Das Wesen des Arztberufs ist es, einem Menschen, der gesundheitlich leidet und Hilfe sucht, zur Seite zu stehen: so gut es geht und ohne ökonomische Hintergedanken.

Eine Menge Leute, die zu uns Neurologen kommen, laut Studien bis zu 70 Prozent, wenden sich wegen Befindlichkeitsstörungen an uns, sei es aus Stress, Sorgen und Ängsten oder aus Vereinsamung – die wären früher zum Seelsorger oder zu einem Familienmitglied gegangen. Jetzt kommen sie zu uns. Kann man die einfach wegschicken und sagen: "Sie haben nichts"? Nein. Der indische Pizzabäcker mit einer Sieben-Tage-Woche und bedürftiger vielköpfiger Großfamilie, der es im Alltag nicht mehr aushält und zu uns kommt, hat ja wirklich Kopfschmerzen, die ihn quälen, auch wenn es keinen pathologischen neurologischen Befund gibt.