Warum Loyalität im Arbeitsleben nicht mehr selbstverständlich ist
Grundsätzlich vertrauen Menschen einander recht schnell – solange, bis Sie von einer Person enttäuscht werden. So funktioniert das auch mit dem Vertrauen oder der Loyalität zwischen Menschen und Firmen, denn Firmen bestehen letztlich ja auch nur aus Menschen. Heute hören wir allerorten von erhöhter Mitarbeiterfluktuation, Patchwork-Lebensläufen, immer wieder Stellenabbau trotz Millionen-Manager-Boni und sinkender Loyalität – das sei „heute eben so“.
Aber: Die schwindende Mitarbeiter-Loyalität sollte nicht so einfach auf Gier, die veränderte Haltung der jungen Generationen, auf opportune Karrieristen oder berechnende Egomanen geschoben werden. Zwar gibt es auch die, die gab es schon immer. Sie sind aber bei weitem nicht die Mehrheit. Die meisten Arbeitnehmer verzweifeln wegen mangelnder Perspektiven im eigenen Betrieb, wegen fehlender Wertschätzung durch den Chef und aufgrund fehlender Loyalität von Seiten des eigenen Arbeitgebers. Diese drückt sich zum Beispiel schon seit Jahren in immer mehr befristeten Arbeitsverträgen aus – auch wenn deren Anteil kürzlich leicht zurück ging, wurden im Jahr 2018 immer noch fast 40 Prozent aller Stellen (rund 1,5 Millionen) befristet besetzt. Auch schlecht (oder gar nicht) bezahlte Praktika sind ein Symptom dieser Entwicklung, ebenso wie regelmäßig stattfindende Massenentlassungen, obwohl es Alternativen gegeben hätte, die aber den Unternehmensgewinn geschmälert hätten. Wie loyal ist das denn?!
Zugespitzt könnte man sagen: Die Arbeitgeber bekommen nun die Quittung für die mangelnde Loyalität, die sie in den vergangenen Krisen bewiesen haben. Denn die Mehrheit der Mitarbeiter will durchaus loyal sein. Die Umstände machen es ihnen aber schwer. Mitarbeiterloyalität geht leider oftmals nicht mit den Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt einher. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Loyalität lässt sich zurück gewinnen und sogar steigern. Hier ein paar Gedanken, wie dieser Prozess aussehen kann:
Für Arbeitnehmer bringt es mittlerweile viele Vorteile, regelmäßig den Arbeitgeber zu wechseln. In der Regel steigt nach fast jedem Wechsel das Gehalt, vor allem aber steigen die zugewiesene Verantwortung und der Aufgabenbereich. Soll der Mitarbeiter bei Ihnen bleiben, so sollten Sie sich regelmäßig über seine beruflichen Entwicklungschancen innerhalb des Unternehmens (oder eines Partner-Unternehmens) austauschen und das Gehalt anpassen, ohne dass der Mitarbeiter darum betteln muss.
Durch vom Unternehmen finanzierte Weiterbildung können Sie Potenziale langfristig fördern und so die Mitarbeiterloyalität steigern. Das strategische Investment in das „Kapital in den Köpfen“ zahlt sich oft mehr aus, als stetig wachsende Ausgaben in Headhunter und Personalbeschaffungsmaßnahmen.
Ein gutes Betriebsklima ist für viele Mitarbeiter letzten Endes wichtiger ist als die Höhe des Gehalts, flexible Arbeitszeiten oder zusätzliche Urlaubstage. Eine gute Arbeitsatmosphäre hält Arbeitnehmer im Unternehmen – sogar, wenn sie woanders etwas mehr Geld verdienen könnten. Wie Sie das Betriebsklima steigern können, dafür liefere ich Ihnen alle zwei Wochen in der Praxis erprobte Tipps in meinen Gute-Nacht-Erfolgsgeschichten. Viele weitere Tipps bekommen Sie auch in meinen anderen Blogartikeln.
Ich gebe zu: Eine unreflektierte, naive Loyalität ist natürlich alles andere als klug. Wer anderen blind und allzu gutgläubig vertraut, läuft Gefahr, bald nur noch ausgenutzt und ausgebeutet zu werden. Allerdings sind stabile Beziehungen ohne gegenseitiges Vertrauen undenkbar; Misstrauen und ständige Kontrolle vergiften jedes Miteinander. (Vorausgesetzte) Treue ist ein wesentliches Element, damit sich ein Vertrauensverhältnis herausbilden kann. Dies gilt im privaten wie im beruflichen Bereich.
Ohne Loyalität gäbe es keine Gemeinschaft, ohne Loyalität kann kein Unternehmen existieren. Loyalität wirkt sich vielfältig positiv aus: Erlebte Loyalität gibt uns ein Gefühl von Geborgenheit, von Sicherheit und Zugehörigkeit. Wir gehören zu einer Gruppe, auf die wir uns wirklich verlassen können. Das gibt uns Stabilität und einen festen Halt im Leben. Echte Loyalität gleicht vorhandene Schwächen aus und verleiht uns mehr Stärke, als wenn wir nur allein arbeiten. So empfinden wir Rückhalt, den wir brauchen, um Neues auszuprobieren und über uns hinauszuwachsen. Und wenn wir uns mit dem, was wir tun, identifizieren können, wir also gegenüber Menschen und Zielen loyal sind, dann sind wir auch zufriedener und glücklicher – und meist auch erfolgreicher. Denn auch das Gegenteil stimmt: Etwas tun zu müssen, wozu wir nicht stehen (können), macht unglücklich.
Loyalität ist damit dem Wesen der Liebe nicht unähnlich. Sie ist unabhängig, unbestechlich und uneigennützig – dennoch profitieren wir von ihr.
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5 JahreVertrauen muss man sich verdienen und wer es verschenkt, darf keine Erwartungen haben. Allerdings wird Loyalität auch von oben vorgelebt. Zu Deutsch Treue. Bin absolut kein Nazi, aber das Koppelschloss der SS „Meine Ehre heißt Treue“, war ein guter Leitspruch. Heute wird gemoppt, gelogen, betrogen, manipuliert, desinformiert, Partner und Kinder sitzen gelassen, Menschen nach 30 Jahren im Unternehmen entlassen, zu alt, zu teuer, zu erfahren und von den Jungen erwartet man Treue? Man erntet, was man säht. Mitarbeiterentwicklung zu teuer, die Vorstände, die gestern für die Einsparungen abkassiert haben, müssen heute für den Schaden nicht aufkommen, sondern gehen schlimmstenfalls mit einer Abfindung. Und auch die Aktionäre ziehen weiter wie Heuschrecken. Ich bin häufig verspottet worden, weil ich nie innerhalb einer Branche gewechselt habe. Meist hat man dahinter schlimmes vermutet. Aber der Wahre Grund war immer Treue. Schon immer wollte ich von einem Unternehmen gesucht sein und nicht die Kunden vom Wettbewerb liefern. Doch so tickt der Markt. Einer nimmt dem anderen die Mitarbeiter und versucht dabei einen Schnitt zu machen. Es ist schmutzig. Wir müssen umdenken, denn Entwicklung, Nachhaltigkeit und Verantwortung sieht anders aus.
Good Rocks | Trust | Good Organisations | Engaged Scholar | Top 40 #KoepfeHR
5 JahreSehr schöner Schlusssatz!