Unsere Zukunft: Millennials, die Generation Alpha und ihre Folgegenerationen
Ein Blick auf die Jugend ist immer auch ein Blick in die Zukunft. Jede Generation hat ihrer Zeit einen Stempel aufgedrückt, denken wir nur mal an die statusorientierte Generation X. Doch die Transformation, die die Millennials bereits gestalten und künftig bewirken, wird alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. Und das ist erst der Anfang.
In meinen beiden letzten Beiträgen hier auf LinkedIn Pulse habe ich darüber gesprochen, dass die Millennials das Fundament für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens sind und die junge Generation zum Retter der Old Economy werden kann. Das wirft natürlich die Frage auf, wer die Millennials überhaupt sind.
Die Demographie gab ihnen die Namen Y und Z – sie selbst nennen sich gar nicht so. Natürlich sind solche Bezeichnungen nur Hilfskonstrukte, weil man nicht alle Menschen, die in einem beliebig gewählten Zeitraum geboren wurden, in die gleiche Schublade stecken kann. Dennoch sind gelebte Ereignisse in der Phase der frühen Jugend persönlichkeitsprägend und bilden einen gemeinsamen Sozialcharakter.
Millennials lehnen sich, und das ist der wohl größte Unterschied zur Transformationsgeneration der 68er, nicht gegen Altes auf. Sie machen, ganz unaufgeregt, einfach neu. Aber digitale Transformation? Da reiben sie sich verwundert die Augen. Was sollen sie da transformieren? In einem digital transformierten Kosmos leben sie längst. Und wenn sie Arbeitswelten schaffen, dann sind diese daran adaptiert.
Dennoch ist die oft gewählte Unterscheidung zwischen Digital Natives und Digital Immigrants diskutierbar. Es gibt 80-Jährige, die sehr aktiv mit Smartphones, Tablet-Computern, Facebook & Co. hantieren, und es gibt 30-Jährige, die sich dem Web fast völlig verweigern. Manch 50-Jähriger ist im Umgang mit digitalen Tools geübter als ein 20-Jähriger. So lässt sich sagen: „Den“ Digital Native gibt es nicht. Besser sollte man von einem Kontinuum zwischen digital topfit und digital unfit reden.
Auf Y und Z folgt Alpha
Wer die Generationen Y und Z sind? In aller Kürze hier die wesentlichen Merkmale:
- Zur Generation Y (GenY), manchmal auch Ypsiloner genannt, zählen – je nach Quelle - alle Jahrgänge zwischen plus/minus 1980 und plus/minus1999. Sie ist zusammen mit dem World Wide Web groß geworden, das es seit den 90er Jahren gibt. Mit digitalen Anwendungen ist diese Alterskohorte bestens vertraut.
- Zur Generation Z (GenZ) werden – je nach Quelle - alle Jahrgänge zwischen plus/minus 2000 und plus/minus 2019 gezählt. Sie wurden in das Zeitalter der Social Networks hineingeboren, die es seit Anfang des neuen Jahrtausends gibt. Internet-Ureinwohner nennt man sie oft. Digitale Anwendungen erschließen sich ihnen meist intuitiv.
Und wie heißt die Folgegeneration? Es scheint so, als ob sich der Begriff „Generation Alpha“ durchsetzen wird. Das klingt passend, wenn man unter Alphas die Vorboten einer ganz neuen Ära versteht. Manche hingegen meinen, dass sich die Dinge fortan mit einer derart hohen Veränderungsgeschwindigkeit weiterentwickeln, dass Generationenschemata irrelevant werden.
Menschen und künstliche Intelligenzen
Menschen, humanoide Roboter und Künstliche Intelligenz (KI) bewegen sich in Riesenschritten aufeinander zu. Selbstlernende Softwareprogramme können nicht nur von sich aus intelligenter werden, sie sind längst auch kreativ - und intuitiv.
Einige beginnen bereits autonom nach Betätigungsfeldern zu suchen, weil man ihnen Belohnungsprogramme eingepflanzt hat. Sie können selbständig Geschichten schreiben, Symphonien komponieren, eigene Kunstwerke erschaffen, Emotionen interpretieren und Mitgefühl zeigen. Manche Menschen vertrauen ihre tiefsten Gefühle schon lieber Computern als Mitmenschen an.
Neuroprothesen machen uns längst zu Cyborgs. Und der Wille, sich auch ohne Grund zu transformieren, ist unübersehbar. Tattoos, die den Körper komplett überziehen und ihm damit ein neues Aussehen verleihen, sind ein erster auffälliger Schritt. Invasive Eingriffe zur Selbstoptimierung sind höchst populär – nicht nur bei denen, die ästhetisch unterversorgt sind.
Immer mehr „Freaks“ laufen mit NFC-Chips herum, die sie sich als Fernbedienung unter die Haut implantieren lassen. Solche Chips werden womöglich unseren Denkapparat eines Tages direkt mit dem Internet verbinden können. Bis zur physischen Verschmelzung mit Computern ist es dann nicht mehr weit.
Kommen KI-optimierte Gehirne?
KI-optimierte Gehirne werden denen, die nicht durch Künstliche Intelligenz optimiert worden sind, eines Tages überlegen sein. Schon allein deshalb wird es sie - trotz aller Vorbehalte - dann auch geben. Höher, schneller, weiter, also besser in jeglicher Hinsicht, ist evolutions- und damit existenzimmanent.
Genügend Menschen werden es kaum abwarten können, jede technologische Neuerung auszuprobieren. Aus den positiven Erfahrungen solcher Early Adopter, Vorreiter und Pioniere erwachsen dann neue Anforderungen an alle Player im Markt. So wird das Neue zu einem unverzichtbaren Teil unseres Lebens.
Was menschenmöglich ist, erweitern wir, seitdem es uns Menschen gibt. Selbstoptimierung heißt der Nutzen. Vorsprung ist das Ziel. Und FOMO (fear of missing out), also die Angst, bei etwas, das gerade abgeht, nicht dabei zu sein und damit den Anschluss zu verpassen, wird selbst die Nachzügler dazu bringen, der digitalen Vorhut schnellstens nachzueifern.
Jürgen Schmidhuber, Scientific Director des Schweizer Forschungsinstituts IDSIA und einer der profiliertesten Entwickler künstlicher Intelligenz sagt geradeheraus: „Dieser Prozess läuft unaufhaltsam weiter. Und bald werden eben die klügsten Bestandteile der Zivilisation nicht mehr die Menschen sein.“
Unser aller Zukunft: Gut oder böse?
In den nächsten Dekaden werden wir technologische Sprünge sehen, die alles bisher Erlebte in den Schatten stellen. Es werden Dinge möglich sein, die wir aus Science Fiction-Filmen zwar kennen, die aber im wahren Leben noch gar nicht vorstellbar sind. Und sie werden nicht erst in 100 Jahren kommen, sondern in zehn oder 20. Science Fiction wird quasi vor unseren Augen zur Realität.
„Das Erschaffen von künstlicher Intelligenz wäre nichts anderes als das größte Ereignis der Menschheitsgeschichte“, bekräftigt der Astrophysiker Stephen W. Hawking. Doch „ebenso könnte es auch das ultimativ letzte sein, sofern wir nicht lernen, die Risiken zu berücksichtigen“, warnt er auf einem Google-Zeitgeist-Event.
Den Zeitpunkt der technologischen Singularität hat der umstrittene Futurologe und Transhumanist Ray Kurzweil auf 2045 vorausberechnet. Dies sei das Datum, spekuliert er, zu dem Maschinen mittels künstlicher Intelligenz den technologischen Fortschritt derart beschleunigen könnten, dass uns dies auf eine nächste Zivilisationsstufe katapultiert.
So wird wohl, auch wenn das aus jetziger Sicht reichlich gruselig klingt, in absehbarer Ferne mit nichtbiologisch erweiterten Mensch-Maschine-Wesen eine neue Evolutionslinie entstehen. Die junge Generation wird das wohl noch erleben.
(Dies sind Ausschnitte aus meinem neuen Buch Fit für die Next Economy - Zukunftsfähig mit den Digital Natives)
Zukunft will Zuversicht
4 JahreBin letzthin in eine Diskussion "reingelaufen" - die heutigen Kinder (nach 2010) seien bereits die"Generation Alpha"! Wie seht Ihr das? Was unterscheidet denn Generation Z und Generation Alpha? Was war der Tipping Point, der den Generationenwechsel ausgelöst hat?