Von pinkelnden Männern in Bahnhöfen... und der Notwendigkeit von mehr Vor Ort Präsenz
Diesen Samstag, gegen 10:10 Uhr am Frankfurter Hauptbahnhof. Ein Mann pinkelt auf der Zwischenebene im Übergang von S-Bahn und Fernzug gegen einen Stützpfeiler. Jep, er pinkelt. Es sind Familien mit Kinder unterwegs. Und ich, ehrlicherweise, bin sauer. Bin da schließlich auch nur Mensch. Jetzt ist der Frankfurter Hauptbahnhof notorisch bekannt für seine teilweise ungemütliche Bahnhofsatmosphäre - der pinkelnde Mann auf der Zwischenebene war für mich dann allerdings doch ein trauriges Novum.
Nun sprechen wir viel über ein attraktives Mobilitätsangebot, mit dem wir nach der Pandemie hoffentlich durchstarten. Wir haben uns einiges vorgenommen für Verkehrsverlagerung als Klimabeitrag und werden kräftig investieren: neue Angebote, innovative Produkte, frisch renovierte Bahnhofsgebäude und stabiles WLAN zum Beispiel. Dass sich unsere Fahrgäste wohl und sicher an unseren Bahnhöfen fühlen, ist dabei Teil des Pakets. Ohne attraktive und sichere Bahnhöfe kein langfristig wettbewerbsfähiges Mobilitätsangebot. So sehe ich das jedenfalls.
Zurück zum Frankfurter Hauptbahnhof; dem Ort, an dem männliche Besucher Samstagsmorgens ihren Strahl gegen Innenwände richten. Wie reagieren wohl Menschen auf so etwas, die nicht tagtäglich Bahnfahren? Was löst so ein Vorfall wohl in Besuchern aus, deren erster Eindruck unserer großartigen Stadt nach dem Urin dieses Mannes riecht? Oder auch - anderes wiederholtes Beispiel - von Ansagen begleitet ist, sie mögen doch bitte auf ihre Wertsachen achten, da Banden über den Bahnhof vagabundieren? To be honest: mehr Flughafen, weniger Zentraler Omnibusbahnhof… bei dem Wunsch ertappe ich mich häufiger, wenn ich in Frankfurt am Bahnhof bin.
Jetzt greife ich das Beispiel des Frankfurter Hauptbahnhofes raus, weil sich in meiner subjektiven Wahrnehmung solche traurigen Beispiele wie diesen Samstag häufen. Oder ich habe einfach mehr Pech an Bahnhöfen als der durchschnittliche Fahrgast, das kann natürlich ebenfalls sein.
In jedem Fall bestärken mich diese Beispiele in der Wahrnehmung, dass wir mehr Mittel für Vor Ort Präsenz an unseren Bahnhöfen brauchen. Ansagen als Warnung vor Banden sind nett, das nachträgliche Wegwischen von Urin plus Duftstoff genauso; Prävention durch mehr Vor Ort Präsenz ist da besser.
Empfohlen von LinkedIn
Präsenz verhindert nicht nur Erbrochenes, Taschendiebe und Urin. Es verhindert ebenfalls gewalttätige oder sexualisierte Übergriffe gegen Fahrgäste und Mitarbeiter:innen. Auch das wissen wir.
Dass heißt nicht, dass Vor Ort Präsenz qua default in jedem Fall und zu jedem Zeitpunkt Sicherheitspersonal sein muss. Das machen uns Orte wie z.B. die DB Lounge oder das DB Reisezentrum vor. Oder auch andere Bahnhöfe, die über eine Überarbeitung des Standortkonzeptes in Kombination mit mehr Vor Ort Präsenz einiges in Punkto Wohlfühlen, Sicherheit und Atmosphäre erreicht haben. People make the difference, so auch an unseren Bahnhöfen.
If people make the difference, dann lasst uns also die zentrale Bedeutung von Vor Ort Präsenz nicht aus dem Blick verlieren, wenn mit Modernisierung. Digitalisierung und tollen Angeboten in die Attraktivität der Schiene und des ÖPNV im Allgemeinen investiert wird. Auch hierfür braucht es Mittel, Engagement und kluge Köpfe. Das wäre zumindest mein "Wünsch-dir-was" für diesen Wochenstart. Happy Monday everybody! :)