Beitrag von Jürgen Dr. Kaack

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An der Gestaltung der Zukunft arbeiten

Vor über 30 Jahren hat eine recht junge - damals gerade zwei Jahre alte und noch nicht allgemein bekannte Telefongesellschaft die Marktführerschaft unter den Mobilfunk Service-Providern errungen. debitel hatte zwar damals mit Daimler, Metro und Nynex starke Mütter, deren Beitrag zum vertrieblichen Erfolg allerdings erst in den Folgejahren und in Verbindung mit verlässlichen Mobiltelefon-Lieferungen in großen Mengen richtig zum Tragen kam. In den ersten Jahren hatte debitel einzelne Fachhändler und kleinere Kooperationen als Vertriebspartner - gegen die etablierten Anbieter wie Bosch, Dekra, Siemens-Fachhändler-Organisationen. Nach einem zögerlichen Start konnten Zug um Zug alle Wettbewerber überholt werden, nur der Bosch eigene Service-Provider Bosch-Telecom-Service (BTS) stand lang mit großem Abstand an der Spitze! Ohne große Marketing-Budgets für Werbung und Abschluss-Provisionen hat sich debitel primär über PR und Kommunikation eine zunehmend steigende Bekanntheit im Markt aufgebaut. Ergänzt durch passende Marketing-Aktionen wie eine "C in D Tauschaktion" (d.h. Tausch von alten analogen C-Netz in moderne digitale D-Netz-Geräte) und (scheinbar) innovative Mehrwertdienste (u.a. Hotelbuchung, Parkplatzreservierung, sekundengenaue Abrechnung, internationale Telefonkarten), konnte ein Markenkern aufgebaut werden und der Vertriebserfolg stimuliert werden, so dass vor ca. 30 Jahren die erfolgreiche BTS überholt werden konnte. Kurz danach hat Bosch das Geschäftsfeld verkauft und BTS wurde mit debitel fusioniert. Im Vergleich zu einigen der Wettberwerber hatte debitel den Vorteil, im Service-Providing nicht mit anderen Geschäftsfeldern zu konkurrieren, z.B. der Vermarktung eigener Mobiltelefone oder von Automobilelektronik. Trotzdem ist der Erfolg von debitel aus meiner subjektiven Sicht eine der seltenen Erfolgsgeschichte für konsequenten und zielgerichteten Unternehmensaufbau sowie für ein hochmotiviertes Team, das auch nach Fehlschlägen hartnäckig weitergemacht hat. Die Vorbereitung und Planung für das Unternehmen hat allerdings auch fast zwei Jahre gedauert und schon viele der späteren Schritte beschrieben (z.B. die Aufteilung der Tarifpläne nach Nutzungsverhalten und mögliche Kooperationen für die Absicherung des Erfolgs). Ich bin stolz darauf, bei dieser Entwicklung dabei gewesen zu sein und meinen Teil als Leiter des Planungsteams und später als verantwortlicher Leiter von Marketing und Vertrieb beigetragen zu haben. Auch wenn es um das Geschäftsmodell des Service-Providers im Vergleich zu anderen Geschäftsmodellen ruhiger geworden ist, dürfte es auch in Verbindung mit dem Glasfaser-Markt deutlich an Bedeutung gewinnen, sobald der Glasfaserausbau in der Fläche voranschreitet und es statt eines unwirtschaftlichen und i.d.R. ineffizienten Überbaus vorhandener Infrastrukturen zu einer verstärkten Zusammenschaltung kommt. Dann kann der Dienstewettbewerb unter den Anbietern anstatt des Infrastruktur-Wettbewerbs in den Vordergrund treten.

Tolle Pionierzeit. Da haben wir viel bewegt und die richtigen Weichen gestellt.

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