Wenn du Menschen schätzt, hör auf, sie zu loben!
Lob, Anerkennung, Wertschätzung – same, same, but different? Warum sprachliche Feinheiten einen enormen Unterschied machen.
Ich liebe sprachliche Feinheiten. Manche halten die feine Unterscheidung oft nur für Wortklauberei. Hingegen sehe ich darin oft die Möglichkeit, für Verständigung zwischen Menschen zu sorgen.
Denn Hand aufs Herz: Wie oft hast du dich schon in einer Diskussion wiedergefunden und irgendwann gemerkt, dass ihr über zwei ganz unterschiedliche Dinge sprecht? Genau. Geht mir auch immer wieder so.
Gerade im Arbeitskontext sprechen Menschen oftmals davon, mehr Wertschätzung erhalten zu wollen, wissen aber gar nicht genau, was sie damit konkret meinen. Daher macht es Sinn, die unterschiedlichen Arten von positiven Rückmeldungen differenzierter zu betrachten.
Kennst du den Unterschied zwischen Lob – Anerkunng – Wertschätzung?
Wenn nein, verwendest du die Begriffe vielleicht, wie andere auch, synonym. Die nachfolgende Definition kann dir dabei helfen, zwischen den drei Begriffen besser zu unterscheiden.
Lob – die manipulative Weise, seinen Willen zu erhalten
Ein Ziel erreicht, eine Erwartung erfüllt, dafür erhalten wir Lob. Es ist wie die Karotte vor der Nase. Tu, was von dir erwartet wird, und du wirst gelobt. Dahinter steht eine stark selbstzentrierte Nutzwertorientierung, bei der die Frage im Vordergrund steht: Was nutzt der Mensch mir?
Wir loben also, wenn Menschen das tun, was wir von ihnen erwarten. Wie bei einem Hund: „Fein hast du das gemacht. Jetzt kriegst du ein Lekkerli.“
Lob entspricht der klassischen extrinisischen Motivation.
Wenn du das tust, was ich will, erhältst du etwas von mir.
Anerkennung – der unverstellte Blick auf die Leistung eines Menschen
Ich erkenne die Leistung eines Menschen an, ohne diese absolut zu bewerten. Es geht um die Anerkennung dessen, was einem Menschen möglich war. Es geht nicht darum, Mittelmässigkeit zu fördern, sondern vielmehr, die Leistung anzuerkennen, die ein Mensch im Rahmen seiner Möglichkeiten erbringen konnte. Anerkennung ist dabei oftmals eine Balance zwischen Nutz- und Eigenwert eines Menschen.
Ich möchte dich unterstützen und Positives verstärken.
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Wertschätzung – der Eigenwert des Menschen im Fokus
Ich schätze den Menschen für das, was er ist (Eigenwert) und nicht das, was er tut (Nutzwert). Ich sehe die Qualitäten des Menschen, das wahre Wesen. Es geht dabei nicht um eine Beurteilung von konkreten Handlungen.
Ich sehe dich und deine Einzartigkeit, und diese ist gut so. Du musst mir deinen Wert nicht erst beweisen.
Kannst du Wertschätzung überhaupt akzeptieren?
Die Crux dabei ist nicht selten: Selbst wenn Menschen echte Wertschätzung erhalten, sind sie es oftmals gar nicht gewöhnt und können es möglicherweise gar nicht annehmen. Gerade wenn du mit starken, inneren Selbstzweifeln haderst, ist es oftmals schwierig, echte Wertschätzung zu akzeptieren. Denn ist man es überhaupt wert?
Du möchtest positive Rückmeldungen geben?
Der Unterschied zwischen den drei Begriffen machst also du – nämlich mit deiner Absicht. Bevor du also eine Rückmeldung gibst, frage dich:
❓Mit welcher Motivation gebe ich die Rückmeldung?
❓Worum geht es mir wirklich?
❓Was möchte ich erzielen?
Egal ob du eine positive Rückmeldung geben oder erhalten möchtest, beides gelingt dir am besten aus dem inneren Zustand der Selbst-Verantwortung. Je mehr du dich im Zustand der inneren Selbst-Verantwortung befindest, desto einfacher wird es dir fallen, einem Menschen Anerkennung und Wertschätzung zu geben und diese erhalten.
Kannst du mit der Unterscheidung etwas anfangen? Oder siehst du die Dinge ganz anders?
Herzliche Grüsse
Ralf
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Führung | Agilität | Zufriedenheit | Sanity
6 MonateWunderbar, das spricht mir sehr aus dem Herzen. Ich bin da selber inzwischen so sensibel, dass ich bei Lob mir gegenüber immer einen manipulativen Hintergrund vermute. Ja, das ist vermutlich etwas zu weit getrieben und gleichzeitig...ist es das?
Building future-fit organizations through democratic transformation
6 MonateVielen Dank für deinen Beitrag, Ralf! Die Unterscheidung hat nicht nur einen einen enormen Effekt darauf, wie wir Feedback geben und empfangen, sondern auch, wie wir uns selbst und andere wahrnehmen. Gerade in Veränderungsprozessen führe ich die Diskussion sehr bewusst zu den Unterschieden, da ich z.B. häufig die Situation erlebe, dass Führungskräfte in Hoffnung der Verantwortungsübernahme von Mitarbeitenden das patriarchale Lob wählen, sich aber beschweren, dass Mitarbeitende nicht eigenständig agieren und sich immer rückversichern wollen. Während Mitarbeitende sich oftmals über fehlendes Lob der Führungskräfte beschweren. Die extrinsische Motivation sitzt tief.
Systemisch-agile Organisationsentwicklung | Teamcoaching | Beratung
6 MonateLob, Anerkennung oder Wertschätzung können vollkommen unterschiedliche Reaktionen auslösen, auch wenn sie sich in der Sprache nur wie unerhebliche Feinheiten anfühlen mögen. Hilfreich finde ich es, die eigene Reaktion auf Aussagen in diese Richtung zu erfühlen und reflektieren. Ich spüre zum Beispiel bei Lob häufig einen Widerstand, weil dadurch die „Augenhöhe“ verloren geht, insbesondere, wenn es sehr pauschal ist. Anerkennung löst Freude darüber aus, dass mir etwas gelungen ist, ohne dass ich das Gefühl habe, da erhebt sich jemand über mich und beurteilt oder manipuliert meine Leistung. Wertschätzung erzeugt ein warmes Gefühl, das viel stärker über die soziale Ebene wirkt, ich fühle mich gemeint, als Mensch, nicht (nur) mit meinen Leistungen. Danke, für die Sortierung und Einordnung, Ralf!
Abteilungsleiter Brandschutzgeräte / Mitglied des Kaders
7 MonateDurch die Wertschätzung, Lob und Eigenverantwortung, wie aber auch Verbesserungsvorschläge, kann ein Mitarbeiter sich entwickeln, fokussieren, verbessern und Freude an der Arbeit haben. Ich mache es immer so, so wie ich behandelt werden will, behandle ich meine 24 Mitarbeiter. Sind wir ehrlich, Zuckerbrot und Peitsche (Oldscool) hat in der Form immer noch seine Berechtigung (Einfach der Respekt muss gewahrt werden und es muss sachlich sein) Ralf du kennst mich seit x-Jahren und weisst, wie ich Menschen motiviere und coache und voranbringe......