Wie man im Job Vertrauen aufbaut
Vertrauen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeiter*innen - klar, megawichtig. Wenn man Mitarbeitende aber auch Führungskräfte fragt, ist das ein Wert, der meist ganz oben steht. Das ist auch das Thema in der aktuellen Folge von Jobstories - Der Coaching-Podcast mit Gianna Possehl.
Doch wenn man nachhakt, was damit eigentlich genau gemeint ist, dann ist das Ganze auf einmal nicht mehr so klar. Was passiert, damit man jemandem vertraut? Und was passiert, wenn das Vertrauen verloren geht? Und wie baut man Vertrauen überhaupt auf?
Ein Einmachglas voller Vertrauen
Die Sozialforscherin Brené Brown von der Universität Houston in Texas, USA, hat sich in ihrer Forschung viele Gedanken zu “Vertrauen” gemacht. Ihr wichtigstes Fazit:
Vertrauen entsteht in den kleinsten Momenten und ist immer mit einem kleinen Risiko verbunden.
Denn Vertrauen baut sich zwischen zwei Menschen nur dann auf, wenn sie sich gegenseitig, Schritt für Schritt, einen Vertrauensvorschuss geben. Das erklärt die Forscherin mit einer Anekdote, die ihre Tochter ihr von der Schule mitgebracht hat.
Deren Lehrerin hat ein Einmachglas auf dem Pult stehen. Immer, wenn die Klasse sich vertrauensvoll verhalten hat, legt sie eine Murmel in das Glas. Also wenn die Kinder respektvoll miteinander sind oder man sich auf sie verlassen kann. Wenn sich die Klasse daneben benimmt, zum Beispiel eine Mitschülerin gemein behandelt, dann werden die Murmeln wieder herausgenommen.
Genau so funktioniert das mit dem Vertrauen, sagt Brené Brown. Es braucht viele kleine Momente, um das Einmachglas des Vertrauens mit den Murmeln zu füllen. Eine einzige Handlung aber kann alles wieder zunichte machen, und man muss mit dem Vertrauensaufbau wieder von vorne anfangen.
Hier erklärt Brené Brown das Prinzip genauer.
Vier Kategorien des Vertrauens
Doch das ist nur ein Aspekt von Vertrauen. Im Video erwähnt Brené Brown vier Kategorien des Vertrauens, die der ehemalige Manager und Coach Charles Feltman in seinem Buch “The thin book of trust” aufgestellt hat: Aufrichtigkeit (sincerity), Verlässlichkeit (reliability), Befähigung (competence) und Sorgfalt (care).
Aufrichtigkeit: Das bedeutet, dass man ehrlich ist, dass man sagt, was man meint und meint, was man sagt. Die eigene Meinung ist gut belegt und die eigenen Handlungen decken sich mit dem, was man sagt.
Verlässlichkeit: Hier geht es darum, dass man sich an seine Verpflichtungen und Versprechen hält.
Befähigung: Damit ist gemeint, dass man das, was man verspricht, auch umsetzen kann, dass man die Fähigkeiten dazu besitzt. Im Job bedeutet das, man hat die (Zeit-) Ressourcen, das Handwerkszeug oder das Wissen besitzt, um eine Aufgabe umzusetzen.
Sorgfalt: Für Charles Feltman ist das die wichtigste Kategorie des Vertrauens. Sie besagt, dass man nicht nur die eigenen Interessen im Sinn hat, sondern auch die des Gegenübers. Wenn die anderen davon ausgehen, dass man nur an sich denkt und die anderen einem egal sind, kann das das Vertrauen schnell aushöhlen - auch wenn man ansonsten verlässlich, befähigt oder aufrichtig ist.
Für die Zusammenarbeit im Job kann es also hilfreich sein, sich Gedanken darüber zu machen, warum man einem Kollegen oder einer Chefin nicht vertraut? Ist sie nicht verlässlich? Reißt er immer Deadlines? Oder kann ich mich nicht darauf verlassen, dass sie ehrlich mit mir ist? Erzählt er mir das eine und meinen Kollegen das andere? Wie wichtig ist es ihr, dass auch meine Bedürfnisse wertgeschätzt werden?
Wenn man hier mehr weiß, dann kann man auch spezifisch Vertrauen einfordern und benennen.
Selbstcheck in den vier Kategorien
Genau dasselbe gilt natürlich auch für einen selbst. Man kann davon ausgehen, dass andere einen ebenfalls in diesen oben genannten Kategorien beurteilen und einem vertrauen oder nicht. Dann kann man gegensteuern und die “schwache” Kategorie stärken oder klären und langanhaltendes Vertrauen am Arbeitsplatz schaffen.
Mehr zu diesen Kategorien und wie man mit ihnen umgehen kann, könnt ihr in Charles Feldmans Buch: “The thin book of trust” nachlesen und es ist tatsächlich genauso dünn, wie der Titel es verspricht und einfach zu lesen.
In der aktuellen Folge von Jobstories - Der Coaching-Podcast hat Ling auch mit dem Vertrauen zu kämpfen. Ihre Freundin und Kollegin wurde aus der Firma entlassen. Wie kann die Einkäuferin Ling wieder Vertrauen fassen und wie wichtig ist ihr Vertrauen in ihrem Beruf? Das bespricht sie mit Gianna Possehl in dieser Jobcoaching-Session.
Ohne “das” läuft es in DK gar nicht