Wiederkehrende Tierseuchen: EU-Staaten ergreifen Maßnahmen zur Bekämpfung

In der Seuchensaison 2021-2022 mussten 48 Millionen Vögel in den betroffenen EU-Betrieben geschlachtet werden, davon 21 Millionen in Frankreich. [SHUTTERSTOCK/Pordee_Aomboon]

Mehrere Tierkrankheiten sind in diesem Sommer in der EU wieder aufgetaucht, was die Besorgnis über die Auswirkungen auf die Exporte verstärkt. Die behördlichen Maßnahmen führten zu Transportbeschränkungen und zur Schlachtung von Tausenden von Tieren, während Landwirte finanzielle Verluste erleiden.

Euractiv hat die dringlichsten Krankheiten untersucht, die den Tierhaltungssektor der EU derzeit herausfordern.

Ziegenpest

Seit Mitte Juli kämpfen Griechenland und Rumänien gegen die Peste des Petits Ruminants (PPR). Sie ist auch bekannt als Ziegenpest – ein schweres Virus, das Schafe und Ziegen befällt.

Am 20. August kündigte die Europäische Kommission Sperrzonen an, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Griechenland und Rumänien gehören neben Frankreich und Spanien zu den größten Ziegenerzeugern in der EU.

Nach den EU-Sicherheitsprotokollen müssen ganze Herden geschlachtet werden, wenn eine Infektion festgestellt wird. In Griechenland wurden seit Juli mehr als 18.000 Tiere getötet, während Rumänien mehr als 200.000 Ziegen aus dem Verkehr ziehen musste.

Die von der Regierung verhängten Beschränkungen für Tiertransporte und Schlachtungen im ganzen Land führten in den ersten Augustwochen zu einem Mangel an Schafsfleisch in griechischen Supermärkten.

Seit dem 19. August gelten die Beschränkungen nur noch in den betroffenen Gebieten. Ein nationales Ausfuhrverbot für griechische Schafe und Ziegen bleibt jedoch bestehen, ebenso wie in Rumänien.

Griechische und rumänische Landwirte kämpfen mit Ziegenpest

Ein tödliches Virus, das Schafe und Ziegen befällt, wütet weiterhin auf griechischen und rumänischen Bauernhöfen. Die Regierungen beider Staaten haben daraufhin Beschränkungen für Tiertransporte erlassen, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen.

Schweinepest

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist ein hochansteckendes und für Schweine oft tödliches Virus. Im August ist es in neuen Ausbrüchen in Deutschland, Polen und Italien wieder aufgetaucht.

Am 20. August schlug die Europäische Kommission strengere Beschränkungen für die deutsche Region Baden-Württemberg vor, nachdem neue Fälle bei Zuchtschweinen festgestellt worden waren. Auch Italien meldete neue Ausbrüche in den Regionen Piemont und Lombardei. Dies führte ebenfalls zu einer Ausweitung der betroffenen Gebiete. In der polnischen Region Kujawsko-Pomorskie gab es ähnliche Entwicklungen.

Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) verzeichnete die EU im Jahr 2023 die höchste Zahl von Schweinepestausbrüchen seit dem ersten Auftreten der Krankheit in der EU im Jahr 2014. Damals entfielen 96 Prozent der Fälle auf Kroatien und Rumänien.

Zuchtschweine infizieren sich in der Regel durch Kontakt mit Wildschweinen, kontaminierte Produkte oder Bisse von Lederzecken.

Derzeit gibt es weder einen Impfstoff noch ein Heilmittel für die Schweinepest, einer Krankheit, die die EU-Schweinefleischindustrie seit Jahren plagt. Seit 2020 hat China die Einfuhr von Schweinefleisch aus Deutschland aufgrund von Bedenken verboten. Deutschland ist neben Spanien der größte Schweinefleischproduzent in der EU.

Vogelgrippe

Im August wurden in Frankreich zwei neue Fälle von Vogelgrippe (hochpathogener aviärer Influenza (HPAI)) festgestellt. Frankreich ist momentan das am stärksten von dieser Viruserkrankung betroffene EU-Staat.

In der Seuchensaison 2021-2022 mussten 48 Millionen Vögel in den betroffenen EU-Betrieben geschlachtet werden, davon 21 Millionen in Frankreich.

Der erste seit Januar bestätigte Fall in Frankreich wurde am 13. August in einem Geflügelbetrieb in Ille-et-Vilaine in der Bretagne festgestellt. Der zweite Fall am 20. August, betraf eine Putenfarm im Morbihan, ebenfalls in der Bretagne.

Im August meldete auch Portugal seinen ersten Ausbruch der Vogelgrippe seit 2022, nachdem eine Wildmöwe positiv auf das Virus getestet wurde.

Obwohl die Gesamtzahl der Nachweise in Europa die niedrigste seit der Saison 2019-2020 ist, zirkuliert das Virus weiter. Die Gesundheitsbehörden empfehlen eine verstärkte Überwachung während des Sommers.

Frankreich bereitet sich auf eine neue Impfkampagne im Herbst vor. Im vergangenen Jahr wurde eine landesweite Impfaktion durchgeführt, die erste ihrer Art weltweit, deren Kosten zu 70 Prozent aus öffentlichen Mitteln finanziert wurden.

EU-Behörde: Vogelgrippe-Impfstoff garantiert keine Immunisierung von Geflügel

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat in einem am 17. April veröffentlichten Bericht erklärt, dass die Impfung gegen die Vogelgrippe keine vollständige Immunisierung der Vögel bewirken kann. Gleichzeitig bemüht sich Frankreich, die Auswirkungen der Krankheit zu verringern.

Virus der Blauzungenkrankheit

Das Virus der Blauzungenkrankheit (BTV) sorgte diesen Monat für Schlagzeilen. In Frankreich, Luxemburg und Dänemark wurden erstmals Fälle des BTV-Serotyps 3 (BTV-3) gemeldet, der mit einer erhöhten Sterblichkeitsrate bei Schafen verbunden ist.

Seit Beginn des Sommers häufen sich die Fälle auch in Belgien, den Niederlanden und Deutschland.

Die Blauzungenkrankheit wird durch Insekten verbreitet und befällt Wiederkäuer wie Schafe, Ziegen, Rinder und Hirsche. Sie ist nicht ansteckend, das heißt, sie kann nicht durch direkten oder indirekten Kontakt zwischen Tieren übertragen werden.

Der Typ-3-Stamm des Virus wurde erstmals 2017 in Sizilien (Italien) nachgewiesen. Dieser löste Alarm aus, als er im September 2023 den ersten schweren Ausbruch in der Region Amsterdam (Niederlande) verursachte und sich rasch auf die Nachbarländer ausbreitete.

Die Blauzungenkrankheit beeinträchtigt nicht nur die Milch- und Wollproduktion, sondern kann auch zu Fehlgeburten führen. In einigen Fällen kann sie tödlich enden, insbesondere bei Schafen.

Um die Epidemie einzudämmen, haben die Niederlande eine Notfallgenehmigung für drei neue Impfstoffe gegen BTV-3 erteilt. Bisher sind sie jedoch noch nicht EU-weit zugelassen. Andere Länder sind diesem Beispiel gefolgt.

Frankreich hat letzte Woche eine freiwillige Impfkampagne in den betroffenen Gebieten gestartet. Im Rahmen dessen hat die Regierung mehr als sechs Millionen Impfdosen kostenlos an Tierhalter verteilt.

Die betroffenen Mitgliedstaaten richten außerdem Sperrzonen ein. In diesen Zonen sind Tests für die Verbringung von Tieren vorgeschrieben, die für das Virus empfänglich sind. Das kann die Beeinträchtigung von Handelsströmen zur Folge haben.

Epizootische hämorrhagische Krankheit

Das Virus der epizootischen hämorrhagischen Krankheit (EHDV) hat ähnliche Symptome wie das Virus der Blauzungenkrankheit. Es wird ebenfalls von Stechmücken übertragen und bereitet den Viehzüchtern Sorgen.

In diesem Sommer ist der EHDV-Serotyp 8 in Frankreich wieder aufgetaucht, wo die Krankheit im September letzten Jahres zum ersten Mal ausgebrochen war. Letzte Woche gab die französische Regierung bekannt, dass landesweit mehr als 4.000 Ausbrüche in landwirtschaftlichen Betrieben registriert wurden.

Das Virus könnte sich innerhalb von 30 Wochen über die französisch-belgische Grenze ausbreiten, warnte die belgische Behörde für Lebensmittelsicherheit im Juli.

In Spanien häufen sich die Fälle im Norden des Landes, wo die Viehzüchter mehr Mittel zur Bewältigung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Seuche fordern.

Madrid genehmigte im Juli die vorübergehende Verwendung des ersten, in Spanien entwickelten Impfstoffs gegen die Krankheit.

In den letzten Wochen wurden auch in Nordportugal Ausbrüche verzeichnet.

Nach Angaben der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) war das Virus traditionell auf Nordamerika und Teile Asiens beschränkt. In den letzten zehn Jahren hat es sich jedoch aufgrund von Klima- und Umweltveränderungen auf die Mittelmeerländer ausgebreitet.

*Hugo Struna hat zu diesem Artikel beigetragen.

[Herausgegeben von Angelo Di Mambro/Rajnish Singh/Kjeld Neubert]

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