Ich habe leider ein schlechtes Namensgedächtnis. Die Namen meiner Freunde bekomme ich hin, aber wenn ich jemanden erst einmal gesehen habe, wird es wirklich schwierig. Ganz anders bei Essen. Egal ob ich einmal in meinem Leben in einer winzigen Bäckerei auf einer weit entfernten Insel etwas Leckeres gekauft habe oder überhaupt jemals irgendwo etwas Köstliches gegessen habe: Ich kann mich noch daran erinnern.

Auch diese Reiscrêpes habe ich einmal gegessen – vor locker 25 Jahren – und sie nicht vergessen. Gekocht hatte sie die Schwester meines Kommilitonen, deren Eltern aus Indien stammen. Während wir lernten und an Referaten arbeiteten, versorgte sie uns, unter anderem mit besagten Pfannkuchen. "Dosa würde ich das nicht nennen", sagte mir die junge Köchin, "meine Mutter würde mich dafür ausschimpfen." Denn für Original-Dosa aus Südindien, knusprige Pfannkuchen aus Reis und Linsen, werden die Zutaten normalerweise ungekocht eingeweicht, püriert und fermentiert – und das über Nacht. Für die Schwester meines Bekannten deutlich zu aufwendig. "Immer wenn ich Reis übrighabe, mache ich daraus eben Dosa, äh, Reiscrêpes!", sagte sie. Uns war der Zubereitungsprozess vollkommen schnuppe, Hauptsache, wir konnten uns kostenlos den Bauch vollstopfen. Nur fragen Sie mich bitte nicht mehr, wie die Schwester meines Kumpels hieß. Ich habe keine Ahnung.