Wie fühlt sich Burnout an?
In unseren zahlreichen Gesprächen stellen wir immer wieder fest, dass das Empfinden eines Burnouts einzigartig und doch erschreckend universell ist. Die Erfahrungen reichen von überwältigender Erschöpfung bis hin zu einem tiefen Gefühl der Entfremdung von der Arbeit, die einst Leidenschaft entfachte. Burnout lässt die Betroffenen in einem Zustand zurück, in dem sie sich als Schatten ihrer selbst fühlen, entleert von Energie und Motivation. Doch was steckt wirklich hinter diesem Zustand, den so viele nur allzu gut kennen, aber nur wenige wirklich verstehen?
Lassen wir uns zunächst kurz damit befassen, wie Burnout entsteht, bevor wir am Ende dieses Artikels darlegen, was Menschen, die unter Burnout leiden, immer wieder berichten.
Wie entsteht eigentlich ein Burnout?
Burnout ist mehr als nur ein vorübergehender Moment der Erschöpfung. Es ist das Resultat eines langfristigen Missverhältnisses zwischen den Anforderungen der Arbeit und den Ressourcen des Einzelnen. Es gibt verschiedene Schlüsselbereiche die entscheidend sind für die Harmonie zwischen dem Berufsleben und den individuellen Bedürfnissen - massgeblich sind dies: Arbeitsbelastung, Kontrolle, Belohnung, Gemeinschaft, Fairness und Werte. Diese Faktoren formen zusammen das Fundament, auf dem unsere Arbeitszufriedenheit und letztlich unser Wohlbefinden ruht.
Die Forschung unterstreicht, dass Burnout oft entsteht, wenn eine Diskrepanz in einem oder mehreren dieser Bereiche vorliegt. Ein Zuviel an Arbeit, mangelnde Kontrolle über die eigene Tätigkeit, unzureichende Anerkennung, ein zerfallendes Gemeinschaftsgefühl, Ungerechtigkeit und ein Konflikt zwischen persönlichen und organisatorischen Werten können gemeinsam eine toxische Mischung bilden, die zum Ausbrennen führt.
Unsere Arbeitsumgebung ist nicht nur ein physischer Ort, sondern vor allem ein psychosozialer Raum, in dem wir einen grossen Teil unseres Lebens verbringen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass dieser Raum unsere Bedürfnisse nach Zugehörigkeit, Anerkennung und Selbstverwirklichung erfüllt. Die Konsequenzen, wenn dies nicht der Fall ist, sind weitreichend, nicht nur für die einzelne Person, sondern auch für das kollektive Wohlbefinden und die Produktivität am Arbeitsplatz - und letztlich für den Erfolg der gesamten Organisation.
Was müssen wir zuerst an Burnout verstehen?
Indem wir verstehen, dass Burnout weniger ein individuelles Versagen als vielmehr ein Indikator für systemische Probleme innerhalb unserer Arbeitsstrukturen ist, können wir beginnen, Wege zu finden, um präventiv zu handeln und unterstützende Umgebungen zu schaffen. Ein solches Verständnis fordert uns alle heraus – Arbeitgeber, Führungskräfte und Mitarbeiter gleichermassen –, gemeinsam für eine gesündere Arbeitswelt einzutreten, in der Burnout nicht länger als unvermeidliches Schicksal hingenommen wird, sondern als vermeidbares Risiko, das es zu adressieren gilt.
Wie fühlt sich Burnout nun an?
Wenn du Menschen fragst, wie es sich anfühlt, ausgebrannt zu sein, dann wirst du wahrscheinlich folgendes hören:
„Ich bin frustriert“
„Es ist unmöglich, hier gute Arbeit zu leisten“
„Es werden mir immer wieder neue Steine in den Weg gelegt“
„Die Situation verschlimmert sich nur noch.“
„Ich bin wütend und weiss nicht, wem ich mich anvertrauen kann.“
„Ich habe meine Begeisterung für die Arbeit verloren, die mir einst wirklich gefallen hat.“
„Ich habe Angst und es fühlt sich an, als würde nur darauf gewartet, dass ich einen Fehler mache.“
„Ich werde jeden Tag unglücklicher bei der Arbeit – und frage mich, ob ich dabei bleiben soll.“
„Ich spüre, dass sich die Situation hier nur noch verschlimmert aber habe das Selbstvertrauen verloren um an einem anderen Ort von vorne zu beginnen.“
„Ich frage mich, ob ich die letzten Jahre meines Lebens verschwendet habe.“
„Ich fühle mich überwältigt, überlastet, überarbeitet – und gefangen.“
„Es gibt keinen Ausweg.“
Jede Person drückt Burnout auf seine eigene Weise aus, aber die grundlegenden Themen sind immer dieselben:
Eine Erosion der Begeisterung und des Engagements für die Arbeit.
Was als wichtige, sinnvolle und spannende Tätigkeit begann, entwickelt sich zu einem unangenehmen, unbefriedigenden und bedeutungslosen Job.
Eine Erosion der positiven Gefühle.
Begeisterung, Hingabe, Sicherheit und Freude verblassen und werden durch Ärger, Angst und Traurigkeit ersetzt.
Ein immer grösser werdendes Ungleichgewicht zwischen der Person und der Arbeit.
Betroffene betrachten dieses Ungleichgewicht als persönliche Krise, doch in Wirklichkeit liegt ein Grossteil der Probleme in der Arbeitsumgebung.
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Wie der Begriff Erosion bereits andeutet, ist Burnout ein allmählicher Verlustprozess.
Erosion bezeichnet den Prozess der allmählichen Abnutzung oder Zersetzung durch stetige Einwirkung von äusseren Kräften. Im geologischen Kontext bezieht sich der Begriff auf die Abtragung von Gestein und Boden durch Wasser, Wind oder Eis.
Bei Burnout bezieht sich dieser Verlustprozess auf die immer grösser werdende Diskrepanz zwischen den Bedürfnissen einer Person und den Anforderungen des Jobs.
Die Anforderungen, die bei der Arbeit an eine Person gestellt werden und die Art und Weise wie sie gestellt werden, prägen die Stresswahrnehmung und die Leistungsfähigkeit der einzelnen Person, während das individuelle Befinden und die persönliche Leistungsfähigkeit der Person die Arbeit und sämtliche Menschen in der Arbeitsumgebung beeinflusst.
Deshalb weist der Prozess der Erosion bei Burnout eine Art Henne-Ei-Problem auf: Beginnt Burnout primär auf individueller Ebene, bei der Persönlichkeit der betroffenen Person, oder wird es durch berufliche Umstände ausgelöst?
Die vorherrschende Meinung neigt dazu, die Schuld beim Einzelnen zu suchen.
Einen Schuldigen zu suchen, bringt niemandem irgendetwas und löst auch in keinster Weise das Problem. Aber, genau das ist es, was wir tun, wenn wir das Problem mit Yoga, Achtsamkeitskursen und Meditations Apps zu lösen versuchen. Wir verlagern die Schuld zum betroffenen Menschen und geben ihm das Gefühl, nur er mache etwas falsch, sei schwach, passt nicht ins System und muss stärker werden und an sich selbst Arbeiten, um besser mitzuhalten.
Und während nichts Falsches dabei ist, die persönliche Widerstandskraft zu fördern, die eigene Stresstoleranz zu steigern und die individuelle Gesundheit zu verbessern, greift es zu kurz, das Problem ausschliesslich beim Einzelnen zu suchen.
Diese Denkweise trägt nicht dazu bei, das Burnout Problem zu bewältigen. Der Arbeitskontext spielt eine ebenso grosse Rolle in der Abwärtsspirale wie das Individuum selbst und muss daher in die Lösung des Problems einbezogen werden.
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Hast du Ergänzungen dazu, wie sich Burnout anfühlt?
Dann lass uns gerne in den Kommentaren darüber sprechen. 😊 ✍🏼 👇🏼
Quellen:
CIO Thermengruppe Josef Wund
7 MonateSehr wichtiges Thema, über das mehr geredet werden sollte. Sowohl im Privaten als auch im Arbeitsumfeld muss noch mehr auf die mentale Gesundheit eingegangen werden.
Expertin für mentale Frauengesundheit I Podcast 🎤„Psychologie @work“ l Autorin |Speakerin
7 MonateEin sehr wichtiges Thema machst Du da auf, Remo! Denn es ist sicher für viele Betroffene relevant, „wie es sich anfühlt“, und auch die Tatsache wie individuell es sein kann. In den zahlreichen Gesprächen, die ich bisher geführt habe, sagten Betroffene fast immer: „Mir war gar nicht klar, dass ich da bereits im Burnout steckte“.
Leitender Facharzt | 1. Schweizer als europäischer Nachwuchspreisträger in Psychiatrie | Keynote Speaker 🎤 | Gemeinderat | Sachpolitik für mehr Lebensqualität 💡
7 MonateAusführlich und zutreffend!👍
HR-Content & Copy | HR-Generalistin, Copywriterin, & Bewerbungs-Helferin | Für KMU's, Personal Brands und Dich | Kreativ denkend & wirkungsvoll schreibend 📝
7 MonateKurz und knapp: Man mag nicht mehr aufstehen. Für nichts und niemanden...