Wo ist er eigentlich hin? Der Anstand
Vielen Menschen fehlt zunehmend eine von Omas alten Tugenden: Der Anstand. Geht dieser verloren, bleibt nur eine Gesellschaft voller windiger Schurken. Der Anstand ist eine Basis der Gesellschaft und in Unternehmen, die uns zeigen sollte, wie wir einander richtig behandeln und; dass wir alle eine moralische Pflicht haben, dementsprechend zu leben. Diese Bedeutung von Anstand ist wichtiger als je zuvor, weil es ein großes Ausmaß von Anstandslosigkeit gibt, was uns alle, auch die Unternehmen, schwer schädigt.
Was prägt eigentlich unsere Gesellschaft und die Unternehmen?
Ist es die Pflegekraft, die sich ein Stück Kuchen vom Essenstablett nimmt, weil sie wegen der zu versorgenden Patienten sonst nicht zum Essen kommt und nun fristlos gekündigt wird?
Ist es die Führungskraft, die von wertschätzendem Umgang miteinander spricht und einen Mitarbeiter vor versammelter Mannschaft abkanzelt? Oder sind es die Mitarbeiter, die wertschätzenden Umgang der Führungskräfte mit ihnen einfordern, gleichzeitig aber alles schlecht machen, was ihnen persönlich nicht in den Kram passt - weil sie glauben, sie seien wichtiger als alle anderen.
Sind es die Profifussballer, die mit goldenen Schuhen, einen Vertrag bei einem Verein unterschrieben haben und diesem nun mitten im Abstiegskampf mitteilen, dass sie nächste Saison woanders mehr Geld verdienen?
Ist es der Mediziner, der sein Fach studiert hat, um anderen Menschen zu helfen? Nun muss er im Krankenhaus immer mehr Verwaltungsaufgaben übernehmen, Listen ausfüllen bis er zunehmend unzufrieden wird, weil er diesen Aufwand lieber an den Menschen ausüben möchte.
In der politischen Sphäre scheinen Anstand und Respekt oft der Machtstrategie zu weichen. Populisten bedienen sich einer Sprache, die beleidigt, spaltet und polarisiert, anstatt zu verbinden. Ein Beispiel hierfür ist die bewusste Diffamierung von politischen Gegnern in den sozialen Medien oder bei öffentlichen Auftritten. Persönliche Angriffe, Fake News und die Missachtung demokratischer Grundwerte wie der Fairness sind keine Seltenheit mehr. Solche Entwicklungen haben das Potenzial, das Vertrauen der Bürger in politische Institutionen nachhaltig zu beschädigen. Manchmal schaue ich die Nachrichten und weiß nicht, ob ich erschrocken oder einfach nur traurig sein soll. Politiker verbringen mehr Zeit damit, sich selbst zu inszenieren, als Lösungen für die echten Probleme zu finden. Früher gab es auch Streit in der Politik, das ist nichts Neues. Aber es hatte mehr Würde, finde ich. Man konnte unterschiedlicher Meinung sein, ohne den anderen gleich bloßzustellen oder ihm den Anstand abzusprechen.
Auch in der Wirtschaft zeigt sich die Krise des Anstands. Unternehmen, die sich skrupelloser Praktiken bedienen, um maximale Gewinne zu erzielen, schaden nicht nur ihrer eigenen Reputation, sondern der gesamten Gesellschaft. Skandale wie Umweltzerstörung, Ausbeutung von Arbeitskräften oder Steuerhinterziehung illustrieren, wie kurzfristiges Denken und mangelnde Rücksichtnahme auf soziale und ökologische Belange den Anstand auf der Strecke lassen. Beispiele wie der Diesel-Abgasskandal oder die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie verdeutlichen die Notwendigkeit, wirtschaftliches Handeln stärker an ethischen Standards auszurichten. Aus der Arbeitswelt kenne und höre ich viele Geschichten von anderen Unternehmern, die mich nachdenklich machen. Früher war ein Geschäft noch eine Sache des Vertrauens. Der Handschlag eines "ehrbaren Kaufmanns" hatte Gewicht, und die Menschen wussten: "Wenn ich auf Kosten anderer Erfolg habe, zahle ich irgendwann den Preis". Das gleiche Bewusstsein schienen auch die meisten Mitarbeiter zu haben. Sie arbeiteten viele Jahre im gleichen Unternehmen, nicht selten das gesamte Leben. Sie waren scheinbar weniger stark nur am eigenen Profit orientiert, sondern an der Atmosphäre und Sicherheit. Heute scheinen viele nur nach dem schnellen Erfolg zu streben, ohne an die Konsequenzen zu denken.
Die Generation Z, geprägt durch die Omnipräsenz sozialer Medien, steht vor besonderen Herausforderungen in Bezug auf Anstand. Plattformen wie TikTok, Instagram oder X fördern oft eine Kultur der Selbstdarstellung und Aufmerksamkeit um jeden Preis. Grenzüberschreitendes Verhalten, Einsamkeit, Cyber-Mobbing oder Shitstorms sind nur einige der Phänomene, die das digitale Miteinander belasten. Meine Kinder wachsen also in einer Zeit auf, in der alles online ist. Manchmal sitze ich neben meiner Frau im Restaurant und sehe Kinder, die am Tisch unter Beaufsichtigung ihrer eigenen Eltern eigentlich nur auf Bildschirme starren. Augenkontakt zu anderen Menschen, die Gerüche wahrnehmen, den Geschmack genießen - Fehlanzeige. So viele der Videos auf den sogenannten "sozialen" Plattformen, drehen sich nur um Aufmerksamkeit – wer ist lauter, wer ist provokanter? Natürlich gibt es auch Gutes: Junge Menschen, die für den Klimaschutz kämpfen oder für Gerechtigkeit einstehen. Aber dann sehe ich wieder, wie sie sich gegenseitig im Netz zerreißen, und ich frage mich: Haben wir als Gesellschaft verlernt, aufeinander zuzugehen?
Im alltäglichen Umgang scheint der Anstand ebenfalls zunehmend in den Hintergrund zu rücken. Ob im Straßenverkehr, in der Warteschlange oder bei Diskussionen in der Nachbarschaft – Rücksichtslosigkeit, Respektlosigkeit und Egoismus bestimmen häufig das Bild. Der Ton in Debatten wird schärfer, die Bereitschaft zuzuhören geringer. Viele beklagen eine allgemeine Verrohung der Sitten, die in hitzigen Diskussionen zu Themen wie Migration, Klima oder Corona besonders deutlich wurde.
Den Wert eines Menschen bestimmt immer mehr seine Brieftasche, könnte eine andere Erkenntnis sein. Ich bin stärker, hab mehr Kohle, den besseren Anwalt und ich sitze das aus. Es gibt keinen Grund auf dieser Welt, Leute mit dieser Einstellung durchkommen zu lassen. Sie diskreditieren immer mehr als nur sich selbst: Führung, Marktwirtschaft, die Notwendigkeit zur Veränderung. All das steht auf dem Spiel, wenn wir solche Vögel einfach gewähren lassen.
Das ist das, was Oma wusste. Seid anständig. Oder rechnet mit Gegenwind, der so stark wird, dass ihr euch nicht halten werdet, ganz gleich, an welche Illusionen ihr euch auch klammert.
Warum ist Anstand im Unternehmen so wichtig?
Anstand ist nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor. Studien zeigen, dass Unternehmen, in denen eine respektvolle und wertschätzende Kultur gelebt wird, eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität aufweisen. Dies führt zu einer geringeren Fluktuation und niedrigeren Rekrutierungskosten. Kunden und Geschäftspartner reagieren ebenfalls positiv auf Unternehmen, die ethisch handeln und Respekt vor ihren Stakeholdern zeigen.
Ein Umfeld, das von Anstand geprägt ist, fördert zudem Innovation: Mitarbeiter fühlen sich sicherer, ihre Ideen einzubringen, und interdisziplinäre Teams arbeiten effektiver zusammen. Doch der Aufbau einer solchen Kultur ist keine Selbstverständlichkeit – sie muss aktiv gestaltet und vorgelebt werden.
Anstand, wie auch Führung ist in erster Linie eine Charakterfrage. Das gilt, wenn man CEO ist oder Abteilungsleiter oder sich selbst führt, womit erst die Berechtigung dafür erlangt wird, das auch anderen als Dienstleistung anzubieten. Charakter heißt nicht nur Unverwechselbarkeit und Originalität, sondern vor allen Dingen auch moralisches und ethisches Verständnis.
Anstand ist, wenn man könnte, es aber lässt, Anstand ist, wenn man Dinge benennt, ohne andere klein zu machen.
Dieser Begriff "Anstand" umfasst eben weit mehr als Höflichkeit – er steht für Respekt, Integrität, Empathie und ethisches Handeln. Unternehmen, die Anstand in ihre Unternehmenskultur integrieren, profitieren von einer stärkeren Mitarbeiterbindung, einem positiven Image und nachhaltigeren Geschäftsbeziehungen.
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Die Rolle eines Lernmanagementsystems bei der Vermittlung von Anstand
Doch wie lässt sich Anstand in der Belegschaft fördern? Ein intelligentes Lernmanagementsystem (iLMS) bietet hier eine vielversprechende Lösung, indem es nicht nur fachliches Wissen, sondern auch soziale Kompetenzen effektiv vermittelt. Das fachliche Wissen wird ergänzt durch einen gefestigten Charakter, der sich an Tugenden orientiert, die die Wirtschaftlichkeit fördern. Redlichkeit, Sparsamkeit, Weitblick, Ehrlichkeit, Mäßigkeit, Schweigen, Ordnung, Entschlossenheit, Genügsamkeit, Fleiß, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Mäßigung, Reinlichkeit, Gemütsruhe, Keuschheit und Demut - und diese Charaktereigenschaften werden in einem Lern- und Wirkungsprozess durch das iLMS erworben, um ein Ehrbarer Kaufmann zu werden.
Ein iLMS bietet eine strukturierte Plattform zum Lernen von all dem, was für die Mitarbeiter und die Unternehmung relevant erscheint: Vom Pre- und Onboarding über fachliche Schulungen, Prozessschulungen, Betriebsanleitungen, Qualitätsmanagement, Compliance-Regeln bis hin zur individuellen Schulung der sozialen Kompetenzen im Unternehmen. Dabei spielt das iLMS eine doppelte Rolle:
Das iLMS integriert Gamification-Elemente, um das Lernen motivierender zu gestalten. Feedbackschleifen und regelmäßige Assessments sorgen dafür, dass die Inhalte nachhaltig verankert werden.
Nutzen für das Unternehmen
Das iLMS, das sowohl fachliche als auch soziale Inhalte vermittelt, bietet zahlreiche Vorteile:
Trotz aller Krisen gibt es also Hoffnung. Immer mehr Menschen und Unternehmen erkennen, dass Anstand kein überholtes Konzept ist, sondern ein Wert, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Diese "Säulen des Anstands" engagieren sich für ein besseres Miteinander, indem sie Verantwortung übernehmen, anderen mit Respekt begegnen und selbst in schwierigen Situationen Haltung bewahren. Sie finden sich in der Politik, in Unternehmen, in jeder Generation und im täglichen Leben – oft unsichtbar, aber von unschätzbarer Bedeutung.
Jeder Mensch hat die Möglichkeit, Teil dieser Säulen zu werden. Anstand beginnt im Kleinen: ein freundliches Wort, ein respektvoller Umgangston, ein offenes Ohr für andere. Wenn wir diese Werte leben und weitergeben, können wir die Krise des Anstands überwinden und eine Gesellschaft schaffen, in der Respekt, Solidarität und Empathie wieder die Grundlage unseres Zusammenlebens bilden.
Anstand hat vielleicht schwierige Zeiten, aber er ist nicht verschwunden. Manchmal glaube ich, er schläft nur und wartet darauf, dass wir ihn wecken. Und das Schöne ist: Es ist nie zu spät, wieder anständig zu sein. Jeder von uns kann etwas tun. Ein bisschen mehr Rücksicht, ein bisschen weniger Egoismus. Ein Lächeln mehr, ein Streit weniger.
Oma wusste, dass sich das Blatt wenden kann. Die Zeiten ändern sich - und wir uns in ihr!
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2 MonateDie Werte, die wir früher als selbstverständlich annahmen, scheinen mittlerweile in Vergessenheit geraten zu sein.
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2 MonateDer Anstand fängt mit einer ausführlich und inhaltlich bedachten E-Mail an und endet mit einem persönlichen DANKE. Heute ist alles so schnelllebig und voller AI. Wer sich hier noch die Zeit nimmt und Mühe gibt seinem Gegenüber respektvoll zu begegnen, der gewinnt.