WEF 2018: Das Gemeinsame muss wieder in den Mittelpunkt rücken

WEF 2018: Das Gemeinsame muss wieder in den Mittelpunkt rücken

Der Titel des World Economic Forum Davos 2018 könnte kaum treffender gewählt sein: „Creating a shared future in a fractured world“. Herrschte unter den Teilnehmern im letzten Jahr noch spürbar das Gefühl der Unsicherheit angesichts des neuen Präsidenten der USA, der Brexit-Entscheidung und einem drohenden Rechtsruck in Frankreich, so scheint es, als dass die politische und wirtschaftliche Elite aus ihrer Schockstarre erwacht ist.

Ohne Zweifel, wahrscheinlich war unsere Welt schon in besserer Fassung, betrachtet man aber die Fakten, sah es auch schon um einiges düsterer aus: Der vor kurzem durch das Global Business Policy Council von A.T. Kearney veröffentlichte Ausblick auf die Weltwirtschaft zeigt zwar keinen wolkenlosen Himmel, jedoch nicht mehr als eine lockere Bewölkung. Bis 2022 soll sich das globale Wachstum bei durchschnittlich 2,9 Prozent bewegen. Asien bleibt weiter der Haupttreiber, aber gerade auch innerhalb der Europäischen Union geht es aufwärts und das nicht nur in Zentraleuropa, sondern auch im Süden des Kontinents.

Währenddessen herrscht in Großbritannien zunehmend Katerstimmung angesichts erster spürbarer Auswirkungen des Brexits. Und statt eines Rechtsrucks hat mit Emmanuel Macron eine neue, proeuropäische Politikergeneration die so wichtige deutsch-französische Achse wiederbelebt. Doch spätestens hier ziehen dann wohl erste Wolken auf: Auch rund fünf Monate nach der Bundestagswahl hat Deutschland noch immer keine neue Regierung. Das fast schon historische Handlungsfenster, das es den frisch gewählten Regierungen beidseits des Rheins ermöglicht, nötige Reformen auf EU-Ebene zu treiben, könnte sich schließen, bevor in Berlin diese neue Regierung überhaupt im Amt ist.

Die Luft der anhaltenden Hochkonjunktur droht allmählich dünner zu werden. Nicht nur, dass in Europa und gerade im Powerhouse Deutschland die nötigen strukturellen Reformen ausbleiben, auch die Dimension der Digitalisierung scheint noch immer nicht ganz verinnerlicht. Es ist keine gute Nachricht, wenn Selbstverständlichkeiten wie der Breitbandausbau im Zentrum der Debatte stehen und nicht Fragen, wie eine grundlegende Reform des Bildungssystems aussehen kann. Diese würde jedenfalls eine ganzheitliche Antwort auf die Digitalisierung bieten. Was ebenso fehlt: Konkrete Ideen darüber, wie deutsche Finanzierungsmodelle aussehen könnten, die im Stande sind, mit Venturing-Modellen jenseits des Atlantiks ernsthaft mitzuhalten. Wie groß allein die Fragen und Herausforderungen im Bereich der, u.a. für Deutschland so wichtigen, industriellen Produktion sind, wurde vor kurzem im gemeinsamen Bericht „Readiness for the Future of Production“ des World Economic Forums und A.T. Kearney deutlich.

Dies ist jedoch nicht nur eine unschöne Nachricht für Deutschland, sondern für ganz Europa. Gelingt der wichtigsten Volkswirtschaft der Europäischen Union der Sprung nach vorne nicht, wird nicht nur Zentraleuropa, sondern die gesamte EU darunter leiden.

Genau deswegen ist das Motto des Gipfels in Davos 2018 mehr als treffend gewählt: Das Gemeinsame muss wieder in den Mittelpunkt rücken. Das gilt für die Mitgliedsländer der Europäischen Union genauso wie für alle anderen teilnehmenden Volkswirtschaften. Dafür braucht es Mut, Empathie und Neugierde. Das WEF 2018 könnte zum Startsignal für neues Selbstbewusstsein und eine Debatte werden, wie die globale Wirtschaft die Digitalisierung zum gemeinsamen Erfolg macht.

Norbert Minner

Vertrieb Deutschland Südost bei BVS Electronics GmbH

6 Jahre

Es würde wirklich nicht schaden, wieder ein gemeinsames Denken zu entwickeln. Nicht immer nur vergleichen und neiden, wenn einer etwas Besseres hat, oder etwas mehr vom Kuchen bekommt. Es ist immer ein Vertrauensvorschuss und ein Geben nötig, ohne gleich darüber nachzudenken, was man bekommt. Wir könnten alles ändern, wenn nur der Neid und die Missgunst wäre. Neid und Hass verbrennen nur wertvolle Energie.

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