nachweist. Dann glaubst du eben an dem einen Tag das eine und an dem anderen das andere. Du sollst weiterhin deine Steuern zahlen und dich bei seinen Umverteilungsbemühungen nicht darüber wundern, dass es viel weniger zu vergeben gibt, als der Staat dir nahm. Denn von irgendetwas muss der Staat ja auch seine Institutionen bezahlen, die solche Regeln für dich schaffen. Du sollst Kundgebungen gegen staatliche Repressionen der Völker lieben, deren Staat dein Staat als Feind ausgemacht hat. Und gleichermaßen die Demonstrationen verabscheuen, die sich gegen deinen Staat richten. Um dir die Unterscheidung zwischen beiden zu erleichtern, hat sich dein Staat dafür unterschiedliche Begriffe ausgedacht: erstere titelt er als Demokratiebestrebungen und Freiheitsliebe, die zweiten als reichsbürgerliche Umtriebe und rechtsextremistische Angriffe. Schließlich sollst du deine Regierung wählen. Wieder und wieder, alle vier Jahre. Und niemals darüber nachdenken, dass du vielleicht auch jemand anderen wählen könntest. Denn das müsste er bereits als eklatanten Verstoß gegen seine Grundordnung betrachten. Die er als freiheitlich und demokratisch adjektiviert. Unterwirfst du dich diesen grundlegenden Regeln, darfst du auf Mitbeteiligung hoffen. Auch wenn es kaum noch etwas zu beteiligen gibt. Anderenfalls ist der Staat mittels der von dir finanzierten Institutionen in der Lage, Gesetze zu erlassen, die nachweisen, dass du gegen das Volk handelst. Also gegen dich selbst. Und du damit zu maßregeln bist.