Beitrag von Fabian Spies

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Pädagogische Fachberater mit Expertise in Kunst und Demokratiebildung

Am 6. Dezember 2024 trat die neue Personalverordnung für Kitas in NRW in Kraft. Sie soll Personalengpässe beheben, gefährdet jedoch die Qualität der frühkindlichen Bildung. Statt eine langfristige Lösung zu bieten, verstärkt die Verordnung den Einsatz von Ergänzungskräften ohne die nötige Fachqualifikation. Wie aus der in der letzten Woche veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung hervorgeht, sinkt der Anteil an Fachkräften in den Kitas in NRW kontinuierlich weiter. Demnach verfügten nur noch 31 Prozent der Kita-Teams über einen Fachkräfteanteil von 82,5 Prozent und mehr, der von der Arbeitsgruppe „Frühe Bildung“ von Bund und Ländern empfohlen wird. 2017 waren es noch 45 Prozent. Hingegen stieg der Anteil an Kita-Teams, in denen nur 50 bis unter 70 Prozent des pädagogischen Personals als Fachkraft qualifiziert sind, von 20 Prozent im Jahr 2017 auf 30 Prozent im Jahr 2023. Diese Entwicklung stellt nicht nur die pädagogische Qualität in Frage, sondern verschlechtert auch die Bedingungen für Kinder, Eltern und Fachkräfte gleichermaßen. Immer mehr Kitas müssen mit unzureichend qualifiziertem Personal arbeiten, was sich direkt auf die Qualität der frühkindlichen Bildung auswirkt. Die neue Verordnung verschärft dieses Problem, indem sie den Einsatz von Ergänzungskräften ermöglicht, die nicht die nötige Ausbildung und Erfahrung haben, um eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung zu gewährleisten. Fachkräfte in Kitas leisten mehr als Bildungsmaßnahmen – sie fördern die sozialen, emotionalen und kreativen Fähigkeiten der Kinder. Wenn der Anteil qualifizierter Fachkräfte verringert wird, gefährden wir die Zukunft unserer Kinder, insbesondere die von Kindern aus benachteiligten Familien, die auf gute frühkindliche Bildung angewiesen sind. Was wir brauchen, ist eine langfristige Lösung, die nicht nur kurzfristig Ergänzungskräfte einsetzt, sondern in die Ausbildung und Arbeitsbedingungen der Fachkräfte investiert. Es müssen mehr Ausbildungsplätze geschaffen und die Weiterbildung gestärkt werden. Zudem sollte eine klare Fachkräftequote festgelegt werden, um die Qualität der frühkindlichen Bildung zu sichern. Die frühkindliche Bildung ist der Grundstein für die Zukunft unserer Gesellschaft. Es braucht eine nachhaltige Strategie, die den Fokus auf Ausbildung und Wertschätzung der Fachkräfte legt. #BildungFürAlle #FrühkindlicheBildung #Chancengleichheit #Fachkräftemangel #NRW

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Simone V.

Academic Coach for German as a Foreign Language 🗣️ Let‘s push your professional German conversation skills to the next level Produktmanagerin FH

2 Wochen

Hallo, vielen Dank für den Beitrag. Mir fehlt etwas der POV der akut von dem Qualitätsabfall Betroffenen undzwar derjenigen Kinder, die konkreten Verletzungen körperlicher und psychischer Art durch betreuende Erwachsene ausgeliefert sind und waren. So gibt es in Kitas zusätzlich zu den negativen Auswirkungen auf die Qualität der frühkindlichen Bildung, eine steigende Zahl von Misshandlungen, Unfällen und Fällen psychischer Gewalt gegen Kinder, die durchaus der desolaten Lage zugeschrieben werden können. Wir befinden uns längst in einer Situation, in der wir diese existenziellen Verfehlungen deutlich benennen sollten. Diese Fälle müssen als aktiv von den Entscheider*innen in Kauf genommene strukturelle Gewalt und Vernachlässigung mit Namen von Politiker*innen verknüpft werden. Erst dann wird sich etwas ändern.

Vanessa Zillekens

Gründerin bei INCQ | Workshops, Coaching, Blended Learning. Ich unterstütze soziale Organisationen, Träger, Teams, Leitungen und Fachkräfte bei ihrer Entwicklung. Nie 0815! Immer innovativ und zielorientiert! 🙌🏻

2 Wochen

Das ist sehr treffend formuliert. Ich möchte einen Gedanken ergänzend hinzufügen: Es bleibt für mich abzuwarten, wie viele Einrichtungen und Trägerschaften die neue Personalverordnung überhaupt umsetzen können. Gerade in Krankheitsphasen lassen sich die benötigten Ergänzungskräfte, die ja dann im Dienst sein müssen, schließlich auch nicht einfach 'backen'. Was für mich momentan bleibt, ist das völlig falsche Signal: Die neue Personalverordnung stellt nicht nur den Qualitätsanspruch der Einrichtungen infrage, sondern spielt meines Erachtens auch die verschiedenen Anspruchsgruppen mit ihren Sorgen und Nöten – Kinder, Eltern, das Personal und die Träger – gegeneinander aus. Viele Einrichtungen, die ich kenne, spüren diese Auswirkungen bereits jetzt. Und das in einer Zeit, in der sich ohnehin zunehmend Fronten verhärten.

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