Wie trifft die Corona-Krise Führungskräfte in Kommunikation und Marketing?
Wie wirkt sich die Corona-Krise auf das Recruiting von Unternehmen und auf die Wechselwilligkeit von Arbeitnehmer*innen aus? Die PRCC Personalberatung liefert ein Stimmungsbild.
Die Corona-Pandemie hat das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in Deutschland nahezu zum Erliegen gebracht. Die PRCC Personalberatung wollte herausfinden, wie sich das auf den Arbeitsmarkt in Kommunikation und Marketing auswirkt. Dafür hat sie 40 Top-Führungskräfte in deutschen Unternehmen befragt, mit zum Teil überraschenden Ergebnissen (eine Bewertung der Ergebnisse durch PRCC-Geschäftsführer Philip Müller lesen sie hier).
Drei von vier Befragten würden aktuell ihren Job wechseln
Trotz der Krise: 75 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen geben an, dass sie aktuell einen anderen Job annehmen würden – eine passende Option vorausgesetzt. Nur für jeden Siebten hat sich die Wechselbereitschaft durch die Krise verringert; Hauptgrund ist die wirtschaftliche Unsicherheit und die damit verbundene Sorge, in der Probezeit gekündigt zu werden.
Bei einzelnen Teilnehmer*innen wurde der Wechselwunsch durch die Krise erst geweckt. So schreibt eine(r) der Befragten: „Krisen bringen das Beste oder das Schlechteste in Menschen und Unternehmen hervor (Letzteres in meinem Fall)“.
Personalbedarf kaum verändert – aber häufig Einstellungsstopps
Rund jede(r) siebte Befragte gibt an, jetzt weniger Manpower zu benötigen als vor Ausbruch der Krise. Demgegenüber stehen ebenso viele (15 Prozent) Befragte, die krisenbedingt nun mehr Mitarbeiter*innen brauchen. Auf die Frage, welche kommunikativen Fähigkeiten nun besonders wichtig seien, wurden am häufigsten „Krisenkommunikation“ und „Interne Kommunikation“ genannt. Insgesamt sehen aber nur einzelne Befragte jetzt den Bedarf, Personal mit anderen Kompetenzen als bisher zu rekrutieren.
„Ich werde meinen Bereich innerhalb der nächsten sechs Monate personell verstärken können“ – davon gehen nach jetzigem Stand ein Drittel der Befragten aus. Mehr als die Hälfte (22 von 40 Befragten) sehen diese Möglichkeit nicht – bei Ihnen herrscht Einstellungsstopp. Rund 12 Prozent gehen aktuell davon aus, sich von Mitarbeiter*innen trennen zu müssen.
Wenig Sorgen um sich selbst, mehr um die Mitarbeiter*innen
Jeder Dritte sorgt sich „etwas“ um seinen eigenen Job, nur einer von 40 Befragten „sehr“. Die übrigen zwei Drittel machen sich keine beruflichen Sorgen um sich selbst.
Größer sind die Bauchschmerzen, wenn es um die Mitarbeiter*innen ihres Bereich geht: Hier sorgt sich die Hälfte „etwas“, einige wenige Befragte „sehr“. Den Fortbestand des Unternehmens, bei dem sie beschäftigt sind, sehen die wenigsten Befragten in Gefahr: 70 Prozent sorgen sich gar nicht, die Übrigen „etwas“, nur eine Person „stark“.
Outplacement und Interim-Management als Optionen
Recruiten wollen die Befragten vor allem über Stellenanzeigen (50 Prozent), über das eigene Netzwerk (45 Prozent) und über Social Media (40 Prozent). Jede(r) Dritte will auf Headhunter setzen, jede(r) Fünfte auf Unterstützung durch Agenturen statt auf Einstellungen.
30 Prozent sehen ein Outplacement als gute Möglichkeit an, um sich wertschätzend von Mitarbeiter*innen zu trennen. 60 Prozent haben sich bisher nicht mit dieser Option befasst. Interim-Management ist für vier von zehn Befragten denkbar – für Großunternehmen eher als für Mittelständler. 40 Prozent der Befragten haben diese zeitlich begrenzte Form der Unterstützung bisher nicht in Betracht gezogen.
Lesen Sie hier eine Bewertung der Ergebnisse durch PRCC-Geschäftsführer Philip Müller.
Zum Teilnehmerfeld:
- Befragt wurden 40 Top-Führungskräfte aus Kommunikation und Marketing.
- Davon arbeitet fast die Hälfte in Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeiter*innen, ein Drittel bei Arbeitgebern mit 100 bis 10.000 Beschäftigten, die übrigen Teilnehmer*innen sind bei kleineren Organisationen beschäftigt. Arbeitnehmer*innen in Agenturen wurden nicht befragt.
- Rund ein Drittel der Teilnehmer*innen kommuniziert für Unternehmen aus dem Finanz- und Versicherungsbereich. Die übrigen Befragten verteilen sich maßgeblich auf die Branchen Pharma/Chemie, Elektronik/IT, Handel/Logistik sowie Maschinenbau.
- Im Mittel tragen die Befragten Personalverantwortung für rund 17 Mitarbeiter*innen, die Spanne reicht von einem bis deutlich über 100.
Head of Media Relations & Reputation Management Austria Germany Switzerland
4 JahreKlar ist aktuell doch nur eins: dass nichts klar ist. Ich verstehe das Interesse an Stimmungsbildern - aber mehr sind diese Aussagen nun eben auch nicht. Die Welt ist auf den Kopf gestellt - und keiner weiß, wie lange. Familien bangen um Angehörige. Einzelne Branchen durchleben ihren Shutdown. Führung per Videokonferenz oder Telefonie ist möglich, aber auch sehr kräftezehrend. Nun gilt es zunächst einmal, ein Stück Normalität in Krisenzeiten aufzubauen, Routinen zu entwickeln und sich nicht von der Dynamik dahintreiben zu lassen und dabei zu vergessen, dass (Denk-)Pausen auch in unplanbaren Zeiten essentiell sind. Das permanente News-Feuerwerk berauscht kurzzeitig, zieht aber auch sehr schnell am Akku eines jeden Einzelnen. Aber auch ich schließe mich der aufgeführten Erkenntnis an: Krisenzeiten bergen auch große Chancen für uns Kommunikatoren, die wir intern wie extern nutzen sollten.
Lead Editor bei Key Content - Agency
4 JahreIch bin immer wieder erstaunt darüber, wie viel effizienter es für mich ist von zuhause zu arbeiten als im Büro: Kaum Ablenkung - super fokussiert!
🧭Personal & Business Coach, 🖊️💡Visual Facilitator, 💪Managementberater ,🎙 Speaker,🎧 Podcaster, 📖Autor & 🎨Illustrator
4 JahreDennis Weber
Interim Manager and Communications Advisor with Dt. Bahn, Schwarz Gruppe, Nestlé, Metro Group ...
4 JahreNoch herrscht ja in vielen Unternehmen gespanntes Abwarten. Manche Kommunikatoren haben besonders viel zu tun, andere nutzen die Zeit zum Aufarbeiten von Liegengebliebenem. Wenn aber die Krise an Fahrt gewinnt und der Shutdown länger dauert, bis Mai oder länger, und wenn sich dann die Marktkoodinaten erheblich verschieben, wird das "Stimmungsbild" gewiss anders aussehen. Im Moment ist die Zeit schwierig für Stimmungsbilder
Co-Founder, newskontor - Agentur für Kommunikation
4 JahreDas passt ins Bild. Die Situation ist angespannt, aber noch nicht panisch. Entscheidend wird trotzdem sein, ob es gelingt, das Ruder so umzulegen, dass es weder gesundheitlich zum Supergau kommt noch wirtschaftlich zum Totalschaden. Unsere Branche ist da aus meiner Sicht noch deutlich komfortabler aufgestellt, als manch andere - beispielsweise Eventveranstalter, Gastro oder die viel gezeigten Messebauer. Trotzdem: Momentan fahren alle (wir eingeschlossen) auf Sicht, halten Ausgaben klein und arbeiten das ab, was da ist. Mehr kann man aus meiner Sicht aktuell kaum tun. Und objektiv zu bewerten ist die Situation ohnehin derzeit nicht. Ich drücke uns allen die Daumen, dass sich die Lage möglichst bald entspannt.