Von Bewerbern, die sich bewerben - und dann nicht zum Bewerbungsgespräch erscheinen
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Von Bewerbern, die sich bewerben - und dann nicht zum Bewerbungsgespräch erscheinen

Hier auf LinkedIn wird ja viel über das Ghosting von Bewerbern gesprochen - häufig im Kontext von abgeschlossenen Arbeitsverträgen und der Situation, dass der Bewerber dann einfach nicht auftaucht und sich auch nicht mehr meldet. Diese Erfahrung habe ich glücklicherweise noch nicht machen müssen - was sich allerdings auch bei uns häuft, ist das im folgenden beschriebene Verhaltensmuster.

Da bewirbt sich jemand auf eine Stelle, die Person hinterlässt einen guten Eindruck - und auch das erste Vorstellungsgespräch läuft gut. Will sagen: es könnte passen, sowohl von unserer Seite als potenziellem Arbeitgeber als auch von Seiten des Bewerbers. Alle sind sich einig, sich mal in einem persönlichen Gespräch kennenlernen zu wollen. Auch ein zeitnaher Termin ist schnell gefunden.

Und dann, so meine Beobachtung, geht's oft los: kurze vor dem Termin - gerne am Abend vorher, manchmal - so im aktuellen Fall - auch am Morgen des vereinbarten Termins - kommt die Absage: mal ist ein unaufschiebbarer Termin mit dem Versicherungsberater "übersehen" worden, mal ist der Kandidat über Nacht erkrankt. Ein anderes Mal sind "dringende familiäre Gründe" dafür verantwortlich, dass der Termin leider nicht wahrgenommen werden kann.

Ich möchte hier bitte ausdrücklich nicht falsch verstanden werden: natürlich kann es immer mal sein, dass jemand kurzfristig erkrankt - oder etwas anderes dazwischen kommt, was eine höhere Priorität genießt oder gar genießen muss. Peinlich wird es aus meiner Sicht, wenn das zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit vorkommt - beim selben Bewerber, wohlgemerkt - und wenn die Argumente immer blumiger werden. Fachkräftemangel schön und gut - aber vom potenziellen Arbeitgeber zu erwarten, dass dieser einen dritten Anlauf unternimmt, um einen dem Bewerber genehmen Termin zu finden - da muss der Bewerber schon extrem gut passen. Nach meiner Erfahrung ist es dann doch nicht so, dass Arbeitgeber gar keine Auswahl bei der Besetzung ihrer Stellen haben. Heißt: es gibt nach wie vor genügend qualifizierte Bewerber.

Wie sagte mein Großvater immer: ein offenes Wort zur rechten Zeit hilft, den gegenseitigen Respekt und das Verständnis füreinander zu erhalten. Liebe potenziellen Mitarbeitenden: wenn ihr einen guten Grund habt, einen möglichen Arbeitgeber um ein paar Tage zu vertrösten - dann sprecht diesen doch aus, anstatt schlechte Ausreden zu erfinden. Es ist meines Erachtens völlig legitim, um ein paar Tage Aufschub zu bitten, wenn man auf die Zu- oder Absage eines anderen potenziellen Arbeitgebers wartet, bei dem man vielleicht gerade in der Endrunde ist. Klar sagen jetzt vielleicht manche, das kommt nicht gut an - vielleicht hat der andere Arbeitgeber dann den Eindruck, nur auf Platz 2 der Wunschliste zu sein. Ich meine jedoch, ein solches Statement ist allemal besser, als irgendwelche schlechten Ausreden zu bemühen. Und wenn schon Ausrede, dann bitte belastbar und nachvollziehbar :-).

Ich als Arbeitgeber käme jedenfalls nicht auf die Idee, einem Bewerber nur deshalb abzusagen, weil er mit guter Begründung um ein paar Tage Aufschub für ein persönliches Gespräch gebeten hat. Wenn mich jemand aber zwei Mal "halbgar" vertröstet, sinkt meine diesbezügliche Hemmschwelle.

Bastian Angerstein

Make IT secure. - 27K Lead Auditor | T.I.S.P. | ISC2 CCSP

4 Monate

Ehrlich, wenn ich 4 Angebote auf dem Tisch habe und einer trödelt... dann kann es dem wohl nicht all zu ernst sein... dann entscheidet man sich eben für ein anderes Unternehmen. Ist ja keine Hochzeit. Oder warten Sie noch 3 Monate nach Ende der Ausschreibung ob doch noch ein Anbieter um die Ecke kommt?

Aleksandar Barić

🕵️🛡️⚔️ Security starts with the right team - let's shape the future of cybersecurity together!

4 Monate

Tatsächlich ist das mittlerweile nicht mehr nur ein Generationsthema. Insgesamt hat sich unser Leben mittlerweile stark verändert, was ist heutzutage noch "verbindlich"? Von Verträgen über Bekanntschaften, Freundschaften etc. Das ganze "Wertebild" hat sich geändert und "Flexibilität" und "Unverbindlichkeit" werden meiner Meinung nach in vielen Belangen missinterpretiert. Außerdem gibt es in vielen Bereich schon sehr lange einen absoluten Kandidatenmarkt und immer noch viel zu viele Unternehmen, die in Ihrem Prozess ebenfalls sehr unverbindlich und sind und sich einfach nicht mehr bei Kandidaten melden. Diese denken sich dann, ja warum sollte ich dann überall (ehrlich) absagen. Der einzige Weg ist es, bereits im Prozess die Themen entsprechend zu platzieren und beispielsweise Verbindlichkeit zu offerieren, aber auch einzufordern.

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