Wie verändert KI die Arbeitswelt der Zukunft?
So verändert KI die Arbeitswelt der Zukunft

Wie verändert KI die Arbeitswelt der Zukunft?

„Künstliche Intelligenz ist eines der wichtigsten Dinge, an denen Menschen arbeiten. Ihre Bedeutung ist grundlegender als Elektrizität oder das Feuer“, sagte vor zwei Jahren Google-Chef Sundar Pichai auf einer Veranstaltung in San Francisco.

Das sind große Worte, die nach dem Aufbruch in ein neues Zeitalter klingen. Allerdings muss man beachten: Pichai betreibt hier Marketing. Die umwälzenden Entwicklungen, die er beschwört, sind noch keine realistische Möglichkeit. Das liegt zum einen Teil daran, dass auch modernste Technik nicht so weit ist, wie es uns manche Science-Fiction-Filme (und eben Marketing) über KI glauben machen wollen. Außerdem gibt es in unserer Gesellschaft einiges Misstrauen gegenüber Künstlicher Intelligenz. So fürchtet man als eine der potentiell negativen Auswirkungen von KI in der Arbeitswelt den Verlust von Arbeitsplätzen. 

 „Es ist höchste Zeit, Werbung und Wirklichkeit zu trennen“, schreibt Volker Wittpahl in seinem Sammelband über Künstliche Intelligenz. Das finden wir auch, und daher haben wir mal einen genauen Blick auf die Frage geworfen: Wie (sehr) verändert KI unsere Arbeitswelt wirklich?

KI in der Arbeitswelt: Chance oder Bedrohung?

In den letzten zwei Jahrzehnten haben KI die Forschungslabore, in denen sie seit Beginn der 50er Jahre untersucht wurden, verlassen, und Eingang in die Arbeitswelt gefunden. Dabei verarbeiten Computer große Mengen an Daten, um Muster zu erkennen und Vorhersagen treffen zu können. Das tun sie beispielsweise bei medizinischen Diagnosen oder Prozessinformationen in großen Unternehmen.

Die meiste KI ist bei ihren alltäglichen Aufgaben relativ eingeschränkt. Jene Aufgaben benötigen keine „menschenähnliche“ Intelligenz oder ein eigenes, kreatives Bewusstsein. Die Maschinen helfen vielmehr mit oder kontrollieren die menschengemachten Vorgänge. Laut Wittpahl sei die Gefahr nicht, dass wir in den nächsten Jahren von KI überflügelt würden, sondern vielmehr, dass wir unrealistische Erwartungen an sie haben.

In der Forschung unterscheidet man zwischen starker und schwacher KI. Erstere besitzt eine mit der menschlichen Intelligenz vergleichbare Fähigkeit der Abstraktion, Kreativität und Selbstreflexion: Sie hat ein Bewusstsein. Letztere simuliert menschliche Intelligenz nur und ist in der Lage, spezifische Teilaufgaben menschlicher Arbeitsprozesse zu lösen. Am aktuellen Stand der Forschung gemessen gibt es heutzutage nur schwache KI. Die Entwicklung starker KI liegt, wie es scheint, in ferner Zukunft.

KI & Gesellschaft

KI und Gesellschaft sind keine zwei getrennten Sphären, sondern müssen gemeinsam gedacht werden. Daher ist es auch so wichtig, ihre Wechselwirkungen kennenzulernen. Es entstehen beispielsweise neue soziale Muster. So wissen wir alle, dass unser Kauf-, Kommunikations- und bisweilen sogar unser Wahlverhalten von (menschengesteuerten) KI in sozialen Medien beeinflusst werden können. 

Wir sehen, dass KI auch Gesellschaft verändern kann: Das macht sie zu einer gesellschaftlichen Herausforderung, aber auch zu einer Chance. So könnte man die Algorithmen in sozialen Medien dazu nutzen, die Demokratie zu stärken, aber auch, sie zu untergraben. Das ist aber nicht die Entscheidung einer KI, sondern die der Menschen, die sie programmieren und einsetzen. KI entscheiden und denken (noch lange) nicht selbst. 

Daher ist KI auch gleichzeitig eine Art Spiegel der Gesellschaft: Wie nutzen die Menschen diese Form von Intelligenz, auf die sie außerhalb ihrer Hirne zugreifen können? Wofür setzen sie sie ein und was sagt das über uns aus?

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KI & Arbeitswelt 

Was Künstliche Intelligenz auf dem Arbeitsmarkt angeht, gibt es zwei Perspektiven. Manche befürchten einen massiven Verlust von Arbeitsplätzen durch vermehrten Einsatz von KI. Andere wiederum glauben, dass vor allem in der Entwicklung neue Berufe entstehen werden und die Arbeitsqualität zudem deutlich verbessert werden kann. Wie kann man die Rolle des Menschen in der Arbeitswelt neu und gewinnbringend definieren?

Expert:innen glauben, dass es in der Arbeitswelt der Zukunft hauptsächlich Berufe mit entweder niedrigem oder hohem Qualifikationsniveau geben wird, wenig dazwischen. Das wird damit begründet, dass Routineaufgaben, also repetitive und regelbasierte Aufgaben, häufig in Berufen mit mittlerem Qualifikationsniveau aufzufinden sind. Diese Aufgaben jedoch können Maschinen deutlich effizienter und schneller erledigen als Menschen.

Auch herausgefunden wurde allerdings, dass es zwar zu einer Verschiebung in der Arbeitswelt kommt, aber nicht unbedingt zu insgesamt weniger Arbeitsplätzen. Die Berufe sehen einfach nur anders aus und werden teilweise durch KI unterstützt und entlastet. In Deutschland beispielsweise ist der Arbeitsmarkt über die vergangenen Jahre hinweg nicht der Gleiche, jedoch weitestgehend stabil geblieben.

Natürlich sind all dies bloße Prognosen; wie genau die neue Arbeitswelt in einigen Jahrzehnten aussehen wird, darüber kann man diskutieren, sicher wissen kann man es nicht. Interessante Perspektiven für Interessierte bietet der bereits genannte Sammelband von Wittpahl. Eines allerdings ist Fakt: Wir sprechen hierbei nicht nur über die Zukunft. KI ist bereits in der Arbeitswelt angekommen.

Ein Beispiel von KI in der heutigen Arbeitswelt 

Wie könnte der Einsatz von KI in der Arbeitswelt zum Beispiel aussehen? – Wir von Scriptbakery haben uns mit dieser und ähnlichen Fragen auseinandergesetzt. Unsere KI, Alinea, die innerhalb der Software Scriptbakery wohnt, ist eine schwache KI, das heißt, sie lernt nicht selbständig oder kreativ, sondern wird dazu eingesetzt, menschliche Arbeit zu unterstützen. Das heißt, sie macht den Beruf, in dem sie eingesetzt wird, mitnichten obsolet, sondern verbessert lediglich die Arbeitsqualität. Sie unterstützt Lektor:innen bei der Annahme, Analyse und Korrektur von Manuskripten, ohne jedoch das menschliche Bauch-, Fingerspitzen- und Feingefühl zu besitzen, welches man benötigt, um in Zusammenarbeit mit Autoren und Autorinnen ein wirklich gutes Buch auf den Markt zu bringen. Sie wirkt also nur entlastend, nicht „entlassend“. 

Wie man sieht, gibt es bereits heutzutage vielfältige Möglichkeiten, KI in der Arbeitswelt gewinnbringend einzusetzen. Man sollte es nicht blind tun, sondern stets mitdenken, inwiefern der Einsatz Künstlicher Intelligenzen die Rolle menschlicher Arbeitnehmer:innen neu definiert. Tut man dies jedoch, kann KI im Arbeitsalltag mehr als hilfreich, sogar eine Bereicherung sein.

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