Wenn viele Führungskräfte auch Menschen sind …

Wenn viele Führungskräfte auch Menschen sind …

… und Menschen bisweilen Liebeskummer haben … dann würde dies in der Konsequenz bedeuten, dass auch Führungskräfte mal Liebeskummer haben.

Eigentlich ein hervorragender Aufhänger, um professionell distanziert über das Thema Authentizität zu schreiben. Über all das Menschliche, das geschieht : Geburten. Todesfälle. Hochzeiten. Scheidungen. Krankheit. Pflegefall in der Familie. Stress in der Beziehung. Verliebtsein. Also auch Liebeskummer. Und dass dies natürlich nicht nur Führungskräfte betrifft, sondern gleichermaßen alle Menschen. Um dann elegant auf unsere Aufgabe als Führungskraft zu schwenken („einen Rahmen schaffen“) und auf die Anforderungen an Organisationskultur („Raum für Menschlichkeit“).

Leider bin ich gerade nicht professionell distanziert. Ich habe Liebeskummer bzw. ums auf gut fränkisch zu sagen „mich hat’s echt derbe erwischt“. Also der LKW. Von hinten.

Aber mal ganz ehrlich … würde ich dies denn teilen, auch wenn der Rahmen durch Führungskraft und Organisationskultur gegeben wären?

Mit all den Dingen, die wir von uns teilen – oder eben nicht – beeinflussen wir das Fremdbild, das andere sich von uns machen. Egal, ob wir dies bewusst tun oder nicht.

Einen Schicksalsschlag teilen? Dies erklärt einen Leistungs- und Stimmungseinbruch – und schafft gleichzeitig Ansatzpunkte für Mitgefühl und ein Indiz für Stärke und Durchhaltevermögen.

Aber Liebeskummer? Ist das nicht ein Gefühl der Verlierer? Aufs falsche Pferd gesetzt und sich verrannt zu haben? Klingt nicht nach einer Erfolgsgeschichte.

Womit wir bei der Scham sind. Die Angst uns zu zeigen, aus der Sorge, wie Andere über uns denken. Die Angst als „nicht erfolgreich“ zu gelten. Sind nicht bei LinkedIn gewissermaßen alle immer erfolgreich – ja dann wohl doch bitte auch im Privatleben?

Der Liebeskummer beschäftigt mich und spannt mich an – meine Lunte ist aktuell kürzer. Es fällt mir schwerer ruhig zu bleiben in Situationen, in denen ruhig bleiben gut ist … kurzum … mein Liebeskummer ist nun leider doch keine vollständige Privatangelegenheit mehr … sondern business-relevant.

Daher habe ich diesen mit meinem Team geteilt – damit sie wissen, woher meine aktuelle Angespanntheit rührt. Und selbst mit vertrauten Kunden konnte ich das Thema kurz erörtern.

In allen Gesprächen erfuhr ich Wertschätzung und Verständnis – und die Beziehungsebene wurde durch die Selbstoffenbarung gestärkt.

Gleich wohl gibt’s für Liebeskummer – und auch alle anderen Dinge, die das Leben so mit sich bringt – doch einige best practice, die ich u.a. mit der wunderbaren Luise Rück diskutierte.

  • Benenne, was ist, damit dein Gegenüber dich / dein Verhalten besser einordnen kann …
  • Gib – wenn du es möchtest und den Eindruck hast, dass dein Gegenüber dies auch möchte – vielleicht noch zwei oder drei Stichworte dazu …
  • … atme tief … und lenke dann über auf euer Businessthema.

Denn wenn dein Business-Gegenüber nicht zufällig auch dein enger Freund oder beste Freundin ist … bring die Person nicht in Not, indem du „die ganze Geschichte“ und vor allem „immer wieder“ erzählst. Denn auch hier kommt’s auf die passende Dosierung an.

Vielleicht ist auch genau dies einer der Gründe, dass oftmals Führungskräfte die Sorge haben, dass bei „zu viel psychologischer Sicherheit“ und „zu viel Raum“ Situationen entstehen, die sie nicht mehr gut handhaben können (wo man doch eigentlich hier „auf der Arbeit ist“).

Ein wesentlicher Indikator ist aus unserer Erfahrung immer die Business-Relevanz. Wenn „das Leben“ auf welche Art und Weise auch immer „die Arbeit“ beeinflusst, dann braucht es hierfür einen entsprechenden Raum, um dies gut zu gestalten.

Natürlich ist dieser Raum schwerer zu halten, als wenn der Mitarbeiter 3 Minuten lang Fotos vom Neugeborenen, dem Hundewelpen oder einfach nur vom Anglerglück zeigt.

Doch in all diesen Fällen geschieht eines : Mensch merkt, dass es für sie oder ihn als Mensch einen Raum gibt … obwohl man „auf Arbeit“ ist. Dies stärkt die Bindung im Team und zum Unternehmen.

Zurück zu mir. Ich empfinde den Liebeskummer als ein starkes Gefühl, dass ich gerade nicht einfach „abschütteln“ kann. Er begleitet mich durch den Tag, beeinflusst Entscheidungen und dämpft meine Motivation und Freude. Gleichzeitig löst er eine intensive Selbstreflexion aus … und dieser Artikel ist ein kleiner Teil meiner Verarbeitungs- UND Ablenkungsstrategie.

Während ich dies schreibe, spüre ich meine Sorge vor dem Verlust von Professionalitätsunterstellung und Respekt, die Sorge, eine Grenze zu überschreiten und damit Mitleid oder Unbehagen auszulösen – und die Angst vor persönlicher Verletzlichkeit in Kontexten, die Stärke und Unverwundbarkeit hochhalten.

Und tue es dennoch. Weil auch Liebeskummer business-relevant sein kann.

Ohne grosse Worte… schicke ich dir einfach nur eine warme Umarmung 🤗 

Von Mensch zu Mensch: fühl dich ganz doll gedrückt lieber Stefan! 🫂 Danke fürs Teilen und das Vermitteln des Gefühls, mit solchen "Ausfällen" nicht allein zu sein 🙏

Eva Daberger

Director People, Culture & Organization (in sharing) bei baramundi software

10 Monate

…da ist die Führungskraft eben auch ein Mensch mit Gefühlen und einem Rucksack. Zu teilen, dass da gerade etwas ist, dass dich als Mensch beschäftigt, schafft Raum anzudocken. Danke für die Offenheit Stefan Lapenat i feel you

Luise Rück

Personalentwicklung / People & Development Manager bei attocube systems AG

10 Monate

Bringt’s toll auf den Punkt Stefan Lapenat ! ❤️ + 🧠

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