Willst du lieber Recht haben oder glücklich sein?

Willst du lieber Recht haben oder glücklich sein?

Vor einiger Zeit hat mich meine wunderbare Kollegin Constanze Rohrmann im Format Serviceplan Group Breakfast Club interviewt. Thema des Interviews: In neue Arbeitswelten mit einem systemischen Coachingansatz.

 

Hierbei geht es u.a. um den Wandel der Führungskultur, kommend aus einem traditionellem Rollenbild (die allwissende, charismatische Führungskraft, die den Weg vorgibt) hin zu einer situativen Führung in der die Mitarbeitenden im Vordergrund stehen. Moderne Führung schafft eine Umgebung, in der andere Menschen ihr Potential und ihre Stärken entfalten können.

 

🕹 Weg von Command and Control ➡ Vertrauen in die Selbstwirksamkeit und den Gestaltungswillen der Menschen 

 

🕵️ ♂️ Aber wie? Genau hier setzt die Idee ,,Führen wie ein Coach" ein. In One-on-Ones mit meinen Kolleg:innen und Mitarbeitenden stelle ich vor allem Fragen, anstatt Lösungen parat zu haben. Natürlich geht es hierbei nicht darum fachliche Fragen, mit Rückfragen zu beantworten.

😅 Vielmehr geht es darum, die persönliche Entwicklung und Reflektion anzuregen, ein Bewusstsein über den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern. Wir alle haben gute Ideen und Lösungsansätze für herausfordernde Situationen. Häufig braucht es nur einen Anstoß um diese bewusst zu entdecken und einzusetzen.⛅

 

Aber mal Hand aufs 💜, ich stelle die Hypothese auf, dass 90% der Herausforderungen im Arbeitsalltag versteckt hinter vermeintlich fachlich-inhaltlichen Themenstellungen ausgetragen werden und eigentlich emotionaler, zwischenmenschlicher Natur sind. „Mit dem kann man nicht arbeiten, er ist unzuverlässig und schickt immer alles zu spät raus, dabei weiß er genau, dass….“ Nun ja, weiß „er“ es denn so genau? Wurde die Erwartungshaltung klar formuliert? Und geht es wirklich noch um die Deadline, oder lässt spätestens die Verwendung von "immer" (Leseempfehlung: Die apokalyptischen Reiter, John Gottman) vermuten, dass hier bereits die Emotionen des Anklägers berührt sind.

 

Und an dieser Stelle kommt die Gewaltfreie Kommunikation (Marshall B. Rosenberg) ins Spiel. Ein Konzept und - noch viel wichtiger - ein Mindset, welches ich in meiner Coaching Ausbildung lernen durfte und was ich in meinem beruflichen Umfeld immer wieder gerne teile. Denn bei diesem Konzept, schaue ich immer erst mal auf mich und nicht auf den anderen. Die 4 Schritte die ich dabei durchgehe, sind:

 🦅 Beobachtung schildern – klingt leichter als es ist, da unser Gehirn gelernt hat, Komplexität durch schnelle Beurteilung und Interpretation zu vereinfachen à in unserem Fall wäre eine konkrete Beobachtung: Bis Dienstag 15.00 Uhr sollte das Dokument xy an den Kunden xy verschickt werden, das Dokument würde am Mittwoch um 17.00 Uhr verschickt

💛 Gefühl ausdrücken – welches Gefühl hat dieses Verhalten in mir ausgelöst: Ich war frustriert, dass dieses Dokument nicht rechtzeitig rausgegangen ist

🎯 Bedürfnis formulieren – das entscheidende Element der 4 Schritte, häufig fällt es uns gar nicht so leicht rauszufinden, welches Bedürfnis hier unerfüllt geblieben ist, aber ein Blick darauf ist essentiell, um zu verstehen, warum genau mich dieses Verhalten triggert: Mir ist als Mensch Verbindlichkeit wichtig, mein Tun und Handeln soll auch von der Außenwelt als verbindlich wahrgenommen werden

🐌 Bitte oder Wunsch formulieren – eine Bitte eröffnet dem Gegenüber die Möglichkeit Nein zu sagen, eine Anweisung nicht: Kannst du mir bitte xy Stunden/ Tage vorher Bescheid geben, wenn wir die Deadline nicht halten können? Aus dieser Bitte können sich dann weitere Gestaltungsräume auf beiden Seiten öffnen

 

Alleine die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen macht einen signifikanten Unterschied in der Wahrnehmung der herausfordernden Situation und in der drauffolgenden Kommunikation. Aus meiner Erfahrung schafft die Offenbarung von Gefühlen und Bedürfnissen, dem zeigen von vermeintlicher Schwäche, einen Raum, in dem auch das Gegenüber die Chance ergreifen kann sich zu öffnen. Häufig kommt man dann gar nicht mehr zu der Bitte, da eine empathische Verbindung zwischen den Parteien entstanden ist und verstanden wird, worum es dem Gegenüber geht.

 

Rosenberg beschreibt es so: Der Schlüssel ist Mitgefühl: für sich selbst, die eigene Wut, die eigenen Bedürfnisse. Das ist der erste wichtige Schritt. Mit diesem Mindset kann zueinander gefunden werden, wo sich die Fronten vielleicht schon verhärtet haben.

Es bedarf Übung, aber es lohnt sich. 🦥 Und wie Rosenberg so schön sagt: Willst du lieber Recht haben oder glücklich sein?

Mediascale GmbH & Co. KG Mediaplus Group #welovewhatwedo #gewaltfreiekommunikation

Veröffentlich von Corinna Garschke

Director People & Development Mediascale @ Serviceplan Group I Psychologist I Certified (dvct) Coach

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