Vor der eigenen Haustüre kehren

Vor der eigenen Haustüre kehren

Als Berater von Spielern hat man sich grundsätzlich daran gewöhnt, für vieles verantwortlich gemacht zu werden, was im Fußball schlecht läuft. "Wenn junge Spieler beobachten, wie Teamkollegen von Beratern umgarnt werden, erhöht das den Druck. Bin ich gut genug? Habe ich eine Perspektive? Fehlt mir etwas", so wird der sportliche Leiter des FC St. Pauli in der SZ zitiert. Das soll wirklich die Entwicklung von Spielern hemmen? Ich frage mich eher, warum hat die U19 des FC St. Pauli 27 Spieler im Kader? Reichen nicht auch 17, 18 Talente, die dann alle auf mehr Spielpraxis kommen. Ist das wirklich Eliteförderung? Hier wird nämlich auch mit den Träumen der Jugendlichen gespielt. Wahrscheinlich erhalten auch alle U19 Spieler des FC St. Pauli nicht dasselbe "Taschengeld". Schüren die Vereine da nicht schon früh selbst den Neid und Druck bei Spielern & Eltern?

Im Artikel kommt auch das folgende Zitat vor: "Studien belegen, dass es in keiner anderen der großen Fußballnationen Europas so viele Vereinswechsel zwischen den Jugendakademien gibt, was stets verbunden ist mit Akklimatisierungsprozessen in einem neuen Umfeld. Das hemmt die Entwicklung." Das beste Umfeld für einen jungen Spieler ist das heimische. Warum wechselt 2017 ein 14jähriger Spieler des FC St. Pauli zum FC Bayern München? Und das nicht aus familiären Gründen. Warum lassen das die DFB Regularien überhaupt zu?

Warum hat der FC St. Pauli im Profikader lediglich einen einzigen Spieler aus der eigenen Jugend? Beim PSV Eindhoven liegt die Quote bei etwa 50% .

Feedbackgespräche zwischen Trainer und Spieler sollten selbstverständlich ohne Berater stattfinden. Das versteht sich von selbst. Perspektivgespräche führen Vereine auch gerne mal mit Beratern schon vorab, damit die Spieler und Eltern beim eigentlichen Termin nicht zu sehr überrascht sind. Es ist immer eine Frage des vernünftigen Austauschs. Dafür benötigt man aber keine Aussperrung.

Warum erarbeiten die Vereine mit dem DFB/DFL und den lizenzierten Beratern keine gemeinsame Werteordnung? Wenn der FC St. Pauli glaubt, dass durch die Aussperrung mehr Talente hervorkommen, dann sollen sie es tun. Vor der eigenen Haustüre gibt es im Nachwuchsbereich aber noch genug zu kehren.

Wolfram Winter

Founder/CEO Thr3Winters, Professor at Macromedia

1 Jahr

Wenn der Vater, Onkel oder grosse Bruder der Berater ist, dann ist es gut, wenn es ein logischerweise seriöser und kompetenter Berater ist der das Geschäft kennt, dann ist es „draussen bleiben“. Das hat viel mit Ideologie zu tun, nichts mit der Lösung eines möglichen Problems. Wenn man Profifussball betreibt muss man professionell arbeiten, und dazu gehört diejenigen das machen zu lassen die das können egal ob sie nun verwandt mit dem Protagonisten sind oder nicht.

Christopher Lymberopoulos

Bereichsleiter Kommunikation & Medien beim Karlsruher SC

1 Jahr

Sehr gut geschrieben Dirk Grosse 👍🍀⚽️

Mario Kottkamp

STORYTELLING-EXPERTE - Ich erzähle Geschichten! Für Unternehmen, für Sender und Plattformen. Preisgekrönter Regisseur und Produzent. Medientrainer, zertifizierter Coach, Speaker - ich schwöre auf meine Bridging-Methode!

1 Jahr

Viele gute Ansätze Dirk Grosse. Es ist sicher ein Zusammenspiel beider Seiten. Nie ist einer böse und einer gut. Ich arbeite gerade an einer Dokumentation zum Thema Jugendfussball in Deutschland. Spannendes Feld mit vielen Einblicken, die auch ein Spiegelbild der Gesellschaft sind.

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