Weitere Corona bedingte Verschärfungen?

Liebe Politiker! 

Liebe Politikerinnen! 

Liebe Politikende! (das ist, wie „Studierende“, ein genderneutraler Ausdruck)


Ich werde Ihnen ein Geheimnis verraten: Wir sind alle sterblich. Menschen sterben. Menschen sterben an Krebs, an der Grippe, an Unfällen, am Herzinfarkt, an Corona und an vielen anderen Ursachen. Jeden Tag und jede Nacht sterben Menschen. So bedauerlich der Einzelfall ist und ganz gleich wie groß die Trauer über den Verlust eines Menschen ist, so gewiss ist der Tod untrennbar mit dem Leben verbunden.


Wir haben gelernt den Tod in machen Fällen zu überlisten und ihn für eine gewisse Zeit hinzuhalten. Wir können ihn aber nicht besiegen. Und er findet immer neue Wege: Bisweilen bricht ein Unheil über uns herein und bringt uns die Unberechenbarkeit des Todes wieder in Erinnerung. Das kränkt uns in unserem Narzissmus und unserer Hybris. Deswegen ergreifen wir Gegenmaßnahmen. Manchmal wirken sie. Manchmal wirken sie nicht, beruhigen aber unser Gewissen, weil sie uns das gute Gefühl geben, überhaupt etwas zu tun. Und weil wir dann glauben die Kontrolle zu haben. 


Was aber hat man in dieser Pandemie nicht schon alles versucht, um möglichst viele Leben zu retten und was hat es gebracht und zu welchem Preis? Stehen die ziemlich drastischen Maßnahmen noch im Verhältnis zu den Erfolgen? Anscheinend nicht, denn es wird tatsächlich noch mehr vom Gleichen gefordert: Noch mehr („härtere“) Einschränkungen und Begrenzung der Kontakte, Verlängerung der erzwungenen Schließung von Geschäften und Orten des sozialen Austauschs, bis hin zu weiteren Einschränkungen der freien Bewegung und Grenzkontrollen (die man sich bei den Flüchtlingen nicht getraut hat, bei einem Virus, in einer Art Übersprunghandlung, aber schon). Die Definition von Wahnsinn aber ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten. 


Viele der Maßnahmen sind widersprüchlich, in ihrer Wirkung unklar oder nicht wirksam, rechtlich und gesellschaftlich problematisch. Ein Experiment mit ungewissem Ausgang, suggestiv reduziert auf technische Kennzahlen wie die Reproduktionsraten eines Virus. Wollen wir uns als Gesellschaft wirklich sosehr von einer einzigen Zahl bestimmen lassen? 


Viele Alltagsgespräche kreisen um die Widersprüche und Inkonsistenzen der verfügten Maßnahmen:  So sind Corona Viren in Baden-Württemberg ab 20 Uhr gefährlich, in Bayern aber erst ab 21 Uhr (dies die unterschiedlichen Anfangszeiten der jeweils geltenden Ausgangsbeschränkungen). Das unterminiert die Akzeptanz. Ohne Akzeptanz und vernünftiges Verhalten von allen wird es nicht gehen. Woher aber soll die Vernunft kommen, wenn einem vieles dermaßen rigide und undifferenziert vorgeschrieben wird?


Liebe Politikende, Sie werden nicht verhindern können, dass noch mehr Menschen an und mit Corona und an anderen Ursachen sterben werden. Inzidenzzahlen, Reproduktionsfaktoren oder was auch immer hin oder her. 


Die Maßnahmen, die mit dem Stichwort „Lockdown“ umschrieben werden, haben sich abgenutzt. Ihre Akzeptanz geht zurück, ihre Wirksamkeit ist zweifelhaft, die teils drastischen Folgen für den Einzelnen und die Gesellschaft stehen nicht mehr im Verhältnis zur Wirkung. 


Bei Entscheidungen unter Unsicherheit und mit hohem Risiko bieten die schärferen Maßnahmen und die stärkeren Eingriffe für den Souverän (Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet) einen Vorteil: Kommt es nicht so schlimm wie gedacht, kann man es den Maßnahmen zuschreiben und sich selbst dafür loben. Wird es schlimmer, kann man sagen, man habe schließlich alles versucht und wasche im Übrigen seine Hände in Unschuld. 


Seltsam ist aber, dass die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung (und damit sind nicht die digitalen Faxgeräte in den Gesundheitsämtern gemeint) nicht ausgeschöpft werden. Über eine Nachverfolgung von Infektionsketten mittels digitaler Mittel traut man sich aus datenschutzrechtlichen Erwägungen nicht einmal nachzudenken. Dabei wissen beispielsweise die Steuerbehörden nahezu alles über uns (Einkommen, Familienstand, Religion, Wohnort(e), Einkommensquellen sowie deren Höhe und Regelmäßigkeit). Aus Eigeninteresse hat der Staat hier für Akzeptanz gesorgt. Und bei einem Virus geht es nicht? Es ist schon erstaunlich, wie bereitwillig man bereit ist, sich zu Hause einsperren zu lassen, die sozialen Kontakte einschränken zu lassen, die Kinder aus der Schule und ihrem sozialen Kontext herausnehmen zu lassen. Und es ist erstaunlich, wie wenig Bereitschaft erkennbar wird, über andere Maßnahmen nachzudenken. Stattdessen stumpfsinniges „mehr vom gleichen“. 


Erstaunlich ist auch, mit welcher Selbstverständlichkeit und mit welchem Aufwand versucht wird, besonders gefährdete Personengruppen zu schützen und wie wenig Gewicht die Interessen unserer Kinder erhalten: Sie sind es, die doppelt belastet werden: Zum einen durch die Schulschließungen und die Beschränkungen der sozialen Kontakte bei Freundschaften, im Vereinsleben, in der Freizeit, in der Bildung der Persönlichkeit. Zum Dank dafür dürfen sie dann später auch noch die ganzen Schulden schultern. Es ist ja so bequem für die Politik, jetzt kostspielige Versprechungen zu machen, die jemand anders irgendwann später (wenn man selber schon tot ist) bezahlen muss. Als Maßnahme in der Not mag es ja im Einzelfall gerechtfertigt erscheinen. Aber nicht jede Not rechtfertigt alle nur erdenklichen Maßnahmen und schon gar nicht in gebetsmühlenartiger Endlosschleife. 


Liebe Politikende, findet Euch damit ab, dass nicht alles und jeder um jeden Preis gerettet werden kann. Es ist nun genug der überzogenen Maßnahmen, findet den Ausgang, sonst suchen wir ihn uns selber. 

Willi Stappert

Investor | Entrepreneur | Management Consultant

3 Jahre

Sehr richtig

Reiner Annemann

Was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand.

3 Jahre

Es wird Zeit für uns alle aufzustehen!

Jan von Graffen

Liebe Deine Ecken und Kanten, denn nur eine Null hat keine!

3 Jahre

Sehr gut!

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