Vier Augen sehen mehr als zwei: So redigieren Sie richtig!
Da ist ein Fehler in der Überschrift. Was? Wo? Oh nein! Oh doch!
Stunden über Stunden sind in eine Pressemitteilung, eine Präsentation oder eine andere Veröffentlichung geflossen, trotzdem prangt ein offensichtlicher Fehler an prominenter Stelle. Das ist ärgerlich. Was hilft: sorgfältiges Redigieren. Wir zeigen, wie’s geht.
Redigieren ist eine Tätigkeit, die im Alltag von Journalisten, Copywritern, Marketingexperten, Pressefachleuten – also allen Textmenschen – viel Zeit in Anspruch nimmt. Das französische Verb „rediger“ bedeutet verfassen oder schreiben. Das Handbuch „ABC des Journalismus“ definiert Redigieren als „die Bearbeitung ‚fremder‘ Beiträge oder Zulieferungen“. Dabei geht es nicht darum, einen Text dem eigenen Stil oder Geschmack anzupassen. Es geht um Fehlervermeidung, Lesbarkeit und konstruktive Kritik – und zwar von einer möglichst neutralen zweiten Person. Denn wer seinen eigenen Text wieder und wieder liest, sieht irgendwann den Wald vor Bäumen nicht mehr. Heißt: Er überliest Fehler.
Redigiert wird auf zwei Ebenen. Der inhaltlichen und der formalen Ebene – nicht immer sind sie genau abzugrenzen.
Der erste Schritt
Wer einen Text zum Redigieren bekommt, sollte sich nicht sofort auf den ersten Tippfehler stürzen. Ganz im Gegenteil: Arbeiten Sie sich vielmehr von der Textstruktur erst nach und nach ins Detail der Sätze und Worte vor – von der Makro- in die Mikro-Ebene. Und das geht so: Zunächst einmal lesen Sie den kompletten Text in einem Stück. Beim zweiten Lesen sollte der Fokus auf dem Küchenzuruf liegen: Wie könnte die Botschaft des Textes in einem Satz zusammengefasst werden – und erfüllt der Text diesen Anspruch auch? Beispiel: „Die Bahn streikt (mal wieder)“. Danach wird geschaut, ob der Text die richtige Länge hat: Ist er womöglich zu kurz – fehlen Informationen? Oder ist er zu lang? Abschließend stellt sich die Frage: Wer will das lesen, warum ist das Thema von Interesse?
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Der zweite Schritt
Ist das geschafft, geht es auf die inhaltliche Ebene. Zunächst zur Struktur: Ist der Einstieg gelungen (Tipps dazu gibt es hier)? Wie wird der Leser am Ende des Textes entlassen? Und wie ist die Dramaturgie dazwischen aufgebaut? Spannungsbögen und Erzählen am Küchenzuruf entlang sorgen dafür, dass der Text auch bis zu Ende gelesen wird.
Erst dann folgt der Blick auf Stil, Satzbau, Adjektive, Wortwahl und Fachsprache: Gibt es Dopplungen im Text oder Verständnisprobleme? Sind beispielsweise noch Fremdwörter enthalten, die nicht erklärt werden? Oder hat sich gar Werbesprache à la „kreativ, innovativ, nachhaltig“ eingeschlichen?
Dank des Redigierens – auch Vier-Augen-Prinzip genannt – gewinnt jeder Text an Schärfe. Und nebenbei werden nochmal die Fakten gegengecheckt. Redigieren ist also in jedem Fall gut investierte Zeit.
Checkliste zum Redigieren:
Journalistisches Grundwissen
Speziell für journalistische Texte gelten ein paar Grundregeln, die jede:r Redakteur:in kennen sollte. Auch sie sind wichtig fürs Redigieren. Personen in Artikeln haben immer einen Vornamen und einen Nachnamen. Achtung: Korrekte Schreibweise ist ein MUSS! Kein „Frau“ oder „Herr“, es sei denn, es ist inhaltlich notwendig für die Geschichte. Zahlen von eins bis zwölf werden ausgeschrieben. Diese Regel stammt zwar noch aus der Zeit des klassischen Buchdrucks, ist aber weithin etabliert. Zweitens werden bzw., bspw., ca. und Konsorten ebenfalls immer ausgeschrieben. Warum? Der Punkt mitten im Satz hemmt den Lesefluss. „Circa“ drückt eine Schätzung aus und ist immer mit Ungenauigkeit behaftet. Prüfen Sie, ob Sie es weglassen oder konkreter machen können. Ausnahme: Ein Akteur wird mit einer Schätzung zitiert. Drittens werden auch Maßeinheiten in aller Regel ausgeschrieben, also: Quadratmeter, Kilogramm, Euro. Ausnahme ist hier – aufgrund der Aktualität und Häufigkeit CO2. Kohlenstoffdioxid ist aber auch ein langes Wort! Und auch Professoren- oder Doktortitel fallen in journalistischen Text meist weg – außer, ihre Tätigkeit hat eine Relevanz für die Story.